Die schlechtesten Filme des Jahres 2021

Kino + Film Ganz subjektiv führe ich die schlechtesten Filme auf, die ich im Jahr 2021 im Kino oder im Streaming sah. Viel öfter als sonst und mittlerweile nicht erstaunlich ist, dass überwiegend Filme aus Reihen oder Franchises sehr schlecht sind.

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10. MATRIX RESURECTION

USA 2021, von Lana Wachowsky, mit Keanu Reeves, Carrie Anne Moss, Yahya Abdul-Mateen II, Jessica Henwick, Jonathan Groff, Jada Pinkett-Smith, Max Riemelt und Neil Patrick Harris

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MATRIX von 1999 ist ein Meisterwerk, das einen auch heute immer noch umhaut und die Sehgewohnheiten des Publikums beindruckte und beeinflusste wie wahrscheinlich kein Film seit dem Tod des Genies Stanley Kubrick. Besonders jetzt in Zeiten von Pandemie und skurillen Verschwörungstheorien ist es sehr interessant, MATRIX wieder zu entdecken. Herausragend ist dieser eine brilliante Monolog von Agent Smith:

„Der Mensch breitet sich überall unkontrolliert aus und verbraucht alle natürlichen Resourcen. Und wenn alles verbraucht und zerstört ist, breitet er sich auf ein anderes Gebiet aus und macht so weiter. Es gibt noch eine andere Lebensform in der Natur, die so lebt – das Virus.“

Die Fortsetzung brachte auch noch sehr gute Ideen wie die Mutation des Agenten Smith zum Computervirus. Der Dritte war dann eine nervensägige Kriegs- und Pseudo-Religions-Orgie.
Und 18 Jahre nach dem Tod von drei der vier Hauptfiguren werden sie wieder ausgebuddelt und wiederbelebt. Dabei fängt es mit einer originellen Idee um die Fortsetzung der erfolgreichen MATRIX-Spieltrilogie an. Auch die mögliche Psychose von Thomas „NWO“ Anderson ist vielversprechend. Neue Maschinen tauchen auf. Die Übergangsportale zwischen den Welten sind neu und die Effekte sind auf dem neuesten Stand. Auch die Kampfszenen sind erneut sehr mitreißend. Aber bessere Effekte machen nicht zwangsläufig einen guten Film und die Kämpfe sind Selbstzitate. Irgendwann kommt sogar der Merowinger zurück und poltert herum.

Sein eigenes großes Problem erklärt der Film nach einer 1/4 Stunde:

"Wir erzählen immer und immer wieder die gleiche Geschichte, aber mit anderen Figuren und anderen Gesichtern."

Es ist, wie nochmal in die Unterhose von letzter Woche einzusteigen und sich dann zu wundern, dass es müffelt.

Gesponsort wurde der Film mit deutschem Filmförderungsgeld. Dafür wurde in den Babelsberg-Studios gedreht. Deutsche Tricktechniker*innen verdienten Geld und Max Riemelt spielte eine größere Nebenrolle.
An den Kinokassen scheint der Film ein Flop zu werden. Am Mittwoch sah ich den MATRIX 4 in einem 300-Plätze-Kino, in dem wir zu dritt saßen. Schon einen Tag danach zieht das Produkt in ein Nachbarkino mit nur noch 150 Plätzen um.

9. ARMY OF THE THIEVES

USA, Deutschland 2021, von Matthias Schweighöfer, mit Matthias Schweighöfer, Nathalie Emmanuel, Ruby O. Fee, Stuart Martin

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Das Zombie-Machwerk ARMY OF THE DEAD auf Netflix ist kein guter Film und Regisseur Zach Snyder ist kein guter Regisseur. Aber der Regisseur ist immerhin kreativ und bietet visuell Einiges, dass er nicht zu einem großen und guten Ganzen zusammenfügen kann. Ansehbar ist der Film, wenn es im Haushalt schon ein Netflix-Abo gibt. Der deutsche Tresor-Knacker, den Matthias Schweighöfer hier spielt, ist eine Nebenfigur und trotz seines nervigen Charakters halbwegs erträglich. Hier spielt die Berufs-Nervensäge des deutschen Kinos Matthias Schweighöfer die Hauptfigur und führt auch noch Regie. Das ist nervig und langweilig. Mehrere Aufnahmen von der Bearbeitung verschiedener raffinierter Tresorschlösser bieten nichts Neues und ermüden schon beim zweiten mal.

