Die Studierenden an der Alice-Salomon-Hochschule und anderen akademischen Pflegeeinrichtungen werden die Sektkorken knallen lassen. Anfang des Jahres schlugen sie Alarm wegen unzumutbarer Ausbildungsbedingungen und forderten die Gleichstellung mit den Pflegeschüler:innen, die für ihre Tätigkeit bezahlt werden. Selten gab es so viel Zustimmung im Gesundheitsausschuss für ein von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf den Weg gebrachtes Unternehmen.
Ein neues Gesetz stellt den praktischen Teil des dualen Pflegestudiums nun gleich mit der beruflichen Ausbildung am Krankenbett oder im Heim. Die derzeit 1.500 Studierenden können einen Ausbildungsvertrag abschließen und erhalten eine Ausbildungsvergütung. Es wird mit einem Pauschalbudget von 8.300 Euro pro Jahr und Studierendem gerechnet. Eine wohlfeile Investition angesichts des Pflegekräftemangels. Gleichzeitig wird durch die Neue Regelung das Anerkennungsverfahren für Fachkräfte aus dem Ausland vereinfacht.
Interessant aber ist, dass das gleichzeitig verhandelte Krankenhaustransparenzgesetz, nach dem die Qualität jedes Krankenhauses künftig öffentlich einsehbar sein soll, eine ungleich größere Aufmerksamkeit auf sich zieht als ein längst überfälliges Gesetz, das kaum einen medialen Kommentar hervorlockt. Noch immer steht das Thema Pflege im Schatten der großen Player im Gesundheitssystem, der Einfluss der Ärzte- und Krankenhauslobby dominiert die öffentliche Wahrnehmung.
Und auch das neue Gesetz atmet den Geist ärztlicher Dominanz. Christine Vogler vom Deutschen Pflegerat moniert, dass an der Prüfung der heilkundlichen Kompetenzen von akademischen Pflegefachkräften nach wie vor Ärzte beteiligt seien. Statt unter ärztlicher Bevormundung müssten Pflegende am Krankenbett aber eigenständig arbeiten können, so die Forderung.
Erinnert man sich daran, dass Pflegeschüler:innen bis vor wenigen Jahren für ihre Ausbildung noch selbst zahlen mussten und die Akademisierung des Berufs im europäischen Vergleich nachhinkt, ist das Gesetz ein wichtiger Schritt im Bemühen, die Pflegetätigkeit aufzuwerten. Wenig hilfreich aber wäre es daher, wenn ein Teil der Kosten nun auf die Bewohner in den Heimen abgewälzt wird.
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