Sigrid Graumann: Die scheidende Ethikrätin

Poträt Sigrid Graumann war feministische Kritikerin der Pränataldiagnostik, lernte das Schmieden von Kompromissen und scheidet nun nach acht Jahren und einer Pandemie aus dem Deutschen Ethikrat aus – mit bitterem Klima-Nachgeschmack zum Ende
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2024
Pflegebedürftige und Kinder dürfen nie wieder derart alleine gelassen werden wie in der Corona-Zeit, sagt Sigrid Graumann
Pflegebedürftige und Kinder dürfen nie wieder derart alleine gelassen werden wie in der Corona-Zeit, sagt Sigrid Graumann

Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Als Politikberaterin müsse man bereit sein, Kompromisse einzugehen, ist Sigrid Graumann überzeugt. Sie sei mit den Jahren hineingewachsen in dieses Geschäft, das der gelernten Humangenetikerin und Philosophin zu Beginn ihrer Karriere sicher nicht vorschwebte. Denn wer in den 1980er Jahren in die feministische Kritik der Fortpflanzungsmedizin und Pränataldiagnostik involviert war wie die Tübinger Gruppe „Frauen gegen Bevölkerungspolitik“, der Graumann als Studentin angehörte, wollte von Kompromissen nicht so viel wissen. Inzwischen hat die Rektorin, die zwischen der Evangelischen Hochschule in Bochum und Berlin pendelt, gelernt, dass Aushandlungsprozesse Zeit brauchen und den Willen zur Verständigung. Nach acht Jahren und zwei Amtsperioden