Til Schweiger´s Kino im Rückwärtsgang

Film + Kino Was ist der Unterschied zwischen einem Manta-Fahrer und Til Schweiger? Der Manta-Fahrer ist vielleicht in der Lage, einen guten Film zu drehen.

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MANTA MANTA – ZWOTER TEIL ist der erste Til-Schweiger-Film, über den ich schreibe, ohne ihn gesehen zu haben. Ich kenne mehrere Trailer, Ausschnitte von fast zehn Minuten und mehrere Filmkritiken. Ich muss auch nicht den Topf leer essen, um zu wissen, dass die Suppe nicht schmeckt.

Interessieren würde mich der Film schon sehr. Aber ich bin kein akkreditierter Filmkritiker und bekomme meine Kinobesuche weder bezahlt noch kann ich die Eintrittskarten von der Steuer absetzen. Also lehne ich es ab, dafür Geld auszugeben und werde abwarten, bis MM2 auf Netflix oder SAT.1 gezeigt werden wird. Außerdem würde ich mich dafür schämen, dass meine Eintrittskarte in die offiziellen Kinostatistiken einfließt, zu einem möglichen Kinoerfolg beiträgt und als Resultat mehr solcher Filme produziert würde.
Der letzte Til-Schweiger-Film, für den ich eine Eintrittskarte kaufte, war DIE HOCHZEIT, Til Schweiger´s extrem schlechte Neuverfilmung einer dänischen Erfolgskomödie. Bei DIE RETTUNG DER UNS BEKANNTEN WELT, einem der schlechtesten 2021er Filme, gebe ich voller Stolz zu, dass ich mich nach einer anderen Kinovorstellung – es war glaube ich GHOSTBUSTERS LEGACY - in das Kino geschlichen zu haben, ohne Eintritt bezahlt zu haben; die erste ca. 20 Minuten hatte ich verpasst.
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Diese Ausschnitte von ca. 8:30 Minuten sind schon schlimm genug, um das neue Machwerk von Til Schweiger beurteilen zu können. Was ich hier sehe, ist inhaltliche, erzählerische und audio-visuelle Körperverletzung. Es bereitet mir fast körperliche Schmerzen, das zu sehen.

Scheußliche Farben

Wie fast immer verwenden Til Schweiger und seine Kameraleute scheußliche Farben. Alles ist in einen sepia-artigen Filter getaucht und zahlreiche Bilder in den Szenenausschnitten sehen aus, als ob willkürlich Farben ausgekippt würden, die nicht zu einander passen.

Unscharfe Bilder

In diversen Szenen und Trailer-Passagen ist zu sehen, dass Personen im Vordergrund scharf gefilmt sind und Personen, Gegenstände, Kulissen und Landschaften im Hintergrund sehr unscharf zu sehen sind. So etwas irritiert das Auge und tut dem Auge weh. So etwas kann als Stilmittel sinnvoll sein, um eine bestimmte filmische Situation in der Handlung visuell zu unterstreichen, z.B. um die Irritation, Überraschung, Enttäuschung, Einsamkeit oder Isolation einer Filmfigur zu visualisieren. So, wie es hier zu sehen ist, tut es nur dem Auge weh und sollte vermieden werden. Das Zauberwort heißt Tiefenschärfe. Es muss das richtige Schärfe-Unschärfe-Verhältnis zwischen Vordergrund und Hintergrund gewählt werden, um eine stimmige visuelle Stimmung zu erzeugen. Je nach Situation können sowohl leichte Unschärfen im Hintergrund oder eine sehr hohe Tiefenschärfe gewählt werden, bei der bis in die hintersten Bereiche des Bildes alles klar und scharf zu erkennen ist. Sehr gute Beispiele für eine sehr hohe Tiefenschärfe sind Orson Welles´ CITIZEN CANE und der brilliante Horrorfilm BIS DAS BLUT GEFRIERT.

