Bürgerkrieg im Sudan: Huthi-Angriffe im Roten Meer verzögern Hilfslieferungen

Humanitäre Hilfe Die Menschen im Sudan sind auf Lieferungen von außen angewiesen. Doch die Angriffe der Huthis verzögern die Lieferungen. Mit katastrophalen Folgen für die Bevölkerung
Ausgabe 09/2024
Mit diesen Waffen bedrohen die Huthis im Jemen die Hilfslieferungen an den Sudan
Mit diesen Waffen bedrohen die Huthis im Jemen die Hilfslieferungen an den Sudan

Foto: Mohammed Huwais/AFP via Getty Images

Seit April 2023 verwüstet ein Schlagabtausch zwischen rivalisierenden militärischen Fraktionen den Sudan. Dadurch braucht die Hälfte der 48 Millionen Einwohner des Landes dringend externe Nahrungsmittelhilfe. Fast acht Millionen Sudanesen mussten fliehen, was zur größten Binnenvertreibung weltweit geführt hat. Zu den Transportrouten für Lebensmittel und medizinische Hilfsgüter aus Asien gehören die auf hoher See, doch verzögern seit geraumer Zeit die Angriffe der Huthi-Streitkräfte auf Schiffe im Roten Meer diesen Transfer. Zugleich treibt die entstandene Lage die Kosten für die eher finanzschwachen humanitären Organisationen in dem ostafrikanischen Land in die Höhe, sodass auch wegen der unterbrochenen und verteuerten Hilfen die Gefahr einer Hungersnot wächst.

Wegen der Angriffe müssen Schiffe, die Hilfsgüter in Port Sudan löschen wollen, nun Afrika umrunden, das Mittelmeer durchqueren und dann über den Suezkanal von Norden her ins Rote Meer einfahren, was zu enormen Verzögerungen führt. „Diese Umstände behindern unsere Einsätze“, sagt Eatizaz Yousif, Landesdirektor des International Rescue Committee im Sudan. „Sendungen, die sonst höchstens zwei Wochen unterwegs waren, brauchen jetzt Monate, bis sie bei uns eintreffen.“

Hilfsorganisationen, die auf die prekäre Lage im Sudan reagierten, kämpften bereits mit lähmenden Finanzierungsengpässen und bürokratischen Hürden, als die Huthi im November begannen, Frachter im Roten Meer anzugreifen, um ihrer Forderung nach einem Ende der israelischen Gaza-Offensive Nachdruck zu verleihen.

Medikamentenlieferungen kommen nicht im Sudan an

Kleinere Hilfstransporte werden inzwischen in Häfen in den Arabischen Emiraten entladen, durch Saudi-Arabien gefahren und dann von Dschidda aus in den Sudan verschifft. Eine Route, um die jemenitische Küste zu umgehen. Andere Güter werden aus Kenia eingeflogen oder über die ägyptische Grenze gebracht. „Alle diese Routen dauern länger und sind mit einem größeren Aufwand verbunden, als wenn man den direkten Weg nach Port Sudan nehmen würde, den Knotenpunkt für Hilfsorganisationen im Land“, sagt Omer Sharfy, Leiter des Lieferkettenmanagements von Save the Children. „Die Huthi-Frage setzt auch dem Markt zu. Medizinisches Equipment wird knapper und teurer.“ Die faktische Schließung des Roten Meeres bedeute, dass Lieferungen lebensrettender Nahrungsmittel, die Ende November von Save the Children verteilt werden sollten, erst im Januar eingetroffen seien, so Sharfy.

Eine andere große Hilfsorganisation teilt mit, sie warte immer noch auf zwei Frachten mit Insulin und anderen Medikamenten, die sollten den Sudan Ende Januar erreichen, liegen aber in Dubai fest. Die Organisation rechnet mit Luftfrachtkosten von 160.000 Dollar für den Transport ihrer nächsten Arzneimittelhilfe, verglichen mit 20.000 Dollar, die man für eine Fracht auf dem Seeweg aufbringen müsste.

In der westsudanesischen Region Darfur, wo Banditentum den Zugang für humanitären Beistand ohnehin behindert, sterben bereits Kinder an Hunger und vermeidbaren Krankheiten. Helfer befürchten, dass die kommenden Monate in weiten Teilen des Sudan zu Unterernährung führen.

Was im Roten Meer geschehe, mache es noch schwieriger, zu reagieren, klagt Kashif Shafique, sudanesischer Koordinator von Relief International. Seine Teams hätten keine andere Wahl, als vor Ort zu handeln, indem sie Vorräte anlegen und einen Teil davon dorthin transportieren, wo der größte Bedarf besteht.

Fred Harter ist Guardian-Korrespondent in Addis Abeba

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Fred Harter | The Guardian

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