Die Ozeane der Erde verändern ihre Farbe. Und aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe, dass wahrscheinlich der Klimawandel daran schuld ist. Der Studie zufolge wird das tiefblaue Meer mit der Zeit immer grüner, wobei die Gebiete in der Nähe des Äquators besonders betroffen sind. „Der Grund, warum wir uns darüber Gedanken machen, ist nicht die Farbe, sondern die Tatsache, dass die Farbe die Veränderungen des Ökosystems widerspiegelt“, so BB Cael, Wissenschaftler am National Oceanography Centre in Southampton und Autor der in Nature veröffentlichten Studie.
Frühere Forschungen konzentrierten sich auf Veränderungen im Grün des Ozeans – ausgehend vom grünen Chlorophyll im Plankton –, um mehr über Trends im Klimawandel zu erfahren. Das Team von Cael hat jedoch 20 Jahre Beobachtungen des Modis-Aqua-Satelliten der Nasa, einer umfassenden Datensammlung, durchforstet und nach Mustern der Veränderung des Farbtons des Ozeans in einem größeren Farbspektrum einschließlich Rot und Blau gesucht.
Beim Vergleich dieser Farbveränderungen mit den Hypothesen eines Computermodells, das simuliert, wie die Ozeane aussehen würden, wenn die vom Menschen verursachte globale Erwärmung nicht stattgefunden hätte, waren die Veränderungen eindeutig. „Wir haben Farbveränderungen, die sich in fast allen Ozeanen der Tropen und Subtropen deutlich abzeichnen“, so Cael. Die Veränderungen wurden in 56 Prozent der weltweiten Ozeane festgestellt. Das ist eine Fläche, die größer ist als die gesamte Landfläche der Erde.
Welche Rolle spielt das Mikroplastik?
In den meisten Gebieten sei ein deutlicher „Vergrünungseffekt“ zu beobachten, so Cael. Aber es gebe auch Orte, an denen die Rot- oder Blaufärbung zu- oder abnehme. „Dies sind keine extremen, massiven, das Ökosystem zerstörenden Veränderungen, sondern eher subtile“, so Cael. „Aber das gibt uns einen zusätzlichen Beweis dafür, dass menschliche Aktivitäten wahrscheinlich große Teile der globalen Biosphäre auf eine Weise beeinflussen, die wir bisher nicht verstehen konnten.“
Obwohl diese Entdeckung eine weitere Folge des sich verändernden Klimas belegt, ist noch nicht klar, wie stark diese Veränderungen sind und was im Ozean geschieht, um sie zu verursachen, so Michael J. Behrenfeld, Forscher für Ozeanproduktivität an der Oregon State University, der nicht an der Forschung beteiligt war. „Höchstwahrscheinlich sind die gemessenen Trends auf mehrere Faktoren zurückzuführen, die sich parallel verändern“, so Behrenfeld. Zum Beispiel die möglicherweise zunehmende Menge an Mikroplastik im Ozean, das wie alle anderen Partikel die Lichtstreuung erhöht. „Mit der Beantwortung dieser Fragen können wir dann beginnen, die ökologischen und biogeochemischen Auswirkungen zu verstehen“, so Behrenfeld.
Die Nasa wird im Januar 2024 eine fortschrittliche Satellitenmission mit dem Namen Pace (Plankton, Aerosol, Wolke, Ozean-Ökosystem) starten, die ebenfalls Hunderte von Farben im Ozean statt nur einer Handvoll messen wird, was Studien wie diese weiter voranbringen wird. „Aussagekräftigere Rückschlüsse auf die tatsächlichen ökologischen Veränderungen zu ziehen, ist definitiv ein großer nächster Schritt“, so Cal.
Sofia Quaglia ist freie Journalistin und schreibt u.a.im Guardian und der New York Times über naturwissenschaftliche Themen. Sie twittert unter @SofiQuaglia
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