8. HALLOWEEN KILLS

USA 2021, von David Gordon Green, mit Jamie Lee Curtis, Judy Greer, Andi Matichak, Kyle Richards, Anthony Michael Hall, Will Patton sowie Nancy Stephens und Charles Cyphers

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Ein Serienmörder mit Maske ist in seiner Heimatstadt unterwegs und begeht Serienmorde. Damit ist die Handlung zusammengefasst.
Über einen anderen Film, der im Sommer lief und der später hier noch kritisiert wird, las ich damals eine Kritik, die ich nicht mehr finde und in der es hieß, dass wir es oft nicht mehr mit Filmen zu tun hätten sondern mit Produkten, die für eine Zielgruppe hergestellt werden, um möglichst viel Gewinn zu erwirtschaften. Mit so einem Produkt haben wir es hier zu tun.
Die Macher des Produktes und auch des Vorgängers und auch des noch folgenden dritten Produktes haben die Ambition, alle Fortsetzungen von HALLOWEEN von 1978 zu ignorieren und die Fans der HALLOWEEN-Filme bzw. Produkte zu befriedigen. Dazu werden verschiedene Figuren aus dem 1978er HALLOWEEN von John Carpenter wieder vor die Kamera geholt und teilweise mit den Original-Darsteller*innen besetzt. So sehen wir den inzwischen 82jährigen Charles Cyphers, der damals den Sheriff spielte. Rückblenden ins Jahr 1978 führen Handlungslinien fort und erklären Motive, die wir gar nicht wissen müssen und lähmen den Spannungsbogen eher. Und dabei werden Originalszenen aus HALLOWEEN und HALLOWEEN II übernommen und auch Handlungselemente aus HALLOWEEN III zitiert und kopiert, obwohl alle Fortsetzungen ja eigentlich ignoriert werden. Das ist nicht nur unübersichtlich, denn Handlungslinien nehmen ganz andere Verläufe als in damals offiziellen Fortsetzungen, sondern auch plump und schlampig. Die zahlreichen Splatter-Effekte sind sehr sorgfältig gestaltet und sehr hart und insgesamt abstoßend inszeniert. Eine Reihe von sehr gut gemachten Effekten macht aber einen insgesamt schlechten Film auch nicht besser. Das eskalierende Wutbürger*innen-Szenario ist sehr unglaubwürdig und ich habe den Eindruck, dass mit Chaos und Aufstand künstlich von den Drehbuchschwächen und logischen Löchern abgelenkt werden soll.
Auch dass Michael Myers durch sein Alter von inzwischen 61 Jahren – wenn ich richtig rechne – und eine im Vorgängerprodukt zerschossene Hand überhaupt nicht behindert wird, ist unglaubwürdig und eher eine große Schwäche des Produkts.
Dieses Produkt ist schlecht geschrieben und immerhin routiniert inszeniert. Die größte Schwäche ist, dass trotz der großen Dramatik weite Strecken des Produktes leider sehr langweilig ist. Das größte Verdienst ist es sicher für eine kurze 1978er Rückblende einen Darsteller für Dr. Sam Loomis gefunden zu haben, der Donald Pleasence zum Verwechseln ähnlich sieht.
Mit dem irgendwann startenden HALLOWEEN ENDS wird die HALLOWEEN-Produktreihe sicher nicht zu Ende sein. Laurie Strode und Michael Myers werden sich noch in Jahrzehnten mit Krücken und Rollator jagen, so lange damit Gewinne erwirtschafte werden.

7. SAW 9 – SPIRAL

USA 2021, von Darren Lynn Bousman, mit Chris Rock, Max Minghella, Marisol Nichols, Zoie Palmer und Samuel L. Jackson.

