Redet man davon, die Welt zu verändern, werden immer dieselben Fragen entgegnet. Wie willst Du den Weltfrieden herstellen? Wie soll dieser Umweltschutz funktionieren? Was soll man gegen den Terror tun? Immer wird gefragt, wie die letzten Schritte aussehen, nie ist jemand bereit den ersten Schritt zu gehen.
Die meisten Menschen unterliegen einer Fehlannahme. Sie unterliegen der Fehlannahme, dass es auf dieser Welt verschiedene Gesellschaften gäbe, die sich in ihren Normen unterschieden. Wer diese Normen nicht beachtet, ist laut diesem Weltbild kein Teil der entsprechenden Gesellschaft. Spinnt man diese Grundgedanken weiter, erscheinen Rassismus, Homophobie und Hass gegen Andersdenkende logisch.
Versucht man es aber mit einer anderen Vorstellung, nämlich der, dass wir alle dadurch verbunden sind, dass wir Menschen sind, scheinen viele Lösungen greifbarer. Utopien sind nur so lange utopisch, bis man den ersten Schritt in Richtung Revolution gegangen ist.
Der erste Schritt, der gegangen werden muss, um eine gerechte und friedliche Welt herzustellen, ist eine Änderung der Perspektive. Menschliche Zusammenarbeit wird durch den Gedanken, es sei zweckdienlich, andere Menschen in Kulturkreise, religiöse Anschauung oder Nationalitäten einzuteilen, behindert. Sieht man sich aber in erster Linie als Menschen und nicht als Deutschen, Christen oder Weißen, öffnet man bisher geschlossene Türen. Es wird möglich, Problemen zusammen entgegenzutreten und auf internationaler Ebene tätig zu werden.
Rassismus und Ausgrenzung sind unlogisch, wenn man die Ansicht vertritt, dass es nur eine Gesellschaft gibt. Ebenso kann man sich nicht mehr unter dem Vorwand vor Problemen verstecken, es seien ja „die Angelegenheiten der anderen“. Man ist gezwungen, Teil der Lösung zu werden. Die Augen zu verschließen hilft nicht mehr. Hier kann man beispielsweise auf die europäische Flüchtlingspolitik hinweisen. Diese ist von Abschottung und Wegsehen geprägt, da man sich auf dem Gedanken ausruht, die Probleme seien „arabische Probleme“. Betrachtet man die Menschheit als eine Gesellschaft, die ihre Probleme zusammen lösen muss, ist diese Argumentation hinfällig.
Es wird Zeit, den Blickwinkel zu ändern. Die Probleme der Menschheit zu lösen ist nur dann möglich, wenn man sie auch als solche erkennt. Immer öfter scheitern Maßnahmen, die auf dem Gedanken basieren, manche Menschen seien besser als andere. Hierzulande sieht man es als Selbstverständlichkeit an, dass Menschen in anderen Teilen der Welt eben „Pech“ haben und deswegen Ausgebeutet werden oder hungern müssen. Die Wahrnehmung, dass es sich dabei um Menschen handelt und nicht um „Afrikaner“, „Vietnamesen“ oder „Kambodschaner“, fehlt.
Will man also die Welt verändern, braucht es die Kraft, andere Menschen davon zu überzeugen, dass wir nur als menschliche Gattung handlungsfähig sind. Ist man hiermit erfolgreich, entkräften sich rechte Ideologien, Rassismus, Homophobie und Hass gegen Andersdenkende selbst.
Es macht wenig Sinn, immer nach dem Ziel zu fragen, wenn man nicht zum Start antritt. Konkrete Lösungen können sich erst ergeben, wenn die passenden Voraussetzungen geschaffen wurden. Damit muss in den Köpfen begonnen werden.
Kommentare 11
"Damit muss in den Köpfen begonnen werden."
"REVOLUTION"!!!....in den KÖPFEN!!!
Alles richtig und prima.
Leider muessen wir uns mit den "Muehen der Ebene" befassen, ehe wir das Grosse und Ganze bearbeiten koennen. Konkret, wie koennen wir von den heutigen Perspektiven (A) zur Zukunftsperspektive (B) kommen.
Das Bewusstsein der Menschen direkt veraendern, wollten schon die Aufklaerer vor 250 Jahren und mussten irgendwann einsehen, dass sie sich mit Vorschlaegen aeusserst unbeliebt machten.
"Will man also die Welt verändern, braucht es die Kraft, andere Menschen davon zu überzeugen, dass wir nur als menschliche Gattung handlungsfähig sind."
Klingt gut und vernünftig, kann ja wohl auch nicht so schwer sein. Fangen wir doch damit an, z. B. die IS-Leute davon zu überzeugen, dass wir nur als menschliche Gattung handlungsfähig sind. (Das werden die, glaube ich, auch nicht bestreiten - falls ich dazu komme, sie zu fragen, ehe mein Kopf ab ist.)
