In der dänischen Sprache gibt es offiziell weder eine männliche Entsprechung für den (oft abwertenden) Begriff karrierekvinde (dt. „Karrierefrau“) noch eine weibliche Entsprechung für das männliche Substantiv finandsmand ( dt. „Finanzier“).
Der dänische Sprachrat Dansk Sprognævn hat nun alle Schlüsselwörter, die auf -mand (dt. „Mann“), -kvinde (dt. „Frau“) und -person (dt. „Person“) enden, einer umfassenden Überprüfung unterzogen. Der karrieremand (Karrieremann) und die finanskvinde (Finanzfrau) – sowie viele neue geschlechtsneutrale Begriffe – werden bald schon offiziell in das dänische Rechtschreibwörterbuch Retskrivningsordbogen aufgenommen.
Es ist die erste Überarbeitung seit 12 Jahren und der Sprachrat hat sich dabei auf die Gleichstellung der Geschlechter konzentriert und sich zur Aufgabe gemacht, Wörter und Bezeichnungen geschlechtsneutraler und weniger stereotyp zu gestalten. Der Rat hat auch analysiert, wie „er“, „sie“, „sein“ und „ihr“ in den Beispielsätzen des Wörterbuchs verwendet werden.
Die Mädchen albern jetzt nicht mehr herum
In der neuen Ausgabe, die kommendes Jahr erscheinen soll, wird der afholdsmand, das dänische Wort für Alkoholabstinenzler, durch eine weibliche Version ergänzt: afholdskvinde. Das gegenderte Wort für Händler, handelsmand, wird nun durch die handelskvinde ergänzt, die Händlerin.
Zu den gegenderten Beispielsätzen, die in der neuen Ausgabe des Wörterbuchs gestrichen werden, gehören „pigerne fjantede rundt" („die Mädchen haben herumgealbert“) und „han er anklaget for uagtsomt manddrab“ („er wird der fahrlässigen Tötung beschuldigt“).
Die Wissenschaftlerin Margrethe Heidemann Andersen war eine von drei Redakteur*innen des Sprachrats, die das aktuelle Wörterbuch auf sexistische Einschlüsse und Auslassungen hin durchforsteten. Gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Sender DR sagte sie: „Wir haben Listen mit allen Wörtern erstellt, die auf -mann und -frau enden, und sie dann einzeln überprüft, um zu sehen, ob wir ein Gegenstück mit den Endungen -frau, -mann oder möglicherweise -person schaffen sollten.“
Dänischer Sprachrat rechnet mit Kritik
Heidemann Andersen nannte keine genaue Zahl, wie viele Wörter und Sätze analysiert oder geändert wurden, aber sie sagte, dass es auch in Zukunft mehr Wörter geben wird, die auf -mand enden als auf -kvinde, weil es im Dänischen auch Begriffe gibt, die zwar auf -mande enden, aber sich ihrer Meinung nach nicht auf eine Person beziehen, sodass es sinnlos wäre, eine weibliche Entsprechung hinzuzufügen. So bezeichne zum Beispiel das Wort nordmand Norweger als solche. Für dieses Wort wird es keine weibliche Entsprechung geben.
Der Vorstoß für die sprachliche Gleichstellung der Geschlechter und die Geschlechtsneutralität kommt in einem Land mit einer weiblichen Ministerpräsidentin, Mette Frederiksen, vielleicht nicht überraschend, aber er ist auch den globalen Zielen der Vereinten Nationen geschuldet, die die Gleichstellung der Frauen bis 2030 vorsehen.
Heidemann Andersen ist bewusst, dass die Einführung von Änderungen für Konflikte sorgen kann. „Es gibt Menschen, die mit der Sprache aufgewachsen sind und denken, dass wir zu viel verändern und ein weibliches Äquivalent zu Finanzier nicht brauchen“, sagte sie. Identität und Geschlecht lösten stärkere Emotionen aus als Änderungen der grammatikalischen Regeln.
Schweden ist noch progressiver
Dabei sind die sprachlichen Änderungen vielleicht weniger progressiv als die von Dänemarks nordischem Nachbarn Schweden, das 2015 weltweit Schlagzeilen machte, als es ein neues geschlechtsneutrales Pronomen in sein offizielles Wörterbuch aufnahm. Hen ist eine Kombination aus han („er“) und hon („sie“).
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