Die Montage

Bereits in früheren Til-Schweiger-Filmen ist eine sehr schnelle Montage zu beobachten, die zu sehr vielen Einstellungen führt. Eine Gesprächsszene auf einer Brücke, die in der 8:30-Minuten-Zusammenstellung zu sehen ist, dauert etwa 2:30 Minuten und ist tatsächlich – wenn ich richtig zähle – in 113 Einstellungen zerhackt. Nur, um es klar zu machen: Es ist kein Autorennen und keine Verfolgungsjagd. Es ist eine Gesprächsszene. Eine so hektische Montage kann sinnvoll sein, um eine immense Gefühlssituation zu visualisieren, z.B. starke Erregung oder Panik oder auch eine Verfolgungsjagd. Ein perfektes Beispiel für eine sehr schnelle Montage mit sehr vielen Einstellungen in einer Szene, die so sehr gut funktioniert, ist der Mord in der Dusche in Alfred Hitchcock´s Meisterwerk PSYCHO.
Aber eine Gesprächsszene von 2:30 Minuten mit 113 Einstellungen – bitte nicht. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Til Schweiger und seinem Aufnahmeteam passieren trotz einer nicht geringen Erfahrung immer noch Anschlussfehler und andere vermeidbare Fehler, die sie in Montage zu kaschieren versuchen – dann ist Til Schweiger einfach ein unfähiger Regisseur. Oder Til Schweiger findet das so tatsächlich gut – dann hat er, wie wir inzwischen wissen, keine Ahnung von Filmsprache und ist einfach ein unfähiger Regisseur.

Ton und Musik

Die uninspirierte musikalische Kakophonie, die wir bereits aus früheren Til-Schweigereien kennen, passt wohl auch hier nie richtig zu den Versuchen einer Handlung. Wie in mehreren Kritiken zu sehen, zu hören, zu lesen ist, wurde beim Ton scheinbar so sehr geschlampt, dass Dialoge nachsynchronisiert werden mussten. Und das wurde scheinbar so gemacht, dass Lippenbewegungen und Dialoge unsynchron sind. In den Szenen, die ich kenne, ist das allerdings nicht zu sehen.

Til Schweiger´s Filmsprache als gutes schlechtes Beispiel

Man könnte meinen, Til Schweiger erstelle eine Liste mit allen Stilmitteln und erzählerischen Methoden, die in einem Film lieber vermieden werden sollten, hakt sie alle ab und wendet sie alle an. Nur die Rückblende in schwarz-weiß fehlt bisher – vielleicht auch nicht. Weiß jemand etwas Anderes?

Die Stilmittel und die Filmsprache des Til Schweiger sollten als schlechtes Beispiel auf allen Filmhochschulen und in allen Drehbuchkursen gezeigt werden, um zu lehren, wie es auf keinen Fall gemacht werden sollte.

Was läuft falsch in Til Schweiger´s Kopf ?!?

Bei allem, was ich vom Lesen, Hören und selber Sehen von Til Schweiger´s Filmen weiß, frage ich mich, warum er solche Silmittel verwendet. Kein halbwegs normaler Mensch mit Verstand würde solche Bildsprache und solche Filmsprache verwenden. Einer meiner besten Freunde und ich drehten in den späten 80er Jahren mit unserer ersten Videokamera ein paar Amateur-Heimvideo-Kurzfilme über ein Horror-Monster auf dem Friedhof und den Raub von Oma´s Schmuck. Instinktiv vermieden wir damals solche Fehler und eine solche Filmsprache, wie sie Til Schweiger regelmäßig anwendet. Mir kommt der Gedanke, Til Schweiger könnte geisteskrank sein; aber solche Vermutungen verbieten sich aus Höflichkeit und schon wegen der Unzulässigkeit von Ferndiagnosen. Vielleicht hat Til Schweiger eine Art von Sehstörung oder anderer Wahrnehmungsstörung – so etwas wie Farbenblindheit, nur noch umfangreicher.

