Dieses Attentat ist eine Zäsur. Schwer bewaffnete Männer überfielen am Mittwoch Vormittag die Redaktion der Satirezeitung "Charlie Hebdo", die seit Jahren für ihre provokanten Mohammed-Karikaturen bekannt ist.
Nach Angaben der Pariser Polizei drangen zwei Männer mit einer Kalaschnikow und einem Raketenwerfer bewaffnet in die Räume der Zeitung ein. Mindestens zwölf Menschen starben bei dem Terroranschlag - neun waren Mitarbeiter von "Charlie Hebdo", darunter der unter dem Namen Charb bekannte Zeichner und Redaktionsleiter Stéphane Charbonnier, dessen Leibwächter und drei weitere Zeichner des Magazins. Zudem wurden Ermittlern zufolge zwei Polizisten getötet. Mehrere Menschen wurden schwer verletzt.
Der deutsche Satiriker Martin Sonneborn sagte der dpa: "Das ist nicht komisch. Mit Anzeigen, Abokündigungen oder Kalaschnikow-Geballer auf Satire zu reagieren, gilt in der Szene als unfein. Unser Mitleid gilt den Französischen Kollegen. Bei Titanic könnte so etwas nicht passieren, wir haben nur 6 Redakteure."
Diese Sätze können einem die Tränen in die Augen schießen lassen. Vordergründig mit Satire versehen zeigen sie: Hier kämpfte die Kalaschnikow gegen den Bleistift – ein ungleicher Kampf.
In Sonneborns Sätzen drückt sich gewaltlose, ja hilflose Trauer, ein letzter Tribut des deutschen Chefsatirikers an seine französischen Kollegen aus.
Die Rattenfänger haben sich indes auch zu Wort gemeldet. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), Alexander Gauland, interpretiert den Anschlag auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" als Rechtfertigung für die Anti-Islam-Bewegung Pegida. "All diejenigen, die bisher die Sorgen der Menschen vor einer drohenden Gefahr durch Islamismus ignoriert oder verlacht haben, werden durch diese Bluttat Lügen gestraft", sagte Gauland am Mittwoch.
Den Anschlag von radikalen Islamisten für die widerwärtige Anti-Islam-Bewegung zu nutzen, daraus Kapital zu schlagen, ist an Niedertracht nicht mehr zu überbieten. Hier wird aus politischem Kalkül sofort, noch am Tag des Anschlags gehandelt und die Opfer instrumentalisiert, verdinglicht. Im Juristendeutsch nennt man sowas sachwidrige Kopplung.
Der heutige Tag ist zweifelsohne ein schwarzer Tag für die Freiheit, die offene Gesellschaft und für die Satire. Die Medienjournalistin Silke Burmester bezeichnete auf Twitter den heutigen Tag als "ihren 9/11".
Und tatsächlich kann dieser Tag zu einer Zäsur werden. Die westlichen Regierungen, allen voran die britische und die US-amerikanische, haben in vielen Affären und im Regierungshandeln ein ums andere mal die westlichen Werte preisgegeben. Es sei nur exemplarisch Snowden und der CIA-Terrorbericht erwähnt.
Wenn die westlichen Regierungen versagen, gilt es aber für die westlichen Bevölkerungen umso mehr, für die freiheitlich demokratische Grundordnung in der westlichen Welt einzustehen: Menschenwürde, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, freie Entfaltung der Person, ja auch die Glaubensfreiheit. All dies hat den Westen im 20. Jahrhundert einmal ausgezeichnet. Nach diesen Idealen versuchten die liberalen Demokratien im 20. Jahrhundert zu streben.
Daran muss dieser Tage angeknüpft werden. Und hierin müssen auch alle Muslime, die aufgeklärt und gewaltlos ihre Religion praktizieren, partizipieren. Menschen, egal welcher Couleur, egal welcher politischen Gesinnung im demokratischen Spektrum, egal welchen Glaubens oder Nichtglaubens, sollten sich für die offene Gesellschaft engagieren, für den Pluralismus in der Gesellschaft stark machen.
Das bedeutet konkret, sich auf die Grundwerte westlicher Verfassungen wie das Grundgesetz einzulassen, sie zu leben, aus ihnen gar Identität zu stiften.