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Es geht um eine Mordserie, deren Opfer bei der Polizei oder im Umfeld sind. Später gibt es Hinweise, dass alle Opfer mit Polizeigewalt und manipulierten Beweisen zu tun hatten. Diese Idee ist großartig und hätte einen eigenen Film verdient. Es musste aber mit der ausgebeuteten und abgenudelten SAW-Reihe kombiniert werden und das funktioniert einfach nicht. Die Morde sind purer Selbstzweck und mittlerweile widert mich so etwas nur noch an. Das größte Problem ist aber Hauptdarsteller und Co-Produzent Chris Rock, der unglaubwürdig und schlecht spielt. Angeblich ist Rock ein talentierter Komiker und Komödiendarsteller. Eigentlich habe ich ihn nur aus den KINDSKÖPFE-Filmen in Erinnerung, in denen ich ihn nicht komisch fand, und verwechselte ihn sogar mit Chris Tucker aus Tarantino´s JACKIE BROWN. In einer ernsten und dramatischen Rolle ist er unfähig.
Und der ehemalige Kult-Schauspieler Samuel L. Jacksen (PULP FICTION) spielt mittlerweile in jedem Schundfilm mit.

6. GODZILLA VS. KONG

USA 2020, von Adam Wingard, mit Millie Bobby Brown, Alexander Skarsgard, Rececca Hall, Julian Dennison, Kaylee Hottle, Brian Tyree Henry, Shun Oguri, Kyle Chandler und Demian Bichir

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Godzilla zerstört ein Labor in Florida. Aus irgendeinem Grund, der egal ist, wird Riesenaffe Kong von seiner Insel geholt. Auf dem offenen Meer verprügeln sie sich und spielen Schiffe-Versenken. Kong wird überredet, in einen unterirdischen Kontinent einzudringen, wo dessen Vorfahren oder Außerirdische oder sonstwer einen unterirdischen Palast gebaut hatten. Später prügeln sich Kong und Godzilla noch mal in der chinesischen Sonderzone Hong Kong, von der nicht viel übrig bleibt, bevor der sinistre Industrielle den Godzilla-Roboter Mechagodzilla loslässt, den es 1974 zum ersten mal in einem japanischen Monsterfilm gab.
Menschliche Filmfiguren spielen nicht die geringste Rolle. Die Effekte sind toll und die Monstren sind wirklich hervorragend animiert und sehen sehr echt aus - zu echt. Im Gegensatz zum naiven Charme der japanischen Filme aus den 70ern wirkt die fotorealistische Optik zu echt und der Film wird dadurch zu ernst. Die Zerstörungsorgien nehmen menschenverachtende, naturverachtende und tierverachtende Formen an. Regte die unlogische und absurde Handlung früher durch die Machart zum Schmunzeln an, ist sie heute nur noch ärgerlich.
Hollywood beutet nicht nur die japanische Kultur aus sondern plündert auch noch ein bischen bei Jules Verne´s „Reise zum Mittelpunkt der Erde“. Dieses Produkt ist eine kinematografische Massenvernichtungswaffe, die nur noch durch den filmischen Terror dieser TRANSFORMER-Filme und der MARVEL-Reihe übertroffen wird.

5. JAMES BOND 007 – KEINE ZEIT ZUM STERBEN

USA / Großbritannien 2020, von Cary Joji Fukanaga, mit Daniel Craig, Léa Seydoux, Naomie Harris, Ana de Armas, Rami Malek, Jeffrey Wright und Christoph Waltz

