Als Kollaborateure inhaftiert: Die Geschichten von Ukrainern, die im Gefängnis landeten

Reportage Strafgefangene, die in der Ukraine wegen „Kollaboration und Beihilfe für den Aggressor-Staat“ Russland langjährige Haftstrafen absitzen, stellen sich dem Gespräch. Nicht alle wollen anonym bleiben, sondern ihr Schicksal seit 2022 schildern
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 07/2024
Dieser Mann wurde wegen Hochverrats zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. In Untersuchungshaft tätowierten ihm Zellengenossen das Wort Ork auf die Stirn, ein abwertendes Wort, mit dem Ukrainer russische Soldaten bezeichnen.
Dieser Mann wurde wegen Hochverrats zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. In Untersuchungshaft tätowierten ihm Zellengenossen das Wort Ork auf die Stirn, ein abwertendes Wort, mit dem Ukrainer russische Soldaten bezeichnen.

Foto: Misha Friedman

Eine Frau sagt, ihr Mann habe über ihr Mobiltelefon heimlich Karten an die Russen geschickt, eine andere wurde Opfer eines Online-Flirts, weil sich herausstellte, dass sie sich mit einem russischen Geheimdienstler austauschte. Beide sitzen in Haft und erzählen im Besuchsraum eines Gefängnisses ihre Geschichte. Sie tragen Häftlingskleidung aus dicken grauen Wintermänteln und einem über dem Haar geknoteten Kopftuch. Bei den Männern ist ein brauner Overall Vorschrift.

Die meisten hier verbüßen Strafen, weil sie mit dem Feind „zusammengearbeitet“, vor allem Informationen über ukrainische Truppen weitergegeben haben sollen. Nach Angaben des Geheimdienstes SBU gab es bisher mehr als 8.100 Strafverfahren wegen „Kollaboration und B