Wenn das mit dem Einsehen der menschlichen Gattung erreicht ist, dann sehen wir weiter und reden über die Ziele. Aber erst danach!!! Denn es steht oben:
"Es macht wenig Sinn, immer nach dem Ziel zu fragen, wenn man nicht zum Start antritt."
Nun hat man aber das logische Problem, dass man zum Start einer Reise nur dann antritt, wenn man an das Ziel will. Ansonsten würden viele Menschen zuhause bleiben, denn:
"Die Deutschen sind zufrieden wie nie." Sagt u. a. eine (relativ) aktuelle OECD-Studie. Andere auch. Die Deutschen sind so zufrieden, dass sie immer die gleichen Parteien wählen. Und Mutti weiter wollen.
Also könnte es kommen, dass alle Menschen der Aussage zustimmen "... dass wir nur als menschliche Gattung handlungsfähig sind ...", aber daraus keine Aufforderung zur Aktion sehen. Denn: Sie hätten gerne Ziele (mindestens ein Ziel) genannt.
Ich auch.
Das ist ein undemokratisches Programm:
Menschliche Zusammenarbeit wird durch den Gedanken, es sei zweckdienlich, andere Menschen in Kulturkreise, religiöse Anschauung oder Nationalitäten einzuteilen, behindert.
Institutionen wie unterschiedliche Religionen, Staaten, Weltanschauungen existieren, und die Menschen haben ein Recht darauf in ihnen zu existieren, ohne die Erlösungsfantasie des "reinen Menschenseins". Was ja auch nur wieder der Versuch ist Identität für eine Metaidentität zu vereinen. Diversität ist seit dem Turmbau zu Babel die beste Versicherung gegen Totalitarismus und ohne Nation ist eine funktionierende Demokratie nicht denkbar: Deutsche haben das Recht sich andere Gesetze zu geben als das japanische Volk. Das was wir heute als Globalisierung wahr nehmen ist nichts anderes als die Durchsetzung der neoliberalen Vorstellungen und Menschenbilder, das heißt die Erosion von Identitäten und Ordnungsystemen (z.B. demokratische Nationalität und Staaten) im Sinne der Verbreiterung und Uniformierung der Märkte und globalen Durchsetzung des kapitalistischen Systems als alternativlos..
Gesellschaft
Selbstverständlich leben wir in einer Weltgemeinschaft und die Dinge, die wir kaufen, sind global hergestellte Waren. Mit dem Internet haben wir heute rund um den Globus eine Information Just in Time.
Das ist einerseits komfortabel, andererseits erfahren "Die Anderen" von dem gewaltigen Unterschied der Lebensweisen und Möglichkeiten. Damit bekommen wir ein globales soziales Problem, oder eine andere Gesellschaft.
Mit den Flüchtlingsströmen haben wir das Problem, da helfen auch keine Grenzen, Zäune oder Verordnungen - ein Flüchtling läßt sich von solchem SchnickSchnack nicht aufhalten.
Trotzdem haben wir unterschiedliche Gesellschaften in der Welt. Gesellschaft entsteht dadurch, daß Menschen sich miteinander verständigen. Das funktioniert mit Zeichen, mit Sprache, Tönen, Musik, Bildern und Schrift. Das geschieht aber auch unverbal durch gelerntes Verhalten - das ist in unterschiedlichen Gesellschaften verschieden.
Uns bleibt zu lernen, die daraus resultierenden Mißverständnisse mit Geduld und Toleranz aufzulösen.
Ich nenne das interkulturelle Kompetenz.
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Anmerkung: Mann, da ist zu viel »man« drin, das ist viel zu unpersönlich.
Zum Glück gibt es Unterschiede und ich hoffe, es gibt sie noch lange. Was wäre die Welt so trist und grau. Ohne Unterschiede gibt es keine Entwicklung. Das ist in der Physik genau so wie in der Gesellschaft. Dort nennt man es Waermetod und hier Stillstand. Das Problem in der menschlichen Gesellschaft ist doch nicht der Unterschied. Es ist die Einmischung in die Lebensweise anderer Menschen und Gesellschaften aus welchen Gründen auch immer, auch der vermeintlich guten.
Ich würde mal sagen, jeder Mensch der sich anmaßt mehr zu verbrauchen, als ein darstellbares Resorucenäuquivalent unser Lebensraum zu Verfügung stellt, verhält sich, bezüglich seines Menschseins als Teil einer sozialen Gemeinschaft, illegitim.
Lieber Christoph, nun reflektiere mal kurz Deinen Anspruch an Konsum (jeglicher Art!) und reflektiere die hierzu nötigen Resourcen.