Den radikalen Kräften, den Mistgabeln, die den inneren Schweinehund ansprechen, also den Islamisten wie den Islamhassern, muss gleichermaßen die Stirn geboten werden. So kann eine offene Gesellschaft gelingen, von unten, aus der Bevölkerung.
Wir werden erst in einer offenen Gesellschaft leben, wenn auf Mohammedkarikaturen gewaltlos reagiert wird, wenn auf den Bleistift mit einem Bleistift geantwortet wird.
Kommentare 25
|| ... Menschenwürde, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, freie Entfaltung der Person, ja auch die Glaubensfreiheit (... ...) hierin müssen auch alle Muslime, die aufgeklärt und gewaltlos ihre Religion praktizieren, partizipieren (... ...) sich für die offene Gesellschaft engagieren, für den Pluralismus in der Gesellschaft stark machen. Das bedeutet konkret, sich auf die Grundwerte westlicher Verfassungen wie dem Grundgesetz einzulassen, sie zu leben, aus ihnen gar Identität zu stifen. ||
Ja.
Aber wenn ich mir nur vorstelle, ich ging zwei Treppen runter, zu unseren Vermietern, die Moslems sind, um ihnen diese Zeilen vorzulesen, sehe ich vor'm inneren Auge das Unverständnis in ihren Gesichtern und höre die Frage, was sie denn ändern müssten, um da anzukommen.
Sie schreiben, das Attentat sei eine Zäsur. Silke Burmester nennt es ihr 9/11. Ich will daran erinnern, dass es sich um Terror handelt. Und das Wesen des Terrors dürfen wir (zumindest hier) nicht unter den Tisch fallen lassen. Mich, der ich mich erst gestern und vorgestern nach langer Zeit mal wieder selbst als Karrikaturist verdingte, trifft das auch mit voller Wucht. Und ich habe heute lange überlegt, wie und womit ich "Pig Ida" heute auftreten lassen könnte, ja müsste. Aber Ida ist die falsche Figur für Feststellungen, wie Allah ist tot - Erstickt an seinem Erbrochenen. Deshalb sage ich das hier einfach mal selbst.
Vergessen wir trotzdem nicht, dass es sich um Terror handelt und wir über die Tat zweier (?) Männer (?) sprechen. Zweier Mörder. Zweier Massenmörder, kann man da schon sagen. Das sind zwei Menschen von irgendwas um die 740 Millionen Europäern (m/w).
Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass sich die Fronten weiter verhärten und die Radikalisierung voranschreitet. Die Umfragen sind heute schon erschreckend genug. Ein Drittel der Deutschen könnte sich vorstellen, an den Pegida-Demos teilzunehmen und in Frankreich erhält ISIS unter jungen Männern mehr Zustimmung, als die Polizei erlaubt.
Ich kenne die Lösung nicht, schließe mich Ihrem mehr oder weniger expliziten Appelll an die Muslime aber an. Obwohl ich nicht genau weiß, was ich eigentlich von ihnen erwarte. Mehr als die Tat verurteilen und sich distanzieren geht erst mal nicht. Und viel mehr kann ich selbst im Prinzip auch nicht leisten..
P.S.: Wenn ich das lese, weiß ich sofort wieder, warum ich mich mit einem Appell an die Muslime für gewöhnlich so schwer tue. Darin lese ich nämlich nichts vom Islam, sondern etwas über arme, vergessene, abgehängte, aufgehetzte, verwirrte, geistesgestörte Irre. Vorausgesetzt natürlich, dass das, was wir zum jetzigen Zeitpunkt lesen, alles so stimmt..
P.P.S.: Drogenabhängige Irre, wie's aussieht. Also noch eine Psychose mehr, die mit im Spiel gewesen sein dürfte..
"arme, vergessene, abgehängte, aufgehetzte, verwirrte, geistesgestörte Irre. "
Klar, und die bestellen sich dann über Amazon Kalaschnikows.
JeSuisCharlie
https://twitter.com/rogierzimmer/status/552969047860858881/photo/1
https://pbs.twimg.com/media/B6yKaVqCQAAholS.jpg
Viele Grüße
fos?