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Der mysteriöse Lyutsifer entwickelt Nano-Roboter, mit denen er gezielt einzelne Personen oder ganze Bevölkerungsgruppen töten kann. Parallel arbeitet Bond seine Beziehung zu seiner Ex-Lebensgefährtin auf, mit der er eine gemeinsame Tochter hat.
Der Film ist leider eine gute halbe Stunde zu lange, hat teilweise ein misslungenes Tempo und kommt schwer in die Gänge. Bond-Gegner Lyutsifer kommt nach der Rückblende vor dem Vorspann erst nach einer guten Stunde zurück. Dabei ist dieser Bond-Gegner Lyutsifer (Rami Malek, BOHEMIAN RAPSODY) einer der uninteressantesten und schwächsten Bond-Gegner aller Zeiten. Als Sohn einer von SPECTRE ermordeten Familie nimmt er Rache an SPECTRE und hätte eigentlich Bond´s Verbündeter werden können. Seine Motivation wird überhaupt nicht klar. Die Figur ist schlecht geschrieben und lahm gespielt. Auch Lyutsifer´s Scherge mit dem Computer-Auge ist verschenktes Potential. Christoph Waltz kommt als Ernst Stavro Blofeld noch kurz in der Psychiatrie-Hochsicherheitszelle vor, wo er doch eher wie Hannibal Lecter wirkt als wie ein James-Bond-Soziapath.
Dieser Craig-Bond hat bei Handlung, Schauspielern und Spannung durchaus seine Momente. Die Nano-Roboter als gezieltes Tötungswerkzeug sind eine infame und originelle Idee. Diese Idee wirkt im Verlauf dieser Pandemie, in der merkwürdige Leute denken, Bill Gates und alle möglichen Regierungen wollen sie mit Mikrochips impfen, kontrollieren und töten, unabsichtlich sehr makaber.
Die anderen Geheimdienst-Leute bleiben weit unter ihren Möglichkeiten. Anstatt mal wieder einen Blick ins Waffenlabor zu werfen, sehen wir „Q“ fast nur am Bildschirm sitzen, Festplatten analysieren und Beobachtungskameras auswerten.
Mittlerweile dürfte bekannt sein, dass sie Bond am Schluss im Bomben- und Raketeninferno sterben lassen. Die Sterbehilfe begann aber bereits vor 15 Jahren in CASINO ROYALE, als Bond einen Wodka-Martini bestellte und auf die Frage „geschüttelt oder gerührt?“ antwortete „Sehe ich aus, als ob mich das interessiert!“ und kurz danach seine Partnerin Vesper eine blöde Kuh nannte.
Aus dem eleganten, charmanten und ironischen Mann von Welt wurde ein humorloser Prolet und ein neurotisches Psychowrack.
Rein handwerklich ist der Film nicht schlecht. Action und Verfolgungsjagden sind professionell und ordentlich, aber sehr beliebig. Ich habe den Autostunt über die kaputte Brücke in DER MANN MIT DEM GOLDENEN COLT vor Augen. Ich habe den Hubschrauberflug in MAN LEBT NUR ZWEIMAL, die Unterwasser-Action in FEUERBALL oder die Panzerfahrt durch St.Petersburg in GOLDENEYE vor Augen. An die Autojagden hier erinnere ich mich nach 3 ½ Monaten nur vage. Ich habe so ziemlich jeden Bond-Song im Ohr, sogar den schrecklichen Sprechgesang von Alicia Keyes in QUANTUM. An das Gesäusel von Billie Eilish erinnerte ich mich nach zwei Tagen nicht mehr.
Fazit: Ich bin geschüttelt, nicht gerührt.

4. JUNGLE CRUISE

USA 2021, von Jaume Collet-Serra, mit Dwayne „The Rock“ Johnson, Emily Blunt, Jack Whitehall, Jesse Plemons und Paul Giamatti

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Viele Jahre nach „FLUCH DER KARIBIK“ macht der Disney-Konzern mal wieder einen Film zu einer ihrer Rummeplatz-Attraktionen. Die Handlung zusammen zu fassen, spare ich mir, da die Zeit zu schade ist und ich mich ganz ehrlich an kaum etwas erinnere. Es gibt im gesamten Film keine einzige sympatische Figur, deren Schicksal mich überhaupt interessiert. Neben den meschlichen Darstellern*innen und Aufnahmen vom Dschungel in Costa Rica gibt es auch keine einzige echte Lebensform zu sehen. Alles ist digital erzeugt und besonders eine Raubkatze am Anfang ist sehr schlecht animiert. Der schauspielerische Minderleister Dwayne THE ROCK Johnson beherrscht keine fünf Gesichtsausdrücke, spielt jede Rolle gleich und erwirtschaftet damit ein Vermögen.
Zu diesem Film las ich im Sommer in einer Online-Kritik, dass wir es nicht mehr mit Filmen zu tun hätten sondern mit Zielgruppen-orientierten Produkten zur Gewinnmaximierung. Das stimmt leider und trifft auf die meisten Produkte in dieser Liste zu.

