BRICS plus: Den Staatenbund aufstocken, heißt China international aufwerten

Meinung Die Neumitglieder Saudi-Arabien und Arabische Emirate werden der BRICS-Bank mehr Gewicht gegenüber der Weltbank verschaffen, auch wenn deren dominante Position auf den Finanzmärkten wie im allgemeinen Zahlungsverkehr nicht erschüttert wird
Ausgabe 35/2023
Lula da Silva, Xi Jinping, Cyril Ramaphosa, Narendra Modi und Sergei Lawrow in Johannesburg
Lula da Silva, Xi Jinping, Cyril Ramaphosa, Narendra Modi und Sergei Lawrow in Johannesburg

Foto: Gianluigi Guercia/AFP/Getty Images

Auf BRICS folgt BRICS plus. Der Paukenschlag hallt nach: Der BRICS-Gipfel von Johannesburg beschließt, sechs neue Mitglieder aufzunehmen. Ab Januar 2024 sollen Ägypten, Argentinien, Äthiopien, Saudi-Arabien, Iran und die Arabischen Emirate beitreten. Und noch kreisen 23 Länder in der Warteschleife, die gleichfalls um Aufnahme ersuchen. Der Elfer-Club umfasst fortan 46 Prozent der Weltbevölkerung und erbringt 37 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung (mehr als die 30 Prozent der G7-Nationen), aber noch nicht genug, um der Dominanz des Globalen Nordens bzw. Westens Paroli zu bieten. Zumal einige Verbündete der USA wie Indien, Ägypten und Saudi-Arabien mitspielen, die ebenso wie Brasilien keineswegs gewillt oder imstande sind, ihre Verbindungen zum Westen zu kappen und sich China vorbehaltlos anzuschließen. Dennoch hat Peking mit dieser BRICS-Aufstockung bekommen, was es international braucht.

Einige seit Längerem verfolgte BRICS-Projekte werden nun verbal aufpoliert, aber relevante Fortschritte gibt es nicht. Keine der Währungen der BRICS-Staaten, auch nicht der chinesische Yuan, kann vorerst den Weltwährungen Dollar und Euro gefährlich werden, weder im Welthandel noch auf den Finanzmärkten noch im allgemeinen Zahlungsverkehr, eine gemeinsame Währung ist nicht in Sicht. Die BRICS-Entwicklungsbank NDB erreicht mit ihrem jährlichen Fördervolumen fünf Prozent der Weltbankkredite.

Und bei neuen Technologien mithalten, das können nur Staaten wie China und Indien, teilweise mehr als das. Man muss bei alldem in Betracht ziehen, dass die unter dem Label BRICS oder bald BRICS plus firmierenden Länder einer globalen Assoziation angehören, weniger einer politisch handlungsmächtigen Allianz. Der Anspruch, sich vom Westen zu emanzipieren, kann Gegensätze zwischen Rivalen wie China und Indien oder Iran und Saudi-Arabien nicht einebnen. Und eine Folge des Krieges in der Ukraine besteht darin, dass bisherige BRICS-Partner Schwächen des BRICS-Mitglieds Russland zu ihrem Vorteil nutzen. Um sich als Gegengewicht zur G7 zu etablieren, müsste BRICS plus nicht weniger als einen Gegenentwurf zur derzeitigen Weltordnung präsentieren. Davon ist der Club weit entfernt – trotz des verheerenden Zustands, in dem sich der Westen befindet.

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