Victoria Nuland, Staatssekretärin im US-Außenministerium, konnte den neuen starken Mann Nigers, General Aberrahmane Tchiani, nicht treffen. Als sie am 7. August in der Hauptstadt Niamey eintraf, bekam die Nummer zwei der US-amerikanischen Außenpolitik nur den Stabschef der Armee, Moussa Salao Barmou, zu sehen. Die Gespräche bezeichnete Nuland als äußerst schwierig.
Offenbar kam das Foreign Office jedoch zu dem Schluss, dass die neuen Machthaber fest im Sattel sitzen – denn die Verantwortlichen in Washington D. C. entschlossen sich, dies erst einmal als Fakt zu sehen. Anders lässt sich nicht erklären, dass die US-Regierung am 12. August bekannt gab, den seit über einem Jahr in Niamey kommissarisch besetzten Posten eines Botschafters demnächst mit der Top-Diplomatin Kathleen FitzGibbon zu besetzen.
Drei Militärstützpunkte der USA in Niger
Die nigrische Militärregierung kann die Ernennung einer US-Botschafterin als ersten Schritt zu ihrer zumindest informellen Anerkennung werten. Zunächst geht es den USA jedoch wohl vor allem darum, ihre drei Militärstützpunkte in Niger zu retten. Der nahe der Stadt Agadez gelegene größte Stützpunkt ist die Airbase 201. Von dort können Beobachtungs- und Kampfdrohnen über ganz Nordwestafrika ausgesendet werden.
Nachdem die französische Botschaft in Niamey von aufgebrachten Bürgern gestürmt worden war und Frankreich auch um seine ökonomischen Interessen in Niger fürchten muss, ist man in Paris natürlich über den unpassenden Zeitpunkt düpiert, zu dem die Vereinigten Staaten dort – statt in den Boykott – in die diplomatische Offensive gehen. Die Ernennung FritzGibbons hatte der US-Senat einen Tag nach dem Putsch in Niger bestätigt.
Militärintervention durch die ECOWAS?
Die resolute Haltung Washingtons kann andeuten, dass es die führende Position, die die Europäer bei der Durchsetzung westlicher Interessen in großen Teilen Afrikas bislang hatten, an sich ziehen wollen. Auch in Niger droht eine Ausweitung des russischen Einflusses, den die Europäer bislang nicht zu stoppen vermochten.
Geschockt dürfte auch die Wirtschaftsgemeinschaft der westafrikanischen Staaten (ECOWAS) sein. Zuletzt kleinlauter geworden, will auch sie aufs diplomatische Parkett zurückkehren. Ihre Idee, Nigers demokratische Fassade mit einer Militärintervention wiederherzustellen, ist mit der Entscheidung der USA erst einmal hinausgeschoben oder ganz vom Tisch. Angebracht wäre, wenn die ECOWAS endlich einen Plan zur gemeinsamen Bekämpfung des islamistischen Terrors in ihren Mitgliedsstaaten erarbeiten und praktisch umsetzen würde.
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