Tiefes Mitgefühl mit den Getöteten und Verletzten sowie ihren Angehörigen...
Man kann nur hoffen, daß der Anschlag auf die Freiheit von Satire, Kunst und Freiheit mißlingt und mutige Satiriker zukünftig NICHT mehr durch die Feigheit der anderen Medien alleine gelassen werden. Wenn sich weiterhin Feigheit und religiöse (Selbst-) Zensur breitmachen, sind die gestern Ermordeten nämlich umsonst gestorben!
- Auf der anderen Seite kann man nur hoffen, daß wirklich in ALLE Richtungen ermittelt wird (http://www.heise.de/tp/artikel/39/39126/1.html ) und daß sich Bevölkerungsgruppen nicht (weiter) gegeneinander aufhetzen lassen, SOLLTE sich herausstellen, daß der Anschlag tatsächlich von islamistischen Gewalttätern verübt wurde (was m. E. durchaus zweifelhaft ist).
Die Demokratie kann nur überleben, wenn sie ALLE Bürger einbezieht und Diskussionen OFFEN geführt werden.
Zensur bringt genauso wenig wie Überwachung (offensichtlich) sinnlos ist.
Ich verstehe nicht, weswegen diese Morde eine Zäsur darstellen; denn die Redaktion von Charlie Hebdo hatte regelmäßig Todesdrohungen erhalten, stand deswegen seit Jahren unter Polizeischutz. Ist Zäsur, wenn es einer Mörderbande gelingt, ihre angekündigte Tat auszuführen? Ich hoffe, dass die Mörder gefasst und vor ein ordentliches Gericht gestellt werden, welches die Hintergründe für ihre Tat aufdeckt. Wir befinden uns nicht im Bürgerkrieg, nicht in Deutschland, nicht in Frankreich.
Das was gestern in Paris geschehen ist schrecklich! Den Familien gilt mein ganzes Mitgefühl. Nichts ist schrecklicher als sich nicht verabschieden zu können, nichts schlimmer als wenn die die man liebt aus dem Leben gerissen werden.
Dabei ist es völlig unerheblich ob es sich um einen deutschen Arzt handelt, der durch seine Arroganz und Ignoranz den Tod meiner Mutter verursacht hat, oder Terroristen. Es handelt sich um Menschen die uns NAHE sind. Menschen mit denen wir verbunden sind, die uns NICHT egal sind!
Eben NICHT die anonymen Menschen aus den Nachrichten, die im Mittelmeer untergehen. Nicht die, die den nächsten Tag mit der nächsten Meldung in Vergessenheit geraten!
Es ist jetzt an UNS, das Vermächtnis an sie weiter zu tragen. Nicht nur den Widerstand, sondern auch ihre Großzügigkeit! Ihr ganzes Wesen! Nicht nur das, was uns in unserer Wut leicht fällt. Auch das, was wie ein Stachel leise löckt.
Und das ist viel schwerer! Emotionen nachgeben ist leicht ! Dazu braucht es nur Wut und Zorn! Viel schwerer ist es zu ERTRAGEN ! Dieser Wut nicht nach zu geben! Das braucht konstante Selbstdisziplin! Das fordert einen ständigen Kampf gegen die stille Wut und die Ungerechtigkeit des Lebens.
Es geht darum, sich gegenseitig kennen zu lernen. Wer einander kennt, wem der andere NICHT egal ist, der WILL auch nicht, dass dem Anderen etwas passiert. Dieser Mensch ist nicht mehr ANONYM, dieser Mensch ist keine Zeile mehr in einer Notiz! Denn mit dem Kennenlernen werden WIR betroffen!
Niemand hat das Recht jemanden zu ermorden. Auch der Staat übrigens nicht. Und das Verbrechen ist schrecklich. Aber wir sollten erst mal innehalten und uns über uns selbst Gedanken machen, bevor wir über andere Nachdenken:
Gibt es keine Grenzen für Satire? Warum hat dann die Zeitung einen Mitarbeiter entlassen, weil er angeblich etwas antisemitisches ... ? http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/france/4351672/French-cartoonist-Sine-on-trial-on-charges-of-anti-Semitism-over-Sarkozy-jibe.html
Satire über Allah = OK weil Meinungsfreiheit
Satire über Behinderte = NICHT OK weil Diskriminierung
Satire über Dunkelhäutige = Nicht OK weil Rassismus
Satire über Juden = Nicht OK weil Antisemitismus
usw.
