Für die Liebe nach dem Tod: Meine Mutter ist tot, ich suche sie jeden Tag

Seelenrettung Seit ihre Mutter gestorben ist, sucht unsere Autorin Elsa Koester einen Ort für ihre Tote. Gar nicht so leicht ohne den Glauben an den Himmel – statt eines Pfarrers kann der kleine Prinz helfen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 51/2023
Für die Liebe nach dem Tod: Meine Mutter ist tot, ich suche sie jeden Tag

Foto: Imago/Pond5Images

Als meine Mutter starb, wurde alles leer. Es war ein Freitagabend, und wir fuhren mit der U8 zum Hospiz. Die U8 heißt in Berlin „Party-Bahn“. Um uns herum Lachende, Feiernde, Betrunkene. Auf der Rolltreppe wurden wir zur Seite geschubst: „Ey, rechts stehen!“ Wir antworteten nicht. Wir wussten nicht mehr, wo links war und wo rechts.

Als wir ihren Körper sahen, war er eine leere Hülle. Der kleine Prinz hatte uns gewarnt: „Mein Körper wird hier bleiben wie eine alte verlassene Hülle. Man muss nicht traurig sein wegen solch alter Hüllen …“ Ich war nicht traurig wegen der alten Hülle. Ich war entsetzt über die Mutterseelenlosigkeit der Welt. Alles war verlassen. Die Häuser waren verlassen. Die Straße war