3. FAST FURIOUS 9

USA 2020/2021, von Justin Lin, mit Vin Diesel, Michelle Rodriguez, John Cena, Jordana Brewster sowie Charlize Theron, Helen Mirren und Kurt Russel

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Die Toretto-Gang bekommt den Auftrag, das Bedienungselement für eine neue Superwaffe wiederzubeschaffen. Dazu fliegen sie sogar mit einem Raketenauto in den Weltraum und knipsen einen Satelliten aus.
Waren die ersten Filme mittelmäßige aber ansehbare Actionfilme aus dem Millieu der illegalen Autorennen und Schmuggler, steigerten sich spätere Filme der Reihe zu aufwändigen Agentenspektakeln, in denen es die Protagonisten sogar mit Panzern und einem U-Boot zu tun hatten. Nun ist alles so übersteigert und sogar ernst gemeint, dass es einfach keinen Spaß mehr macht und teilweise sogar langweilig ist. Dominic Toretto bekommt es mit seinem verschollenen Bruder zu tun, von dem in sechs Teilen mit Vin Diesel / Dominic Toretto bzw. acht Teilen insgesamt nicht zu sehen, nichts zu hören und nichts zu lesen war. Ständige Rückblenden in die konfliktreiche Jugendzeit der Brüder bremsen den schon holprigen Handlungsverlauf.
Ex-Wrestler Dwayne "The Rock" Johnson hatte Streit mit Hauptdarsteller und Co-Produzent Vin Diesel, stieg vorerst aus und wurde gegen einen anderen Ex-Wrestler John Cena als Bruder ausgewechselt. Und während der limitierte Schauspieler The Rock seit den ersten Kinorollen immerhin an Ausstrahlung gewinnen konnte, hat John Cena das Schauspieltalent und Charisma eines Parkscheinautomaten. Die gute Schauspielerin Michelle Rodriguez passt sich dem niedrigen Niveau leider an. Die Oscar-Preisträgerinnen Charlize Theron und Hellen Mirren sowie Action-Altstar Kurt Russel sind vergeudete Talente für Rückblenden und als Stichwortgeber*innen. Ansonsten sind Frauen eher optische Sättigungsbeilagen und die männlichen Nebenfiguren Stichwortgeber.
Bei der unübersichtlichen Handlung und besonders bei den wirklich schlimmen Dialogen hatte ich das sehr seltene Gefühl, dass sich wirklich niemand Mühe dabei gibt. Dazu gibt es Bodenminen, Supermagnete und mehr Schauplätze in mehr Ländern als einem James-Bond-Film. Und alles ist zum Kopf-Schütteln übertrieben und der unfähige Regisseur Justin Lin hat überhaupt kein Gespür für Tempo. Einen Hängebrücken-Stunt gab es schon vor fast 40 Jahren bei Indiana Jones und wesentlich besser. Einen Schwertransporter, der sich auf der Straße überschlägt, gab es in einem der Christopher-Nolan-BATMANs und der Transporter musste nicht noch Kilometer weit auf dem Dach rutschen.
Ein früher verstorbener Charakter lebt doch noch und ist wieder da. Also kann auch kein tödlicher Unfall oder Mord mehr schockieren, da alle ja zurückkommen können.
Beim obligatorischen Grillfest im Garten wird dann zum Schluss Corona-Bier serviert und die Rückkehr des untergetauchten Brian kündigt sich an. Das wäre dann ein weiterer Qualitäts-Limbo, denn Darsteller Paul Walker starb schon 2013, ausgerechnet bei einem Autounfall mit überhöhter Geschwindigkeit.
Wir werden FAST & FURIOUS noch viele Jahre lang ertragen müssen, bis Toretto & Co. Rollator fahren. Und vielleicht werden sie es noch mit Zeitreisen, Wurmlöchern, Außerirdischen und Zombies zu tun haben. F9 ist ein dummer Film.

2. Die Rettung der uns bekannten Welt

Deutschland 2021, von Til Schweiger, mit Emilio Sakraya, Tijan Marei, Til Schweiger, Bettina Lamprecht, Emily Cox, Emma Tiger Schweiger und Herbert Knaup

