Kurz und Knapp - linke Politik vermitteln

Politische Kommunikation Im Versuch, sich gegen Rechtspopulisten durchzusetzen tun sich Linke schwer. Es muss nun wichtiger denn je sein, linke Lösungen verständlich zu vermitteln

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Marx und Engels im Großstadtdschungel: Wer sich einen Durchblick in der globalisierten Welt verschaffen will, muss Zeit und Nerven investieren
Marx und Engels im Großstadtdschungel: Wer sich einen Durchblick in der globalisierten Welt verschaffen will, muss Zeit und Nerven investieren

Foto: MACDOUGALL/AFP/Getty Image

„Wer verstanden werden will, muss das Vereinfachen lernen“, kann man in Gregor Gysis „Ausstieg links? Eine Bilanz“ lesen. Mehr denn je lässt sich diese Aussage auf die politische Situation der linken Kräfte in der Bundesrepublik beziehen. Die sogenannte „Alternative für Deutschland“ gewinnt bundesweit an Zustimmung, jede neue Terrormeldung lässt sie weiter erstarken. Die politische Linke hingegen schwächelt und schafft es kaum, die mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Den Grund für diese Schwäche gegenüber den Rechtspopulisten im Inhalt der politischen Weltanschauung zu suchen, bleibt ein erfolgloser Versuch der Erklärung. Was die Rechten attraktiv für so viele Personen macht, ist die Tatsache, dass die Fronten im Weltbild à la AfD geklärt sind. Politik und Wirtschaft sind komplizierter als noch zu Zeiten des Kalten Krieges. Wer sich einen Durchblick in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts verschaffen will, muss Zeit und Nerven investieren. Man stelle sich folgende Situation vor: Eine berufstätige Mutter kommt von einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause, erkundigt sich nach dem Wohlergehen ihrer Kinder und schaltet den Fernseher ein, um den wohl verdienten Feierabend einzuläuten. Was sie in den Nachrichten hört, sind natürlich keine ausführlichen Erklärungsversuche und Grundsatzdebatten und es wäre eine Dreistigkeit, von ihr zu verlangen, sich intensiv mit politischen Abläufen, Ideologien und komplexen Ansichten auseinanderzusetzen.

Das Problem der politischen Linken ist, dass immer alles genau und ausführlich sein muss. Ein Anspruch, der zwar löblich ist und für politisch versierte Personen ein gutes Prinzip darstellen mag, aber nicht alltagstauglich ist. Politik findet eben nicht nur in Parlamenten und Gremien statt. Politik beginnt vor dem heimischen Fernseher, bei Gesprächen am Esstisch und in der Raucherpause.

Vereinfachung darf hierbei nicht mit Populismus gleichgesetzt werden, denn es sind nicht die Lösungen, die einfach sein müssen, sondern die Art und Weise, die Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Jede gute Werbung besteht aus Elementen, die Aufmerksamkeit erzeugen und auffällig sind. Warum sollte es in der Politik anders sein? Wenn die eigene Politik der Bevölkerung dienen soll, muss sie ihr auch verständlich gemacht werden. Es ist nicht schwierig, die Ansätze der Rechtspopulisten als fehlerhaft zu entlarven, doch reicht dies nicht aus, um die Gunst der Menschen und damit auch die Gunst der Wähler zu gewinnen.

Wichtig ist auch, den Sprachgebrauch anzupassen. Komplexe Formulierungen und Sprachgebilde sind für das Vermitteln politischer Einstellungen nicht nur nicht notwendig, sondern behindern das Verständnis und sind mitunter für die Wahrnehmung der Politik als „elitäres Themenfeld“ verantwortlich. Man muss sich auf einer Kommunikationsebene bewegen, die weder abgehoben, noch unnötig ausgeschmückt erscheint.

Ein Händler, der seine Produkte, seien sie noch so qualitativ hochwertig, nicht zu verkaufen weiß, scheitert. Dieses Bewusstsein scheint den linken Kräften in diesem Land zu fehlen. Wenn linke Ansichten nicht verständlich erklärt werden, wird sich die Bevölkerung mehr und mehr nach anderen Ansichten sehnen. Der größte Verlierer wird dabei stets die Demokratie sein.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Christoph Fischer

Politisch interessierter und aktiv engagierter junger Mensch.

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