Neue Anklage gegen Donald Trump: Die alte Magie wirkt noch. Doch wird das reichen?

Meinung Anklagen wie die aktuell in Miami laufende gegen Donald Trump enden normalerweise nicht gut für den Beschuldigten. Über die Zukunft des ehemaligen US-Präsidenten allerdings entscheiden nicht die Gerichte
Ausgabe 24/2023
Viele republikanische Wähler halten zu Donald Trump. Egal, was passiert
Viele republikanische Wähler halten zu Donald Trump. Egal, was passiert

Foto: Alon Skuy/Getty Images

Sie haben es in sich, die drei Dutzend Anklagepunkte gegen Donald Trump, ebenso wie das Foto von Kartons mit geheimen Regierungsunterlagen in der Dusche seiner Villa Mar-a-Lago. Trump hat vor Gericht auf „nicht schuldig“ plädiert. Letztendlich entscheidet jedoch nicht das Gericht in Miami über Trumps Schicksal. Es zählt, wie die Präsidentenwahl im November 2024 ausgehen wird und was davor passiert bei den republikanischen Vorwahlen.

Stand Mitte Juni: In der republikanischen Führung bröckelt die Unterstützung für den Angeklagten nicht. Ein Badezimmer könne doch abgeschlossen werden, verteidigte Kevin McCarthy, der Sprecher des Repräsentantenhauses, den Ex-Präsidenten. Innerparteiliche Rivalen um das Präsidentenamt halten sich bedeckt, weil viele republikanische Wähler zu Trump halten, komme, was wolle. Der Trumpismus beinhaltet eine Sehnsucht nach der Vergangenheit und einer autoritären Führungsfigur. Oft handelt es sich bei den Anhängern um Menschen, die sich nicht respektiert fühlen, so wie Trump.

Bei seiner ersten Präsidentschaftskandidatur 2016 prahlte Trump, er werde auch dann keine Wähler verlieren, sollte er auf der Straße in New York jemanden niederschießen. Dagegen mutet der Prozess in Miami fast wie eine Kleinigkeit an.

Die Richterin Aileen Cannon wurde von Donald Trump ernannt

Bei hochkarätigen Prozessen, bei denen es um die nationale Sicherheit geht, gilt in den USA: Wenn der Staat jemanden wirklich kriegen will, schafft er das meist. Beim Prozess gegen Trump kann noch viel schiefgehen, obwohl der Staat mehr Ressourcen hat und Trump derzeit damit zu kämpfen hat, hochkarätige Verteidiger zu finden. Einen Trumpf hat Trump jetzt schon: Die Bundesrichterin Aileen Cannon, die den Prozess leiten wird, wurde einst von ihm ernannt, sie gilt als zuverlässige Unterstützerin.

In nur eineinhalb Jahren wird ein neuer Präsident gewählt. Gewinnt Trump oder ein anderer Republikaner, hätte sich die Sache wohl erledigt: Trump wird begnadigt, oder die Staatsanwaltschaft lässt die Anklage fallen.

Für die Demokraten gibt es dennoch Anlass zu ein wenig Optimismus. Es mögen noch so viele Republikaner Trump treu bleiben. Aber viele Wechselwählerinnen sind schon jetzt abgestoßen von seinem Verhalten. Und ohne die wird er wohl nicht gewinnen können.

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