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Der junge Paul ist psychisch krank und kommt in die Jugendpsychiatrie, die eingerichtet ist wie eine Schöner-Wohnen-Kulisse aus Til Schweigers Einrichtungskette. Nebenbei erfahren wir, wie die Familie um Vater Hardy (Til Schweiger) mit der Krankheit zurecht kommt.
Wenn Til Schweiger versucht ernst und tragisch zu werden, wird es fast noch schlimmer als in seinen so genannten Komödien – s. HONIG IM KOPF. Es stimmt fast gar nichts. Die Darsteller*innen sind überwiegend gut und versuchen, das Beste zu geben. Gegen das miserable Drehbuch und die unfähige Regie kommen sie aber nicht an. Eine junge Psychiatrie-Insassin spielt Emma Tiger Schweiger. Die inzwischen 18jährige Tochter von Til Schweiger, von der auch die Filmidee stammt, nuschelt inzwischen schlimmer als ihr Vater und ist kaum zu verstehen; dafür ist sie ausnahmsweise nicht angezogen wie eine Kinderprostituierte.
Mit seinem letzten ernsten Film HONIG IM KOPF holte Schweiger aus für mich unerfindlichen Gründen 7 Millionen Zuschauer*innen in die Kinos. Dieses neue Schweiger-Machwerk wollten nur knappe 70.000 Zuschauer*innen sehen und er ist ein totaler Flop. Das könnte daran liegen, dass der Film einfach sehr schlecht ist und das Publikum keine Lust mehr auf Schweiger und seine Sippschaft hat. Eine Rolle könnte auch spielen, dass Schweiger eine sehr unglückliche Rolle in der Impfdebatte spielt, und den Leuten damit auf die Nerven geht.

Immerhin muss man ihm zugestehen, dass er die Abition hatte, einen ernsthaften, guten und tragischen Film zu drehen. Aber dazu ist Schweiger als Geschichtenerzähler und Filmemacher leider zu unfähig und leider bekommt Schweiger aufgrund seiner Kontakte immer wieder Geld.
Und wie so oft in deutschen Tragikomödien endet es am Meer.

Aber: Glückwunsch, Herr Schweiger. Sie schafften es nicht auf Platz 1!


1. RED NOTICE

USA 2021, von Rawson Marshall Thurber, mit Dwayne The Rock Johnson, Ryan Reynolds, Gal Gadot, Ritu Arya, Chris Diamantopoulos

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Ein Kunsträuber, ein FBI-Agent und eine mysteriöse Unbekannte kommen sich bei mehreren Kunstraub-Aktionen in die Quere und arbeiten teilweise zusammen und teilweise gegeneinander. Das hätte auch in einen 20minütigen Kurzfilm gepasst und wird auf zwei Stunden ausgedehnt, in denen ich das Gefühl habe, dass sich wirklich niemand die geringste Mühe gibt.
Das Budget beträgt eine knappe viertel Milliarde, wovon ca. 60 Millionen $ an die Hauptdarsteller und den Regisseur gingen. Ein weiterer großer Teil kosten die extrem schlechten Effekte; allerdings sieht der Stier in einer Stierkampf-Arena nicht ganz so schlimm aus wie die Raubkatze in The Rock´s Dschungel-Film.
In diesem 250-Millionen-$-Produkt sieht alles so schlecht aus, dass wir alle froh und dankbar sein sollten, dass es nur auf NETFLIX läuft und keine Kinoleinwand kontaminiert. RED NOTICE ist ein dummer Film für ein dummes Publikum, das Filme nicht zu würdigen weiß und nebenbei beim Kochen oder Bügeln oder in der Bahn auf dem Telefon schaut. Insofern spielt RED NOTICE qualitativ in einer Liga mit deutschen Romantik-Fernsehspielen, die am Mittag in den Dritten Programmen gezeigt und von Hausfrauen bei der Hausarbeit mit einem Auge geschaut werden.

Mein Vorsatz für das neue Jahr

Ich beabsichtige, seltener ins Kino zu gehen und soche Produkte und Multiplex-Programme zu meiden und mich auf Filme zu konzentrieren, bei denen eine hohe Qualität vermutet werden kann. Einladend ist auch nicht unbedingt, dass einige der aufgeführten Produkte bereits drei Monate nach dem Kinostart oder in Einzelfällen sogar zeitgleich im Heimkino starteten. Einige wenige Programmkinos ein Frankfurter Studentenkino und das Frankfurter Filmmuseum bieten eher ein qualitativ und filmisch gutes Programm.

Frohes neues Jahr.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Martin Betzwieser

Personifizierter Ärger über Meinungsmanipulation, Kino- und Kabarattliebhaber

Martin Betzwieser

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