Mehr zur Diskussion: https://www.freitag.de/autoren/linkspazi/nachdenken-statt-zurueckbomben
Sehr gut beschrieben.
Das hier finde ich auch sehr richtig:
"...Die Attentäter wollten Frankreich spalten, glaubt Gilles Kepel, ein renommierter französischer Islam-Experte und Politikwissenschaftler. Er spricht von einem "kulturellen 11. September" der Werte: "Ihre Absicht war es, unsere Gesellschaft zu polarisieren und einen Bürgerkrieg zu erzeugen", sagt er.
So sieht es auch Dominique Chenot, 60. Die Pariserin war am Mittwochabend auf dem Platz der Republik bei der großen Trauerfeier dabei. Auch am Tag danach ist sie noch immer berührt von der Einigkeit der Demonstranten dort. Sie mahnt: "Wir müssen jetzt anders reagieren als die USA. Wir müssen uns unsere Offenheit und Toleranz bewahren. Wir dürfen jetzt nicht unseren Horizont beschränken und nur an Rache denken."
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/charlie-hebdo-frankreich-trauert-und-streitet-ueber-zukunft-a-1011917.html
Falls Sie damit sagen wollen, dass es mehr als zwei geistesgestörte Irre auf der Welt gibt, stimme ich unumwunden zu.
Ketzerische Zeichnung dabei..?
http://i883.photobucket.com/albums/ac31/beeflu/freit_gott_zps028cc4d4.jpg
??? Meines Wissens umfasst die Meinungsfreiheit auch das Recht auf satirische Überspitzung körperlicher/geistiger Gebrechen, aller Hauttöne und Religionen im Allgemeinen. Anderslautende Anweisungen sind mir nicht bekannt. Ihre Vergleiche fielen somit irgendwie in die Kategorie "Was gesagt werden muss, aber nicht gesagt werden darf".
Falls Ihnen danach ist, dürfen Sie sogar einen Strip über Homosexuelle zeichnen. Ich bin auch nicht böse. Whatever the Inhalt is. Versprochen. Tun se sich keinen Zwang an. Denn das ist immer schlecht, weil sich was aufstaut und irgendwann platzt. Und dann ham wa die Sauerei.
Aber ernsthaft: Sie machen den Fehler, dass mit den Karikaturen eine Weltreligion verunglimpft werden soll. Aber das ist doch Unsinn. Angesprochen fühlen müssen sich von spitzer Satire immer nur die, die sich angesprochen fühlen. Und das sind eben nicht "die Muslime", sondern die, die irgendwo im letzten Winkel ihres Oberstübchens selbst ahnen könnten, dass das Schindluder, das sie mit dem Glauben der anderen treiben, alles andere als koscher ist. Um es mal antisemitisch auszudrücken, nicht wahr.
Ach. Ich weiß nicht, ob Sie in einen religiösen Haushalt hinein sozialisiert wurden. Mir erging es so. Und daher weiß ich, dass bei Gläubigen, die - trotz allem Bimbam - für sich das Prädikat "Mensch in der Welt" beanspruchen wollen, nichts so heiß gegessen wie gekocht werden sollte. Überall, wo das doch der Fall ist, spreche ich weiterhin von Geistesgestörtheit. Wer Gedanken, Worte und Werke im 21sten Jahrhundert 1:1 an mehr als zwei Jahrtausende alten Schriften misst, ist m.E. nicht ganz knusper in der Birne. Damit dürfen Sie mich zitieren.
Die Existenz Allahs darf als umstritten gelten. Das lässt sich über Behinderte, Dunkelhäutige, Juden usw. nicht sagen.
Wenn das alles erlaubt wäre, was Sie am Anfang ihrer Bemerkung sagen ...
warum hat genau diese Zeitung, die Mohammed-Karikaturen so stark verbreitet, ausgerechnet einen Journalisten gefeuert, weil er angeblich antisemitische Satire veröffentlicht hatte? Wird da nicht mit zweierlei Maß gemessen?
http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/france/4351672/French-cartoonist-Sine-on-trial-on-charges-of-anti-Semitism-over-Sarkozy-jibe.html
Und haben sie schon eine Serie von Karikaturen in dieser Zeitung gesehen, in der sich über Behinderte, Schwarze oder Juden, lustig gemacht wurde.
