Was ist los mit dem Journalismus und dem öffentlichen Diskurs? Ist etwa das Reden und Schreiben über Dinge zu einem Ende gekommen? Fakten und Fiktion, Rechts und Links, Freiheit und Grenzen – Themen, die eine respektvolle Debatte fordern. Manchmal scheint es aber gar nicht mehr um die Sache zu gehen, sondern viel mehr darum, wer überhaupt diskutieren darf. Grundsatzfrage: Sollte man mit jedem reden? Auch mit Rechten und Diskriminierenden, mit alten weißen Männern? Unbedingt! Da sind sich Freitag-Verleger Jakob Augstein und Autorin Sophie Passmann schon einmal einig. Dass die gewiss nicht für alle Themen gilt, stellen die beiden Diskursler bei „zwei um acht“ unter Beweis.
Jakob Augstein diskutiert mit Sophie Passmann über die aktuelle Debattenkultur, linke Utopien, Europa und alte weiße Männer
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Sophie Passmann ist Moderatorin und Autorin. Ihr Buch „Alte Weiße Männer“ war ein Bestseller, sie ist Ensemble-Mitglied des Neo Magazin Royale mit Jan Böhmermann und Moderatorin bei 1LIVE. Sie schreibt monatlich die Kolumne „Alles oder Nichts“ für das ZEITMagazin und moderiert außerdem den Fernseh-Podcast „Die Schaulustigen.“ In der Zeit, die übrig bleibt, redet sie auf Instagram über Politik und auf Twitter zettelt sie Streit mit alten weißen Männern an.
Das Gespräch wurde im Rahmen des radioeins und Freitag Salon am 03.06.2019 in der Berliner Volksbühne aufgezeichnet
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Im radioeins & Freitag Salon setzt sich der Journalist und Verleger Jakob Augstein einmal im Monat mit einem Gast an den Tisch und redet – über das Politische in der Kultur, über die Gesellschaft und ihre Zwänge, über die Mechanismen von Öffentlichkeit und Lüge, und über das Verschwinden der Demokratie im Kapitalismus. Radioeins sendet live. Hier verstummt die Erregungsmaschine des Internets. Der radioeins & Freitag Salon ist "unplugged", wie man früher gesagt hätte. Echte Menschen reden über echte Themen und üben sich in Fähigkeiten, die rar zu werden drohen: Zeit nehmen, zuhören, verstehen, lernen. Das – unerreichte – Vorbild dieses aktuellen politischen Diskussionsformats sind die legendären Gespräche des Journalisten Günter Gaus, die im Fernsehen gezeigt wurden, als dieses noch schwarz-weiß war.
Jakob Augstein ist seit 2008 Verleger und Chefredakteur der Wochenzeitung „der Freitag“. 1967 in Hamburg geboren, studierte er von 1989 bis 1993 Politik an der Freien Universität Berlin und am Institut d'études politiques de Paris. Er war zehn Jahre lang für die Süddeutsche Zeitung als Reporter in Berlin und den neuen Bundesländern unterwegs. Von 2011 bis 2018 schrieb er die Kolumne „Im Zweifel links“ auf „Spiegel online“ und liefert sich mit dem stellvertretenden Chefredakteur der Bildzeitung, Nikolaus Blome, in der Phoenix-Sendung „Augstein und Blome“ einen wöchentlichen Schlagabtausch zum politischen Thema der Woche.
Kommentare 8
Ich habe Sophie Passmann im Podcastße mit Jürgen Wiebicke gehört und über ihr Buch in der WDR5 „Redezeit“ sprechen gehört. Diesen Podcast werde ich mir gleich anhören. Aber vorher will ich sagen:
Unfassbar, dass ich die Passmann mag, aber mir beim Lesen des Textes oben wie immer beim Begriff „Alte weiße Männer“ (hier augsteinhaft erweitert zu: Diskriminierende alte weiße Männer) der Kamm schwillt; das winzige Pimmelchen. Unweigerlich will ich die Kategorie des „Strubbelstrunzdummen jungen weißen Fräuleinchens“ aufmachen; einfach nur aus Rache. Um danach in meinem neuen Buch (kaufen, kaufen!) und in unzähligen Hör- und Seh-Formaten zu erklären, dass das doch alles gar nicht so gemeint ist und die hysterischen Bitches sich doch bitte nicht so auffallend künstlich über meine kleine Zuspitzung aufregen sollen.
