Fotografin Helga Paris: Chronistin des Nachkriegs

Nachruf Ob marode Häuser im Prenzlauer Berg oder Frauen im Bekleidungswerk: Helga Paris wollte sie bezeugen, nicht interpretieren. Nun starb die Fotografin mit 85 Jahren
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 07/2024
Aus der Serie „Frauen im Bekleidungswerk Treff-Modelle“ (1984) und „Berliner Jugendliche“ (1981/82)
Aus der Serie „Frauen im Bekleidungswerk Treff-Modelle“ (1984) und „Berliner Jugendliche“ (1981/82)

Fotos: Helga Paris

Alles auf den Bildern dieser Fotografin ist belebt, atmet, fühlt: Menschen, Tiere, Häuser, Straßenzüge, Landschaften, Dinge. Man ist verführt zu sagen: Alles, was sie ansah, fühlte sich geliebt – wenn das nicht ein wenig übergriffig klingen, Sentimentalität vermuten lassen könnte.

Beides war diese Fotografin wahrhaft nie. Aber sie schien über die Gabe zu verfügen, das, was sie ansah, in Zärtlichkeit zu hüllen, ihm Gutes zuzudenken. „Wiegenehrlichkeit“ nannte ihre Lebensfreundin, die Poetin Elke Erb, dies.

Helga Paris interessierte sich wenig für das per se mit öffentlicher Aufmerksamkeit Bedachte. In den 80er-Jahren hatte sie in Moskau zahlreiche Stars des internationalen Kinos porträtiert: Robe