„Das bedeutet rekordverdächtiges Leid“: 2023 wird das heißeste Jahr, das je gemessen wurde

Klimakrise Der vergangene Monat war der wärmste Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen. Mit Temperaturen, die um 1,7 Grad über den Oktoberwerten der 1800er-Jahren lagen. Nächstes Jahr dürfte es noch heißer werden – aus einem besorgniserregenden Grund
And it burns, burns, burns: Bekämpfung eines Waldfeuers in La Palma im Juli 2023
And it burns, burns, burns: Bekämpfung eines Waldfeuers in La Palma im Juli 2023

Foto: Picture Alliance

Vor dem wegweisenden UN-Klimagipfel in diesem Monat haben Wissenschaftler erklärt, dass die Welt im Jahr 2023 heißer sein wird als in jedem anderen Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. „Wir können mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass 2023 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen sein wird und derzeit 1,43 Grad Celsius über dem vorindustriellen Durchschnitt liegt“, sagte Samantha Burgess, die stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service. „Die Dringlichkeit ehrgeiziger Klimamaßnahmen war noch nie so groß wie heute.“

Die Copernicus-Wissenschaftler stellten fest, dass der vergangene Monat der wärmste Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen war – mit Temperaturen, die um 1,7 Grad über denen eines durchschnittlichen Oktobers in den späten 1800er Jahren lagen. Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und die Zerstörung der Natur hat der Mensch wärmespeichernde Gase in die Atmosphäre gepustet, die die Temperatur des Planeten seit der industriellen Revolution um 1,2 Grad erhöht haben.

„Die Tatsache, dass wir dieses rekordverdächtig heiße Jahr erleben, bedeutet rekordverdächtiges menschliches Leid“, sagte Friederike Otto, Klimaforscherin am Imperial College London. „In diesem Jahr haben extreme Hitzewellen und Dürren, die durch die extremen Temperaturen noch verschlimmert wurden, zu Tausenden von Todesfällen geführt, Menschen haben ihre Lebensgrundlage verloren, sind vertrieben worden. – das sind die Rekorde, auf die es ankommt.“

Wir steuern auf 2,4 Grad Erderwärmung zu

Deshalb, so Otto, sei das Pariser Abkommen ein Menschenrechtsvertrag, und die Nichteinhaltung der darin festgelegten Ziele bedeute eine „Verletzung der Menschenrechte in großem Umfang.“ Auf einem Gipfel in Paris vor acht Jahren versprachen die Staats- und Regierungschefs der Welt, die Erwärmung des Planeten bis zum Ende des Jahrhunderts bei maximal bei 1,5 Grad zu stoppen. Mit den derzeitigen Maßnahmen wird sich die Erde jedoch um etwa 2,4 Grad erwärmen.

Akshay Deoras, Wissenschaftler für Meteorologie an der University of Reading, sagt: „Der brutzelnde Oktober 2023 ist ein weiteres bedauerliches Beispiel dafür, wie Temperaturrekorde um ein Vielfaches gebrochen werden.“ Die globale Erwärmung durch erhöhte Treibhausgasemissionen treffe den Planeten „wirklich hart“.

Die Rekordhitze im vergangenen Monat hat die Wissenschaftler fassungslos gemacht. Sie gehen davon aus, dass die extremen Temperaturen durch eine Mischung aus Treibhausgasemissionen, der Rückkehr des natürlichen Wetterphänomens El Niño und einer Handvoll anderer Faktoren, darunter ein Vulkanausbruch in Tonga, verursacht wurden.

Vorhersage: 2024 wird es noch heißer

„Es ist erschreckend zu sehen, dass die globale Temperatur seit Juni 2023 viel wärmer ist als in der zweiten Hälfte des Jahres 2015“, sagt Deoras. Datei sei damals El Niño viel stärker gewesen. „Unser Planet durchläuft weiterhin unglückliche Meilensteine in seiner meteorologischen Geschichte, und es würde mich nicht überraschen, wenn wir in den folgenden Monaten neue Rekorde erleben.“

Am Mittwoch erklärte die Weltorganisation für Meteorologie, dass der aktuelle El Niño voraussichtlich bis mindestens April 2024 andauern wird. Da sich die Auswirkungen eines El Niño in der Regel im Jahr nach seiner Entstehung bemerkbar machen, ist es nach Ansicht von Experten wahrscheinlich, dass es 2024 noch heißer sein wird. Copernicus stellte fest, dass die durchschnittliche globale Durchschnittstemperatur zwischen Januar und Oktober 2023 die höchste seit Aufzeichnung war. Sie übertraf den Zehn-Monats-Durchschnitt von 2016 (dem derzeitigen Rekordhalter für das wärmste Jahr) um 0,1 Grad.

Richard Allan, Klimawissenschaftler an der University of Reading, sagt dazu: „Nur mit einer raschen und massiven Senkung der Treibhausgasemissionen in allen Sektoren können wir diese sich wiederholenden Schlagzeilen von rekordverdächtiger Wärme vermeiden und, was noch wichtiger ist, die zunehmende Schwere von nassen, heißen und trockenen Extremen begrenzen, die mit einer sich rasch erwärmenden Welt einhergehen.“

Ajit Niranjan ist der Umweltkorrespondent des Guardian

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Ajit Niranjan | The Guardian

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