„Rasenfunk“, „FRÜF“ oder „Lottes Erbinnen“: Diese Podcasts kommentieren die Fußball-WM

Medien Sonderhefte trugen in der Kindheit zur Vorfreude auf Fußballmeisterschaften bei. Lange glaubte unser Autor diese Begeisterung verloren, bis zu dieser Fußball-WM 2023 – dank des herausragenden Podcast-Angebots
Ausgabe 31/2023
Die Fanbase wächst: Die Frauen der deutschen Fußballnationalmannschaft beim Training in Australien
Die Fanbase wächst: Die Frauen der deutschen Fußballnationalmannschaft beim Training in Australien

Foto: Imago/Eibner

Früher hätte man mich alles über Fußball fragen können. Wie alt ist der dritte Torwart von Schweden? In welchem Verein spielt die Nummer 7 von Rumänien? Solche Dinge hat sich mein Kindergehirn gemerkt. Die EM 2000 war das erste Turnier, bei dem ich mich bewusst mit einem Sonderheft immer weiter in die Vorfreude hineingeblättert habe. Namen, Positionen, Alter, eine Phase mit Panini-Stickern hatte ich natürlich auch. Es waren wunderbare Sommer.

In den vergangenen Jahren ist diese kindliche Begeisterung etwas erlahmt. Jetzt aber sieht es wieder anders aus. Das hat mit der Fußball-WM der Frauen in Australien und Neuseeland zu tun – und mit Podcasts.

„Rasenfunk“ hat eine Reporterin in Australien – crowd-finanziert

Erfahrene Leser:innen dieser Kolumne wissen, dass es mir unter den Fußball-Podcasts vor allem der Rasenfunk angetan hat. Im neuen Channel „Nationalteams“ geht es dort aktuell ausschließlich um die Fußball-WM der Frauen. Vor Beginn der WM hat sich Rasenfunk-Host Max-Jacob Ost mit den Journalistinnen Annika Becker und Nina Potzel für zwei Sonderfolgen unterhalten. Herausgekommen ist eine WM-Vorschau, die podcastiger nicht sein könnte, denn sie dauert mehr als acht Stunden. Zugegeben, das ist eine Menge, aber dafür bekommt man nicht nur alles zu hören, was man über die WM wissen muss – sondern obendrein das absolute Sonderheft-Feeling. Die WM kann kommen beziehungsweise weitergehen, denn noch ist es nicht zu spät dafür, knietief einzutauchen in die Taktik der einzelnen Teams oder den Generationen-Umbruch, vor dem das Team der USA steht. Nur mal so als Beispiel. Und was man hier an aktuellen Debatten über den Fußball der Frauen en passant mitbekommt – von der Kreuzbandrissproblematik über ungenügend angepasste Schuhe bis hin zur Transferpolitik des FC Arsenal London –, trägt weit über das Turnier hinaus.

Wer die Vorbereitung gehört hat, der oder die sollte direkt dabeibleiben. Denn zu jedem Spieltag gibt es ausführliche Analysen und Rückblicke, oft mit Eindrücken vor Ort. Erstmals schickt der Rasenfunk mit Annika Becker eine Reporterin nach Australien. Crowd-finanziert – auch das so eine Podcastgeschichte.

Doch es hört beim Rasenfunk nicht auf. Auch der eher unregelmäßig erscheinende Podcast FRÜF – Frauen reden über Fußball hat zur WM eine Sonderfolge veröffentlicht. Darin werden etwa der Stand der öffentlichen Wahrnehmung des Fußballs der Frauen und die WM-Vorberichterstattung diskutiert. Und wer danach noch weiterhören will, sollte in Lottes Erbinnen, den Frauenfußballpodcast mit Kaffeeservice reinhören. Personelle Überschneidungen sind definitiv vorhanden.

Fußball-Erklärmänner bekommen auch ihr Fett weg

Ebenfalls hörenswert ist Becker & Pfeiffer. Der Fußballpodcast. Darin sprechen die Sportjournalistinnen Annika Becker und Mara Pfeiffer (unter anderem Alexandra-Popp-Biografin und Freitag-Autorin) über die Lage des Sports. Und die ewigen Fußball-Erklärmänner, die eigentlich keine Ahnung vom Fußball der Frauen haben, sich jetzt aber als Experten gerieren, bekommen auch noch ihr Fett weg. Da kann man lachen – und sich auch ein bisschen angesprochen fühlen.

Wer eher kurze Dosen WM-Feeling sucht, sollte in Die 45 reinhören. Dort blickt Host Nina Potzel (bekannt aus der Acht-Stunden-WM-Vorschau des Rasenfunk) in unter zehn Minuten auf die Spieltage zurück. Normalerweise unterhält sie sich mit den ehemaligen Profis Josephine Henning und Lena Lotzen über Fußball, gerade ist sie solo unterwegs und sendet mitunter auch direkt vom Flughafen.

Die Fußball-WM der Frauen wird so zum Eldorado neuer Podcasts – und einer Szene von Macher:innen, die die WM so facettenreich wie intensiv beleuchten. Da stellt sich beim Hören ein Sonderheft-Feeling wie in Kindertagen ein. Ein wunderbarer Sommer.

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Geschrieben von

Benjamin Knödler

Product Owner Digital, Redakteur

Benjamin Knödler studierte Philosophie und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). Neben seinem Studium arbeitete er als Chefredakteur der Studierendenzeitung UnAufgefordert, als freier Journalist, bei Correctiv und beim Freitag. Am Hegelplatz ist er schließlich geblieben, war dort Community- und Online-Redakteur. Inzwischen überlegt er sich als Product Owner Digital, was der Freitag braucht, um auch im Netz viele Leser:innen zu begeistern. Daneben schreibt er auch weiterhin Texte – über Mieten, Stadtentwicklung und Podcasts. Er ist außerdem Co-Autor zweier Jugendbücher: Young Rebels (2020) und Whistleblower Rebels (2024) sind im Hanser Verlag erschienen.

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