Das Familienunternehmen Schweiger

Til Schweiger pflegt seit vielen Jahren, seine untalentierten Töchter zu besetzen. Bis auf sehr wenige Ausnahmen spielten alle drei Töchter fast ausschließlich in Produktionen mit ihrem Vater und teilweise unter der Regie ihres Vaters. Luna Schweiger, die in MANTA MANTA – ZWOTER TEIL Berti´s (Til Schweiger) Tochter spielte, hatte abgesehen von einer 2011er Serie im Kinderfernsehen nur Auftritte mit ihrem Vater. Ihr letzter Auftritt davor war 2020 als Filmtochter im Til-Schweiger-Tatort. Damals konnte über die moderne Einschaltquotenmessung ermittelt werden, das die Einschaltquote mit Szenen mit Luna Schweiger als Fernsehtochter um über 30% zurück ging. Das Publikum schaltete um oder verließ den Fernsehraum und meldete sich vorübergehend ab, weil es die Schweiger-Tochter gar nicht sehen wollte. Die Quelle finde ich leider nicht mehr.
Schwester Lili Schweiger hatte ihren einzigen Auftritt seit dem Til-Schweiger-Machwerk DIE HOCHZEIT (2020) in einer ZDF-Romantik-Schmonzette 2023 und ihre Nebenrolle ist in der Besetzungsliste in WIKIPEDIA an unterster Stelle angegeben. Andere Filmschaffende scheinen nichts mit ihnen zu tun haben zu wollen – oder umgekehrt oder Beides. Auch die jüngste Tochter Emma Tiger Schweiger (HONIG IM KOPF) hatte nur zwei Rollen unter fremder Regie in einem 2012er Ferhsehspiel und dem Kinofilm CONNY & CO nach einer bekannten Kinderbuchreihe.
Sohn Valentin Schweiger ist Kameraassistent und arbeitete ebenfalls überwiegend mit seinem Vater und / oder unter dessen Regie. In welchem Umfang er für den unansehnlichen visuellen Stil in den Filmen seines Vaters verantwortlich ist, können wir nur ahnen.

Das menschenverachtende und reaktionäre Weltbild des Til Schweiger

MANTA-MANTA-Filmfigur Klause (Michael Kessler) wurde im 1991er MANTA MANTA zunächst als Vollidiot charakterisiert, der so doof ist, in seine einen Stiefel zu pinkeln, dann aber im Finale des Films zum Held heran wächst, das Autorennen gewinnt und eine Freundin bekommt. In der Fortsetzung wird Klausi wieder zum Idioten degradiert. Auch in seinen Filmen KLASSENTREFFEN 1.0, dem schlechtesten Film des vorigen Jahrzehnts, und der Fortsetzung DIE HOCHZEIT stilisiert sich Til Schweiger zum Tollsten und Besten aller Zeiten und macht seine beiden Filmfreunde zu erbärmlichen Gestalten mit Erektionsproblemen und gescheiterter Ehe. In MANTA MANTA 2 gibt es wohl mehrere Schlägereien und Berti (Schweiger) schlägt dem Freund seiner Filmtochter das Gesicht blutig. In einer kurzen Trailer-Einstellung ist zu sehen, wie Berti einen Konkurrenten das Gesicht mit voller Gewalt gegen das Lenkrad stößt. Das wird – so wie ich es in Filmkritiken höre und sehe – ohne satirischen Kontext und nicht als negatives Beispiel erzählt. Das ist verachtenswert und könnte zu Nachahmer-Taten führen.

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Til Schweiger pöbelt gegen Berufspolitiker*innen, besonders gegen die GRÜNEN und gegen Minister Robert Habeck, der von Wirtschaft keine Ahnung habe. Das ist schon sehr dreist, denn Til Schweiger, der keine Ahnung vom Filmemachen hat, hätte ohne die von Berufspolitikern beschlossene Filmförderung nie ein Filmstar und Filmemacher werden können und wäre bis vor einigen Jahren noch der alternde Prolet in der LINDENSTRASSE gewesen.Til Schweiger rülpst seine Ansichten über Autofahren als Freiheit ins Mikrofon und verwendet dabei den gleichen pervertierten Freiheitsbegriff wie die FDP. Til Schweiger pöbelt gegen Klimakleber*innen. Das kann eine verkaufsfördernde Maßnazhme für seinen Film sein. Das könnte auch seine echte Meinung sein und so offenbart Til Schweiger seine reaktionäre Weltsicht. Ohne zivilen Ungehorsam Marke Klimakleber*innen gäbe es kein Wahlrecht, eine Frauenrechte, keine parlamentarische Demokratie und natürlich auch keine von demokratisch beschlossene Filmförderung, mit deren Finanzen Til Schweiger, seine filmischen Machwerke und seine eigenen Unternehmen subventionieren könnte.

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Til Schweiger ist ein Hass-erfüllter alter weißer Mann voller hässlicher Gedanken und hässlicher Ideen und er macht hässliche und abstoßende Filme.

Til Schweiger ist für mich inzwischen der Inbegriff des hässlichen Deutschen. Und natürlich ist Til Schweiger ein*e Klimaterrorist*in.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Martin Betzwieser

Personifizierter Ärger über Meinungsmanipulation, Kino- und Kabarattliebhaber

Martin Betzwieser

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