Wenn ich an Ländert mit großer Jazz-Tradition dächte, dann gehört die Ukraine sicher nicht zu denen, die mir da einfielen. Dennoch bin ich im Laufe der Zeit über einige Titel gestolpert, die es problemlos in meine ewige Bestenliste geschafft haben.
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Lush Life spielen nach eigener Aussage Jazz im Pariser Stil, viele Titel davon auch in französischer oder englischer Sprache. Ich habe mich in diesen Titel hier verliebt - Kava s Molokom (Kaffe mit Milch), textlich nichts Weltbewegendes, aber tolle Melodie, richtig gut gesungen und wunderschöne Bilder von Kyiv im Frühling:
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Blooms Corda spielen so eine Art Cool Funk mit Jazz (meine Wortschöpfung), die ich richtig charmant finde. Die Band ist noch ziemlich jung, ist so in den letzten zwei Jahren aufgetaucht, viel mehr weiß ich über die aber auchgar nicht. Mein Lieblingslied der Truppe ist Lyst do Katrin (Brief an Katrin):
Und hier ist noch ein live eingespielter Titel - Tvaryna (Tier):
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Susanna Jara wurde in der Ukraine geboren, lebt aber seit ihrer Kindheit in Polen. Sie kombiniert Folkloreelemente sowohl aus ihrer alten als auch ihrer neuen Heimat mit Jazz und Rock, was im Resultat richtig interessant klingt. Ihre Texte sind mal polnisch, mal ukrainisch, mitunter auch slowakisch oder im Lemken-Dialekt. Mein Lieblingstitel ist Mylenkyj ty mij (Du mein Liebster), eine ihrer eigenen Kompositionen:
Vom selben Album ist Ivanku, Ivanku, kupy my rumyanku (wörtlich: Ivanchen, Ivanchen, kauf' mir Kamille - gemeint ist damit, dass sie sich schön machen möchte, wozu sie sich die Wangen mit Kamille einreibt, so dass sie schön rot leuchten), ein altes ukrainisches Volkslied in ihrer ganz eigenen Interpretation:
Susanna hat immer wieder neue Projekte und musikalische Partner, mit denen sie neues ausprobiert. Vor recht kurzer Zeit sind einige Aufnahmen unter dem Namen S.H.A. (Susanna Jara, Hanka Wójciak und Agata Siemaszko), ein ukrainisch-polnisch-slowakisches Trio mit dem Motto "The polyphonic substance of Galicia Slavs". Absolut großartig ist Posii, zhe sia posii (wörtlich: säe Dich aus, im Ukrainischen ist das ein ganz üblicher Begriff in Bezug z.B. auf Gras, das seine Sporen wirft und sich somit quasi selber aussät, in diesem metaphorischen Kontext geht es um das lemkische Volk, das Pflanzen gleich in seiner Erde verwurzelt sein und sich ausbreiten soll), eine Vertonung eines im Lemken-Dialekt verfassten Gedichts:
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Musik aus der Ukraine, bisher erschienen:
1. Ukrainische Musik - Hunde im Kosmos von Wilfried Jonas
2. Musik aus der Ukraine - Teil 2 von mbert
3. Ukrainische Musik - Grüße aus dem Exil von Wilfried Jonas
4. Musik aus der Ukraine - Teil 4 von mbert
5. Musik aus der Ukraine - Dütt und dat von Wilfried Jonas
6. Musik aus der Ukraine - Teil 6 - Was mit Jazz von mbert
7. Musik aus der Ukraine - Teil 7 - Folk-Metal und Folkrock aus der Ukraine von Wilfried Jonas
8. Musik aus der Ukraine - Teil 8 - Quer durch den Garten von mbert
9. Musik aus der Ukraine - Teil 9 - alles neu: Coverversionen von mbert
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