Jakob Augstein im Gespräch mit Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel
#allesdichtmachen? – Zum Zustand der Demokratie
Fortschritt bedeutet gängige Positionen immer wieder in Frage zu stellen, postulierte schon der Sozialphilosoph Karl Popper in seinem Plädoyer für die offene Gesellschaft. Werden gesellschaftlich etablierte Methoden, Vorschriften und Praktiken in Frage gestellt, reagiert die Gesellschaft häufig mit strikter Ablehnung oder absoluter Zustimmung, sie polarisiert und moralisiert. „Das ist eine Gefahr für die Demokratie“, erklärt Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel. Die Aufregung rund um #allesdichtmachen hat es gezeigt: Die Republik ist nervös. Kein Wunder – in Zeiten von Corona-Krise, Ausnahmezustand und unübersichtlichen Maßnahmen. Da kann man sich schon einmal fragen, wie es um unsere Demokratie bestellt ist.
Freitag-Verleger Jakob Augstein und Wolfgang Merkel diskutieren über das Diskursklima in Deutschland, die Rolle der Wissenschaft als Religionsersatz und den Einfluss, den Moral und Moralisierung auf die Debattenkultur haben. Bei „2 um acht“ in der Berliner Volksbühne.
Wolfgang Merkel, geboren 1952, studierte Politische Wissenschaft, Geschichte, Sport und International Relations in Heidelberg und Bologna. Wolfgang Merkel lehrte und forschte an den Universitäten in Bielefeld, Mainz, Heidelberg, Harvard, Madrid und Sydney. Von 2004 bis 2020 war Wolfgang Merkel Direktor der Abteilung „Demokratie und Demokratisierung“ am WZB und Professor für Politische Wissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. 2020 war er Visiting Fellow am Institut für die Wissenschaft vom Menschen (IWM) in Wien und baut gegenwärtig für die Central European University (CEU) in Budapest ein Democracy Institute mit auf.
Am Montag, den 26.04.2021 um 20 Uhr im Grünen Salon der Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz 2, 10178 Berlin
Aufgrund der Vorsorgemaßnahmen des Berliner Senats gegen die Verbreitung des Corona-Virus, wird die Volksbühne auch im April ihr Haus noch nicht für Publikum öffnen. Der Salon wird daher nicht in Form einer Veranstaltung mit Publikum stattfinden. Stattdessen zeigen wir zum geplanten Termin die Diskussion online auf der Website der Volksbühne.
Radioeins vom rbb wird das Gespräch von 20.00 – 21.00 Uhr ausstrahlen (95,8 MHz).
Im radioeins & Freitag Salon setzt sich der Journalist und Verleger Jakob Augstein einmal im Monat mit einem Gast an den Tisch und redet – über das Politische in der Kultur, über die Gesellschaft und ihre Zwänge, über die Mechanismen von Öffentlichkeit und Lüge, und über das Verschwinden der Demokratie im Kapitalismus. Radioeins sendet live. Hier verstummt die Erregungsmaschine des Internets. Der radioeins & Freitag Salon ist "unplugged", wie man früher gesagt hätte. Echte Menschen reden über echte Themen und üben sich in Fähigkeiten, die rar zu werden drohen: Zeit nehmen, zuhören, verstehen, lernen. Das – unerreichte – Vorbild dieses aktuellen politischen Diskussionsformats sind die legendären Gespräche des Journalisten Günter Gaus, die im Fernsehen gezeigt wurden, als dieses noch schwarz-weiß war.
Jakob Augstein ist seit 2008 Verleger und Geschäftsführer der Wochenzeitung „der Freitag“. 1967 in Hamburg geboren, studierte er von 1989 bis 1993 Politik an der Freien Universität Berlin und am Institut d'études politiques de Paris. Er war zehn Jahre lang für die Süddeutsche Zeitung als Reporter in Berlin und den neuen Bundesländern unterwegs. Von 2011 bis 2018 schrieb er die Kolumne „Im Zweifel links“ auf „Spiegel online“. Seit 2011 liefert er sich mit Nikolaus Blome, dem ehemaligen stellvertretenden Chefredakteur der Bildzeitung, in der Phoenix-Sendung „Augstein und Blome“ einen wöchentlichen Schlagabtausch zum politischen Thema der Woche.
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