Ich bin ein Atheist. Und ich sehe die Religionen an, wie ein Forscher, der im Urwald auf eine unentdeckte Rasse stößt, und deren religiöse Riten beobachtet. Aber ich mag diese Scheinheiligkeit nicht, diese Behauptung, dass man nur selbst weiß, was für andere gut ist, und was sie tun müssen. Während wir für uns ständig Ausnahmen vorbehalten. Damit werden wir selbst zu fundamentalistische Gläubige.
Für mich atmet das genau den Geist, mit dem zu den diversen Kreuzzügen aufgerufen wurde. Heute wollen wir die Zivilisation in diese zurückgebliebenen Wilden hineinbomben, früher taten wir es mit Schwertern oder Kanonenboten. Und dann wundern wir uns, wenn die Bomben zu uns zurück kommen.
Natürlich erwarte ich von Menschen, die in unser Land kommen, dass sie sich den hier geltenden Regeln anpassen, dass sie auch keine Vollverschleierung tragen. Genauso erwarte ich aber auch, dass wir nicht hingehen, und uns aufschwingen zu Richtern und Henkern gleichzeitig, um Länder "zur Vernunft" zu bringen, ihnen "Menschenrechte" und "Demokratie" zu bringen.
Ganz zu schweigen davon, dass wir dass noch ganz selektiv tun, indem wir z.B. allerbeste Beziehungen zu den schlimmsten Diktaturen mit den mittelalterlichsten Gebräuchen, wie z.B. Saudi Arabien unterhalten. Das ist dann nur noch peinlich. Aber offensichtlich bemerken viele Menschen das nicht.
|| Wird da nicht mit zweierlei Maß gemessen? ||
Weiß ich nicht. Kann aber sein.
|| Und haben sie schon eine Serie von Karikaturen in dieser Zeitung gesehen, in der sich über Behinderte, Schwarze oder Juden, lustig gemacht wurde. ||
Weiß ich auch nicht. Eher nicht.
Aber Ihre Fragen und meine Antworten haben nichts damit zu tun, dass Meinungsfreiheit Meinungsfreiheit ist und bleibt. Nur reden wir da über etwas, das weniger in den Bereich des Arbeits- oder Strafrechts, als in den der Verhaltenspsychologie fällt.
Die Antwort auf die Frage, was in einer Gesellschaft tabu ist und was nicht, entspringt einem Massen-dynamischen Prozess. Darüber haben Sie und ich als Individuen nicht zu entscheiden. Aber welche bestehenden Tabus wir achten und welche wir brechen, das liegt in unserer Hand.
Drastisch gesagt: Wer mit den (absehbaren) Konsequenzen leben kann, darf alles. Sogar töten. Um es im Zusammenhang mal unschön, aber durchaus stringent zu zeichnen.
Die Frage, wieviel Trotz in den einigermaßen Überhand genommen habenden Mohammed-Karikaturen steckt, würde ich mir allerdings gefallen lassen. Doch auch Trotz-Re-Aktionen sind meines Wissens nach nicht verboten, sondern eben Abwägungssache..
"...Genauso erwarte ich aber auch, dass wir nicht hingehen, und uns aufschwingen zu Richtern und Henkern gleichzeitig, um Länder "zur Vernunft" zu bringen, ihnen "Menschenrechte" und "Demokratie" zu bringen.
Ganz zu schweigen davon, dass wir dass noch ganz selektiv tun, indem wir z.B. allerbeste Beziehungen zu den schlimmsten Diktaturen mit den mittelalterlichsten Gebräuchen, wie z.B. Saudi Arabien unterhalten. Das ist dann nur noch peinlich. Aber offensichtlich bemerken viele Menschen das nicht."
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Und wieso verdienen "Weltreligionen" einen besondern Schutz?
Zum Teufel mit all diesen Göttern, bringen nur Ärger, Tod und Krieg.
Wir brauchen keine Krücken zur Welterkenntnis!
