„Wer Nazis wählt, ist ein Nazi“: So spricht der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk über die Anhänger der AfD. Denn während in den Feuilletons in diesem Frühjahr monatelang über zwei Bücher gestritten wurde, die sich mit dem Alltag in der DDR und der ostdeutschen Identität beschäftigen, kletterte die rechte Partei langsam auf über 20 Prozent in den Umfragen. In Brandenburg würde fast ein Drittel der Menschen ihr Kreuz bei der AfD machen. Hängt der Höhenflug der AfD in Ostdeutschland mit mangelndem Demokratieverständnis zusammen, mit einer Lust am Populismus und Autoritarismus? Oder trägt der Westen eine Mitschuld am rechten Erwachen, weil er nach dem Mauerfall systematisch ostdeutsche Biografien entwertete?
Kowalczuk warnt: Zu lange hätten wir die Augen verschlossen vor dem weit verbreiteten Rassismus und der schlecht aufgestellten Zivilgesellschaft auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Jetzt müssten „Brandmauern errichtet werden“ – und zwar unüberwindbare. Wie sieht sein Rezept für eine Ära aus, in der Faschisten die größte Gruppe in deutschen Parlamenten bilden? Und gibt es eine Möglichkeit, deren Partei wieder ins Nirwana zu befördern? Immerhin findet im Herbst 2024 nicht nur in Brandenburg eine Landtagswahl statt, auch in Sachsen und Thüringen wird gewählt. Über Ostdeutschland und die Krise der Demokratie spricht Jakob Augstein mit Ilko-Sascha Kowalczuk.
Am Montag, dem 11. September 2023, im Literaturhaus Berlin (Fasanenstraße 23 in 10719 Berlin) sowie live auf radioeins vom rbb. Tickets sind hier erhältlich.
Der deutsche Historiker und Publizist Ilko-Sascha Kowalczuk ist 1967 in Ost-Berlin geboren und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur. Er war an zahlreichen Debatten über die DDR und ihre Folgen beteiligt. So hat er an Diskussionen über den Aufstand vom 17. Juni 1953 teilgenommen und wurde 2019 von der Bundesregierung in die Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ berufen. Gerade hat er eine über 1.000-seitige Biografie über Walter Ulbricht veröffentlicht. Der zweite Teil soll 2024 folgen. Seit 1999 ist er zudem als Berater für TV-Produktionen tätig, die sich mit Ostdeutschland beschäftigen, ein Beispiel hierfür ist die preisgekrönte Serie Weissensee.
Regelmäßig trifft Jakob Augstein im Kaminzimmer des Berliner Literaturhauses einen Gast, um über Wahrheit und Erfindung in den großen Erzählungen unserer Zeit zu reden. Ungestört von der Erregungsmaschine des Internets treffen sich zwei Menschen zum Gespräch und üben sich in Fähigkeiten, die rar zu werden drohen: Fragen, zuhören, verstehen, lernen. Das Vorbild dieses Diskussionsformats sind die legendären Gespräche des Journalisten Günter Gaus, die im Fernsehen gezeigt wurden, als dieses noch schwarz-weiß war.
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