Endlich tut sich was: Fairer(er) Lohn für Studierende

Meinung Endlich! Bis vor wenigen Jahren mussten Pflegeschüler:innen Ausbildungskosten noch selbst tragen, das ist heute zum Glück Geschichte – und auch Studierenden soll das duale Studium nun vergütet werden. Dafür ist es auch höchste Zeit!
Ausgabe 43/2023
Anreize schaffen: Wir brauchen mehr junge Menschen in Pflegeberufen – dafür müssen diese attraktiver werden
Anreize schaffen: Wir brauchen mehr junge Menschen in Pflegeberufen – dafür müssen diese attraktiver werden

Foto: Imago/Photothek

Die Studierenden an der Alice-Salomon-Hochschule und anderen akademischen Pflegeeinrichtungen werden die Sektkorken knallen lassen. Anfang des Jahres schlugen sie Alarm wegen unzumutbarer Ausbildungsbedingungen und forderten die Gleichstellung mit den Pflegeschüler:innen, die für ihre Tätigkeit bezahlt werden. Selten gab es so viel Zustimmung im Gesundheitsausschuss für ein von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf den Weg gebrachtes Unternehmen.

Ein neues Gesetz stellt den praktischen Teil des dualen Pflegestudiums nun gleich mit der beruflichen Ausbildung am Krankenbett oder im Heim. Die derzeit 1.500 Studierenden können einen Ausbildungsvertrag abschließen und erhalten eine Ausbildungsvergütung. Es wird mit einem Pauschalbudget von 8.300 Euro pro Jahr und Studierendem gerechnet. Eine wohlfeile Investition angesichts des Pflegekräftemangels. Gleichzeitig wird durch die Neue Regelung das Anerkennungsverfahren für Fachkräfte aus dem Ausland vereinfacht.

Interessant aber ist, dass das gleichzeitig verhandelte Krankenhaustransparenzgesetz, nach dem die Qualität jedes Krankenhauses künftig öffentlich einsehbar sein soll, eine ungleich größere Aufmerksamkeit auf sich zieht als ein längst überfälliges Gesetz, das kaum einen medialen Kommentar hervorlockt. Noch immer steht das Thema Pflege im Schatten der großen Player im Gesundheitssystem, der Einfluss der Ärzte- und Krankenhauslobby dominiert die öffentliche Wahrnehmung.

Und auch das neue Gesetz atmet den Geist ärztlicher Dominanz. Christine Vogler vom Deutschen Pflegerat moniert, dass an der Prüfung der heilkundlichen Kompetenzen von akademischen Pflegefachkräften nach wie vor Ärzte beteiligt seien. Statt unter ärztlicher Bevormundung müssten Pflegende am Krankenbett aber eigenständig arbeiten können, so die Forderung.

Erinnert man sich daran, dass Pflegeschüler:innen bis vor wenigen Jahren für ihre Ausbildung noch selbst zahlen mussten und die Akademisierung des Berufs im europäischen Vergleich nachhinkt, ist das Gesetz ein wichtiger Schritt im Bemühen, die Pflegetätigkeit aufzuwerten. Wenig hilfreich aber wäre es daher, wenn ein Teil der Kosten nun auf die Bewohner in den Heimen abgewälzt wird.

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Geschrieben von

Ulrike Baureithel

Redakteurin „Politik“ (Freie Mitarbeiterin)

Ulrike Baureithel studierte nach ihrer Berufsausbildung Literaturwissenschaft, Geschichte und Soziologie und arbeitete während des Studiums bereits journalistisch. 1990 kam sie nach Berlin zur Volkszeitung, war im November 1990 Mitbegründerin des Freitag und langjährige Redakteurin in verschiedenen Ressorts. Seit 2009 schreibt sie dort als thematische Allrounderin, zuletzt vor allem zuständig für das Pandemiegeschehen. Sie ist außerdem Buchautorin, Lektorin und seit 1997 Lehrbeauftragte am Institut für deutsche Literatur der Humboldt Universität zu Berlin.

Ulrike Baureithel

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