Israel führt trotz US-Warnungen Luftschläge gegen den Iran aus

Eskalationsspirale Für Explosionen über Isfahan und Täbris ist laut US-Angaben Israel verantwortlich – der nächste Schlag nach dem Botschafts-Bombardement von Damaskus und der iranischen Antwort mit hunderten gen Israel abgefeuerten Flugkörpern
Iranische Atomanlage in Isfahan (Archivbild)
Iranische Atomanlage in Isfahan (Archivbild)

Foto: Henghameh Fahimi/AFP/Getty Images

US-Vertreter haben bestätigt, dass Israel Luftangriffe gegen den Iran geflogen hat, nachdem Explosionen am Himmel über den Städten Isfahan und Täbris gemeldet worden waren. Inneriranische Flüge wurden gestrichen, die Passagiere des Teheraner Flughafens Imam Khomeini wurden aufgefordert, das Gebäude zu verlassen, und auch über Täbris wurden Detonationen gemeldet. Die iranische Regierung versuchte, das Ausmaß des Angriffs herunterzuspielen. Der israelische Nachrichtensender N12 berichtete, dass Israel auch Ziele im Irak und in Syrien angegriffen habe – in beiden Ländern wurden Explosionen gemeldet.

Isfahan im Morgengrauen

Offizielle Stellen in Washington erklärten, die israelischen Streitkräfte führten militärische Operationen gegen den Iran durch, ohne jedoch die Art oder den Umfang dieser Operationen zu beschreiben. Die iranischen Staatsmedien berichteten, dass in den frühen Morgenstunden Drohnen über der Provinz Isfahan abgeschossen worden seien, und zeigten Live-Aufnahmen des morgendlichen Verkehrs in der Stadt Isfahan nach Sonnenaufgang, um zu unterstreichen, dass die Lage ruhig sei und keine größere Bedrohung für das Land bestehe.

Aus dem Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) hieß es, dass es sich bei den Angriffen aus der Luft vermutlich um Minidrohnen gehandelt habe. Ein Reporter der Nachrichtenagentur Tasnim, die eng mit dem IRGC verbunden ist, sendete im Morgengrauen ein Video, auf dem er die Uhrzeit anzeigte und erklärte, er befinde sich außerhalb einer Nuklearanlage in der Provinz Isfahan, die „völlig sicher“ sei. Siavosh Mihandoust, ein ranghoher Befehlshaber der iranischen Armee, sagte nach Angaben des staatlichen Fernsehens, dass es in Isfahan keine Schäden gegeben habe.

Beamte der Biden-Administration in den USA erklärten, Israel habe Washington bereits am Donnerstag gewarnt, dass ein Angriff in den nächsten 24 bis 48 Stunden bevorstehe. Diese Warnung wurde in einer virtuellen Sitzung der US-Israelischen Strategischen Konsultativgruppe ausgesprochen, an der der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, und sein israelischer Amtskollege Tzachi Hanegbi sowie der israelische Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, teilnahmen. Laut CNN versicherten die Israelis den Amerikanern, dass die iranischen Atomanlagen nicht angegriffen würden.

Der israelische Schlag ist eine Vergeltung für einen iranischen Luftangriff mit rund 300 Raketen und Drohnen am Sonntagmorgen, der wiederum eine Vergeltung für die Bombardierung eines iranischen Konsulargebäudes in Damaskus am 1. April war. Nach dem iranischen Angriff hatte US-Präsident Joe Biden den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu mit den Worten „Du hast einen Sieg errungen. Nimm ihn an“ aufgefordert, nicht militärisch zu reagieren, da fast alle ankommenden iranischen Geschosse abgeschossen worden waren. Der Angriff vom Freitagmorgen war unabhängig von seinem Ausmaß ein Akt der Missachtung des US-Einflusses durch Netanjahu.

Die Warnungen des iranischen Außenministers

Die USA wollen in erster Linie verhindern, dass sich der seit sieben Monaten andauernde Gaza-Konflikt zu einem breit angelegten regionalen Konflikt ausweitet, und machten Israel gegenüber deutlich, dass sie Israel zwar bei der Verteidigung gegen iranische Angriffe unterstützt haben, sich aber nicht an einem militärischen Gegenschlag beteiligen würden. US-Beamte betonten, dass sie an den nächtlichen Aktionen Israels nicht beteiligt waren.

Vor dem Angriff am Freitag hatte der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian am Donnerstag gegenüber CNN erklärt, dass der Iran im Falle eines erneuten Angriffs Israels mit aller Härte reagieren würde. „Wenn das israelische Regime noch einmal den großen Fehler begeht, wird unsere Antwort entscheidend, endgültig und bedauernd für sie sein“, sagte Amir-Abdollahian. Er bezeichnete den Luftangriff auf Israel am Sonntag als „unsere minimale Antwort“, doch im Falle eines weiteren israelischen Angriffs würde der Iran „auf maximalem Level“ reagieren.

Julian Borger ist Redakteur für Geopolitik beim Guardian. Zuvor war er als Korrespondent in den USA, im Nahen Osten, in Osteuropa und auf dem Balkan.

Peter Beaumont ist ein erfahrener internationaler Reporter, der viel aus Afrika, vom Balkan, aus dem Nahen Osten und der Ukraine berichtet hat. Er war Jerusalem-Korrespondent des Guardian.

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Geschrieben von

Julian Borger, Peter Beaumont | The Guardian

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