Eine Region bebt: Die Kämpfe im Sudan sind eine regionale Krise

Meinung Der Jemen-Krieg, die Zerrissenheit Libyens und der Zustand Syriens sollten eine Warnung sein, um dem Sudan das Schicksal eines „failed state“ zu ersparen
Ausgabe 18/2023
Sudanesische Soldaten in Bur Sudan am Roten Meer
Sudanesische Soldaten in Bur Sudan am Roten Meer

Foto: AFP via Getty Images

Seit Monaten haben Beobachter vor einem Gewaltausbruch im Sudan gewarnt. Sie sahen nicht zuletzt die regionalen Konsequenzen. Drei Nachbarstaaten – Saudi-Arabien, Ägypten und Libyen – tangiert der Konflikt direkt, was die Gefahr eines langwierigen Bürgerkrieges kaum vermindert.

Der Sudan ist ein Bindeglied zwischen der Sahelzone, Nordafrika und dem Horn von Afrika. Werden die Kämpfe nicht eingedämmt, bedrohen sie eine Region, um deren Stabilität es nicht zum Besten bestellt ist. Dass es deshalb schnell zu einer politischen Lösung kommt, ist jedoch kaum vorstellbar. Noch tobt ein Machtkampf, dessen Protagonisten in Kauf nehmen, ein ganzes Land in Mitleidenschaft zu ziehen.

Beide Konfliktparteien haben Kontakte nach Saudi-Arabien

Fest steht, Verbindungen der Rapid Support Forces (RSF) von General Mohammed Hamdan Dagalo (Hemeti) führen nach Saudi-Arabien. Tausende seiner Kämpfer wurden in den vergangenen Jahren zur Unterstützung Riads in den Jemen entsandt. Zugleich unterhielt die saudische Führung Kontakte zu Hemetis Gegenspieler, zu Armeechef Abdel Fattah al-Burhan. Kronprinz Mohammed bin Salman hat weder ein Interesse an einem demokratischen Wandel im Sudan, indem dort Obristen an Macht verlieren, noch an einer aus den Fugen geratenen Region, die nach den Konflikten in Syrien, im Jemen und in Libyen ein weiterer Bürgerkrieg erfasst.

Ist das aufzuhalten? Wie der US-Sender CNN berichtet, erhalten die RSF bereits Waffen vom libyschen Warlord und Staatsführer im Wartestand, Khalifa Haftar. Der wiederum kooperiert mit der russischen Wagner-Gruppe und kontrolliert Teile Libyens, die an Ägypten und den Sudan grenzen.

General al-Burhan hingegen wird vom ägyptischen Staatschef Fattah al-Sisi unterstützt, seinerseits Militär und 2013 durch einen Staatsstreich an die Macht gekommen. Für ihn ist eine partnerschaftliche Militärregierung im Sudan nicht nur wegen der Wirtschaftsbeziehungen von Bedeutung. Umbrüche in Khartum könnten die eigene Herrschaft gefährden. Aufstände wie zur Zeit des Arabischen Frühlings 2011 wären denkbar. Vor allem aber braucht Ägypten den Sudan als Verbündeten in der Auseinandersetzung um den Grand Ethiopian Renaissance Dam (GERD), durch dessen Bau und Betrieb die Beziehungen zwischen Kairo und Addis Abeba belastet sind.

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