Garkeine!
"...Das bedeutet konkret, sich auf die Grundwerte westlicher Verfassungen wie das Grundgesetz einzulassen, sie zu leben, aus ihnen gar Identität zu stiften...."
Sehr richtig.
Und die universellen Menschenrechte SIND m. E. tatsächlich dazu geeignet, identitätsstiftend zu sein und als echter, ideeller Wert u. a. die Konsum-Ideologie zu ersetzen.
Allerdings besteht m. E. derzeit noch ein Mangel, sie, z. B. im Schulunterricht, entsprechend zu vermitteln, um sie frühzeitig als identitäts- und integrationsstiftende Kraft zu verankern.
Dazu gehört auch, die Herausforderung zu betonen, die es bedeutet, sich jederzeit, auch in den banalsten Alltagssituationen, daran zu orientieren: Das Bewußtsein, auf jeden kleinen Streit oder jede Beleidigung als Herausforderung zu betrachten, NICHT mit Aggression und/oder Verachtung zu reagieren, weil man im Gegenüber immer den gleichWERTIGen Menschen statt einen potentiellen "Feind" und/oder "Minderberechtigten" sieht, würde dann auch zu mehr Selbstbewußtsein und "Stolz" "dazu zu gehören" bei Jugendlichen führen.
Dieser Bezugspunkt für ein wirklich werte-orientiertes Miteinander, bei dem es auf die tägliche Mühe jedes Beteiligten ankommt, ist dann auch in der Lage, jedes "Identitäts-Hilfskonstrukt" eines Gottes zu ersetzen.
Dazu gehört natürlich, Religionsunterricht an Schulen durch ReligionsKUNDE ÜBER die verschiedenen Religionen im Rahmen eines Unterrichtsfach Ethik zu ersetzen.
Und eine ECHTE Säkularisierung: Mehr Einfluß von Religion/en auf Politik und Gesellschaft bedeutet mehr Spaltung und Vergrößerung der Gefahr künftiger Religionskriege.
Das Bewußtsein, auf jeden kleinen Streit oder jede Beleidigung als Herausforderung zu betrachten, NICHT mit Aggression und/oder Verachtung zu reagieren...
Keine Ahnung. Ich wüsste nicht, dass ich das behauptet hätte.
Entschuldignung! Meine Bemerkung bezog sich auf einen anderen Kommentar "Aber ernsthaft: Sie machen den Fehler, dass mit den Karikaturen eine Weltreligion verunglimpft werden soll. "
Richtig! Figuren wie Goetter, Engelchen und Teufelchen gehoeren in Maerchen Buecher wie auch Koenige und deren -ginnen sowie die Prinzlein and Prinzessinnen. Vielleicht wird die Menschheit mal erwachsen.
Allerdings ist es bedenklich, dass nun solche kriminellen Handlungen direkt mit den Religionen verbunden werden. Aehnliche Verbrechen werden von Angehoerigen der Mafia begangen, die meist katholisch sind. Dies fuehrt aber nicht zur blindwuetigen Kritik am Katholizismus.
Als ehemaliger Atheist und derzeitig Antireligoeser habe ich zum Teil recht gute Beziehungen zu Personen, die sich aus welchen Gruenden auch immer als Angehoerige einer Glaubensgemeinschaft verstehen.
Extremisten, wie die Verbrecher, die die Charliehebdo Schiesserei begangen haben, sind in erster Linie als Psychopaten zu betrachten und nicht als Glaeubige irgendwelcher Religionen.
Aber generell sehe ich Religionen als Mittel der Machtausuebung, weil sie sich staendig mit den materiellen Aspekten der Existenz beschaeftigen, statt sich im stillen um die Seelen zu kuemmern.
Das dachte ich mir schon. Aber wenn Sie weiter gelesen hätten, hätten Sie verstanden, was ich damit sagen wollte. Mit "Sie" ist da Linkspazi angesprochen. Der oder die Linkspazi macht den Fehler davon auszugehen, dass mit den Karikaturen eine Weltreligion verunglimpft werden soll. So sollte mir der Satz geraten. Und dass das Unsinn ist, wollte ich sagen. Erschließt sich aber wie gesagt auch aus den nachfolgenden Sätzen.