Bergkarabach: Das Ende eines Konfliktmanagement-Modells im postsowjetischen Raum

Zeitenwende Nach dem Fall der armenischen Enklave Bergkarabach an Aserbaidschan stellt sich die Frage nach dem künftigen Status von Südossetien, Abchasien oder Transnistrien, deren De-Facto-Unabhängigkeit von Russland garantiert wird
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2023
Jerewan hat die Hilfe für Bergkarabach eingestellt
Jerewan hat die Hilfe für Bergkarabach eingestellt

Foto: Alexander Patrin/Itar-Tass/Imago

Ein über Jahrzehnte schwelender Territorialkonflikt erreicht ein finales Stadium, indem er gewaltsam gelöst wird. Äußeres Zeichen ist die vollständige Einnahme der „Republik Bergkarabach“ durch Aserbaidschan, dessen Fehde mit Armenien um jenes Gebiet zuweilen eingefroren, nie aber beigelegt war. Sie hatte das Zeug zur schweren Eruption, wie der Krieg zwischen den Konfliktparteien im Herbst 2020 und der Angriff Aserbaidschans auf Restkarabach am 19. September zeigte.

Grund für die jetzige Finalität ist jedoch nicht allein die Schlagkraft der Armee des Siegers, an der die Gegenwehr aus Bergkarabach und Armenien zerschellt ist. Ausgedient hat zugleich ein postsowjetisches Konfliktmanagement, wie es seit den 1990er-Jahren bestand und vorrangig von