Es geht nicht darum, dem Chinsesen auch seine persönliche Blechbüchse mit Rädern und Motor zu ermöglichen, dem Südamerikaner oder Afrikaner ein billiges Plastikgeschirr in seine Hütte zu befördern, einen völlig idiotischen und destruktiven Lebensstil zu globalisieren, sondern darum, endlich eine gerechte Verteilung und eine Vernünftige Anspruchshaltung gegenüber dem, was uns der Planet nachhaltig an Spielzeug und Wegwerfnahrung ermöglicht, an High-Tech-Lebensverlängerungsmedizin und Schönheischirugie, an kontinentaler Mobilität und x-fach Wohnraum für Kaufkraftmonster ermöglicht, sondern darum endlich Hunger und Elend vollständig zu bannen!
Solange wir auch nur ein Stück Brot wegwerfen, da wir schlicht im Überfluss baden (wir werfen fast mehr weg, als wir wirklich essen, essen maßlos und meist Dinge die unglaubliche Resourcenäquivalenz in sich bergen!), ist jegliche Utopie nur als negative Fortschreibung der herrschenden Verhältnisse realistisch.
Die Relationen welche wir uns anmaßen sind schlicht illegal!
Jeder Mensch der Essen achtlos wegwirft, jeder Mensch der sich für ein paar Euro Kleider kauft, jeder Mensch der für einen verbrecherischen Konzern arbeitet (ja jeder VW-Mercedes- BAYER-BASF-etc. etc. Arbeiter), um sich anbiedernd seinen Kaufkraft anteil zu erbetteln, ist illegal!
Wer mitmacht beim Umverteilen von Unten nach Oben, wer mitmacht beim Umweltvernichten, wer mitmacht beim Konsumwahn, kurz wer sich in dieses System einbringt, der lügt, wenn er behauptet, er wünschte sich eine gerechte Welt, zumindest solange er freudvoll seinen Profit aus dem System zieht!
Man kann gut mit wenigen hundert Euro überleben, nur man kann dann in dieser sozialen Gemeinschaft nicht mithalten, man muss am Rand ein ökologisch vertretbares Lebensmodell entwickeln und hat alle seine Fähigkeiten nötig, um schlicht auch in Europa zu überleben.
Doch solange täglich um die 20.000 Menschen schlicht an Ungerechtigkeit und purer Gier jener, die alles für sich beanspruchen, sogar die Güte und Menschlichkeit, an Hunger und Krankheit jämmerlich zu sterben haben, ist ein Blog wie der Obige purer Zynismus, der rein gar kein Opfer von den Konsumenten fordert, sondern der nur dümmliche Phrasen drischt!
Die Mensch bedürfte der Solidarität der Werktätigen, gegen die 1 % und die Werktätigen müssten eben notfalls zurück in kleine Hütten ziehen, Felder bestellen und all den technischen Fortschritt in die Abstellkammer befördern, bis zu jenem Tag, an dem der Mensch verstanden hat, miteinander und nicht gegeneinander die Möglichkeiten unseres Inellekts zu nutzen!
Doch genau dies, ist einem gebildeten Zeitgenossen in einer HDC - Zone nicht zuzumuten!
Lieber Teil der Verbrecherbande im Luxusland, als widerständiger Verweigerer, der sich damit materielle Not und Unsicherheit aufbürdet - man kann ja seine Utopien gedanklich leben und Abends ins Konzert schlendern, oder im Fresstempel die Dinge in sich hineinwürgen, welche unsere wahnsinnig geile Logistik aus allen Winkeln dieser Erde just auf das Tellerchen des erfolgreichen Menschen zaubert.
Zigarettenschacheln sind ja bebildert - die Teller auf denen unsere Mahlzeiten serviert werden, die sollten auch bebildert werden, mit den Körpern verhungerter Kinder!
Dazu aus dem Lautsprecher keine Lounge-Musik, sondern das Röcheln jener die ihre letzten Atemzüge erkämpfen, und auf den Rollfeldern dieser Erde, sollten die Fluggäste über eine Gangway schreiten müssen, welche aus den Gebeinen der Verstorbenen der letzten Tage besteht - möglichst in den Verwesungsgeruch gehüllt, welcher vom toten Fleisch ausdünstet!
Der Zynismus unserer Gesellschaft ist mörderisch, er ist der blanke Wahnsinn, der Wahnsinn jener, die gierig das Leben der Benachteiligten weiter ausbeuten, um sich selber in Blasen von Dummheit und Selbstgefälligkeit im Überfluss zu suhlen.
