Anna Seghers erforscht vor 70 Jahren die Befreiung vom Krieg als Befreiung von sich selbst

Antikriegstag In der Novelle „Der Mann und sein Name“ laviert ein ehemaliger SS-Mann zwischen zwei Biografien hin und her
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 35/2022

Aus Walter Retzlow wird Heinz Brenner, aus einem jungen SS-Mann vom letzten Aufgebot 44/45 ein Antifaschist der ersten Stunde. Der wirkliche Brenner kam während der NS-Zeit erst ins Zuchthaus, dann ins Strafbataillon nach Nordafrika. Dort verlor sich seine Spur, ohne dass die Papiere verlorengingen. Im Sommer 1945 tauchen sie auf wundersame Weise in den Ruinenfeldern hinter dem Berliner Alexanderplatz wieder auf und werden Walter Retzlow von untergetauchten SS-Kameraden zugespielt. Der greift so dankbar wie der Not gehorchend zu, um das eigene in einem fremden Leben einzurichten, was Tarnung verheißt und Rettung verspricht. Zwar hat er in seiner SS-Zeit nie gekämpft, sondern allein „Fremdarbeiter“ bewacht, auch war die Zeit zu kurz, die Blutgruppe unter seinen li