Unfassbar, wie nonchalent, fast freudig erregt vermeintlich Linke den Furor noch weiter wachkitzeln, den sie zu bekämpfen vorgeben. Mit (sprachlichem) Extremismus gegen Extremismus - ganz tolle Wurst, wirklich. Und da hilft es, wie gesagt, nicht einmal (mir), Sophie Passmann zu mögen oder das, was sie sagt, für eigentlich ganz vernünftig zu halten.
Gestern auch mal in „Die empörte Republik“ (ZDF Mediathek) reingeschaut - und nur mit dem Kopf geschüttelt. Zumindest viel. Realsatire. Einer der aktivsten Teilnehmer der sich nach oben schraubenden (verbalen) Extremismus- Spirale fährt mit dem Zug durch‘s Land und fragt sich, warum alle so plärren. Na, vielleicht kommt er gemeinsam mit der Nichtdiskriminierenden, dem Fräuleinwunder Sophie P. drauf. Das höre ich mir jetzt mal an. Denn ich muss Buße tun, ich mieses, dreckiges Schwein ich.
Aber das verstehen Sie beide nicht. Die Kasse soll schön weiter klingeln. Und das gönne ich Ihnen von Herzen!
So, gehört. Nach 10 Minuten steht es 10:1 für Augstein. Aus der Grube arbeitet Passfrau (<— spitzfindiger Humor!) sich dann langsam wieder heraus. Spätestens als sie einwirft, dass sie zig mal am Tag Dinge sagt, ab und zu auch twittert, die sie „besser nicht gesagt“ hätte. Das ist reflektiert. Denn wem geht es schon anders?
Am Ende des Gesprächs nicht einfach einzugestehen, dass „Alter weißer Mann“ die dümmlichste Begriffsschöpfung des Jahrhunderts ist, darauf wartet man natürlich vergebens. Da wird lieber eine Harakiri-„Argumentation“ gefahren, an deren Ende steht, dass Schwulsein vor‘m Altenweißenmannsein schützt. Da soll ich jetzt raten, wem dieser Irrsinn besser gefällt, mir (schwul) oder den Strategen von AfD & Co.
Unfassbarer unsouverän und eitel und jung auch, es nicht auszuhalten, dass Jan Fleischhauer als „gefährlicher Interview-Partner“ beschrieben wird. Nein, aus diesem vergifteten Lob muss ein abwertender Angriff auf das liebe Fräuleinchen gedreht werden, als das man sich dann mal eben fühlt - und das Publikum johlt. Bemitleidenswert, wirklich. Die Passmann is nix und hat nix und kann nix. #heulheul Lächerlich, aus meiner Sicht aus betrachtet, der ich tatsächlich nichts habe und nichts bin. Durch und durch elitäres Gewäsch.
Sehr schade, denn sie ist wirklich nicht dumm. Ganz im Gegenteil. Sie muss es nur schaffen, ihren Verstand zu entfesseln und sich von den bescheuerten Dogmen zu lösen, von denen sie offenbar glaubt, wie so viele, dass etwas entsetzlich Böses aus ihr herausbrechen könnte, wenn sie sich gewissen Zwängen nicht unterwirft - und sei es für einen kurzen Moment. Diese Angst ist unbegründet; für „absolutistisch“ erachtetes Nachles- und Nachhörmaterial auf Twitter oder jetzt im dF-Podcast-Bereich hin oder her.
Debatte ist Prozess ist Demokratie - oder wie war das in „Die empörte Republik“ noch gleich? Universalismus ist Universalismus, Moral ist Moral und Recht ist Recht. Nicht wahr, Herr Augstein? Stimmt doch.
Schön‘ Tach auch.
Ach, Herr Fischer, nehmen Sie es doch nicht persönlich.
Sie sind doch gar nicht gemeint.
Der Begriff ist eine «Chiffre»und steht (mal so ungefähr) für das hier:
«Dass man privilegiert ist aufgrund seiner Rasse und seines Geschlechtes. Dass man sich dieser Privilegiertheit nicht bewusst ist, sondern sie für selbstverständlich hält. Die Annahme, sämtliche Vorteile, die sich aus dem Leben als weisser Mann in gewissen Momenten ergeben, könne man sich selber zuschreiben, zählt ebenfalls dazu. Kein Bewusstsein für die eigene Privilegiertheit zu haben, bedeutet gleichzeitig, blind zu sein für die Benachteiligung der anderen.