Jedes arme Schwein hat mehr soziale Kompetenz, als ein durchschnittlicher, mitteleuropäischer Student, der hechelnd seine Karriere erträumt, egal in welchem Dreck er künftig wirken wird- Hauptsache der Kontostand wird üppig sein!
..... und jene die glauben, eine "sinnvolle" Tätigkeit in einem "sozialen" Beruf wäre vertretbar, flüchten vor der Realität, da sie nur eines tun, sie halten das System am Leben - vielleicht manchmal bescheidener, freiwillig bescheidener, doch niemals konsequent im Widerstand und erkennend, welchen Artgenossen sie wieder in die "Erfolgsspur" helfen.
Es nutzt auch nichts, sich temporär - für einige Monate - ein gutes Gewissen z.B. in einem Flüchtlingslager zu besorgen, dort Menschen die Hilfe brauchen, diese zukommen zu lassen, solange das System diese Hilfe nur leistet, um nicht im völligen Chaos des Elends der Verlierer zu versinken!
All die Organisisationen, die das Glücksrad der Notverteilung am Laufen halten, sie sind doch nur Justierschrauben, mit denen die Mächtigen die Milliarde der völlig Mittellosen, der völlig Hoffnungslosen, - noch - teilweise - am Leben hält.
Dazu kommen die Milliarden von Artgenossen, die schlechter und ärmlicher zu vegetieren haben, als wir es müssten, würden wir uns solidarisch diesem System verweigern und obig geforderten Kampf annehmen!
Wir würden damit sogar unserer Umwelt die Möglichkeit geben ihre unglaubliche Resilienz wahrzunehmen, die Ozeane erholten sich, die Böden würden sich entgiften, die Atmosphäre ebenso!
Die Milliardäre müssten am Boden bleiben, die Party allerdings, sie würde auf den Feldern stattfinden - und am Abend wäre der Mensch müde, freute sich auf den Schlaf und im Winter würden wir lange träumen.
Aber das ist natürlich naiv - klug ist es, sich zu konditonieren und mitzumachen im Wettrennen um den Posten des größten Konsumidols, die maximal erreichbare Kaufkraft muss her, der getriggerte Bedarf muss gestillt werden, auf dass die Pheromone den debilen Geist erleuchten!
Merkt Ihr eigentlich, dass längst die Dystopien real sind, die in der ersten Hälfte des 20. Jhdts. formuliert wurden?
Euer Soma, hat längst Eure Hirne vernebelt und wer "erfolgreich" ist, der wähnt sich im Glück - ein abgrunttief hässliches Glück, da es auf dem Elend der Verlierer gründet!
endlich mal wieder jemand, der die welt auf die menschlichen platt-füße stellen will!?
oder auf den (hohl-)kopf?
denn :
nirgendwo findet man einen abstrakten,schlichten menschen.
jenseits von gesellschaftlichen bestimmungen, normen erwartungen und bindungen.
dem un-sinnigen appell an das allgemein-menschliche
ziehe ich vor: das genaue hinsehen auf wirk-liches,gemäß dem marxschen diktum:
der mensch ist das ensemble gesellschaftlicher verhältnisse, diese sind ergebnis seiner handlungen und seiner unterlassungen.
Es wird Zeit, den Blickwinkel zu ändern. Die Probleme der Menschheit zu lösen ist nur dann möglich, wenn man sie auch als solche erkennt.
Also, dann liegt das an mir. Ich habe das alles längst erkannt, aber es löst sich nichts. Aber auch gar nichts.
Man kann die in erkennbar ehrlich gemeinter Verantwortung und begründeter, gar fundierter Herleitung aufgebaute wohlwollende bis einsichtige Aufmerksamkeit der Angesprochenen, mit ein, zwei "Ihr" und "Euch"-Postulaten, in ein, zwei Sekunden wieder zerstören.
Tut mir ja furchtbar leid, Herr Fischer.
"Links-sein" sollte eigentlich auch immer Herrschafts- und Besitzverhältnisse reflektieren und thematisieren. Davon habe ich in Ihrem Beitrag jedoch nichts finden können. Es scheint mir so, daß diese einfache Idee der Analyse von Herrschaftsverhältnissen von modernen "Linken" praktisch vergessen worden ist. Stattdessen beschränkt man sich darauf, der Unterschicht vorzuwerfen, daß diese rassistisch, homophob und sexistisch sei.
Gesellschaften (ganz egal wie groß diese sind) sind immer ein Nullsummenspiel: was der eine hat kann der andere nicht mehr haben. Und zur Zeit haben eben wenige ganz viel and viele ganz wenig. Und die ganz Wenigen die ganz viel haben wollen daß das so bleibt.
Der simple Appell Mensch zu sein hilft da überhaupt nicht weiter, denn der Ausbeuter ist natürlich auch nur ein Mensch.