Der Ausdruck bezeichnet eine Geisteshaltung, umschreibt ein Festhalten an überholten Rollenbildern und Privilegien und damit einhergehend auch die Angst vor Machtverlust und vor mehr Gleichheit. Dabei ist längst klar: Macht soll nicht mehr ausschliesslich in Old Boys Clubs stattfinden. Wer daran festhält, ist: ein alter weisser Mann.»
O.k., nach 80% inhaltlicher Übereinstimmung mit dieser Definition gibt es auch alte, weisse Männer, die eigentlich jung und/oder farbig sind, sichelförmige Augen oder sogar ein weibliches Geschlecht haben.
Man (und Frau) könnte(n) alte, weisse Manner, bzw. jene, für die diese o.g. Definition im Grossen und Ganzen zutrifft, auch einfach als ignorante und übermässig selbstbezogene Arschlöcher bezeichnen (oder als verwöhnte Wohlstandskinder, die an der imperialen Lebensweise Ihrer Vorfahren festhalten und daran partizipieren).
Und, das wissen wir auch, gerade die Arschlöscher(Innen?), das sind IMMER die Anderen.
Das Definitions-Zitat stammt übrigens von hier:
https://www.bluewin.ch/de/leben/lifestyle/boese-alte-weisse-maenner-260109.html
Es interessiert mich nicht, ob ich gemeint bin oder nicht. Ich arbeite mich an der hirnrissigen Verkürzung ab, weil ich sie für mindestens so gefährlich weil kontraproduktiv halte, wie Grönemeyers geistesgestörte Idee, zu „diktieren“, wie die Gesellschaft „auszusehen hat“. Das ist krank, ob es nun von rechts oder von links kommt. Das schürt den ohnehin vorhandenen Hass nur weiter in ungeahnte Höhen und verhärtet und radikalisiert die Seiten. Eine/r dem/der anderen Vorlagen-Lieferer - immer schriller, immer liebloser, immer schweinischer. Wo soll das hinführen? Kein Plan, wie man mit diesem Echtzeit-Drama so süffisant und sorglos umgehen kann. Lupenreine Eskalations-Spirale vom Allerfeinsten.
Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen dem, was „Alter weißer Mann“ meint und dem faschistischen #MenAreTrash? Und ist der prügelnde, in London residierende Multimillionär Grönemeyer Alter weißer Mann oder Humanist? Und bin ich, der ich mit meinem identitätspolitischen Schwulsein dem Sozialismus so arg im Weg stehe, wie ich immer höre, also Faschist, wie ein gewisser Florian Schroeder mir heute einreden will, weil ich mir von nichts und niemandem diktieren lasse, ob ich auf offene EU-Außengrenzen stehe oder nicht und/oder welche Partei ich in freien und geheimen Wahlen zu wählen oder nicht zu wählen habe. Es ist doch ein unfassbarer Irrsinn der von materiellen Sorgen befreiten Plärr-Linken zu glauben, alles, was ihren eklatanten Irrsinn nicht mitmachte, müsse AfD-Wählerschaft sein. Das ist nicht so - und wird bei mir nie so sein. Eher friert die Hölle zu.
«bin ich, der ich mit meinem identitätspolitischen Schwulsein dem Sozialismus so arg im Weg stehe, wie ich immer höre»
Von wem hören Sie denn das?
Und mit Ihrer ständigen, larmoyanten Heulsuserei , dass «die Linken» (und Leute wie Grönemeyer und Florian Schröder) mit Ihren «irrsinnigen Forderungen» und Ihr mantramässig an die Wand gemaltes Teufelsgespenst «Offene EU-Aussengrenzen» das unumstrittende, gravierendste Problem der Menschheit sei, brauchen Sie die AfD gar nicht wählen.
Ihr Geschäft betreiben Sie damit auch so.
Möööööööp, schwerer Fehler, in dieser sogenannten Community (bella und die 5 bis 10 putinistischen Extremisten) doch noch mal eine Unterhaltung mit jemandem anfangen zu wollen. Soll nicht wieder vorkommen. Nur weiter.
»doch noch mal eine Unterhaltung mit jemandem anfangen zu wollen»
Ich sags’s ja: larmoyant.
Im Übrigen sprechen Sie ja ganz gern (wie im vorletztemKommentar) mit sich selbst.
Aber ich frag trotzdem nochmal nach: Wer sagt(e), dass Sie mit Ihrer Identität «dem Sozialismus» im Wege ständen?