Social-Media-Podcast „Haken dran“: Mehr als nur Trauerarbeit

Podcast Twitter verkommt unter Elon Musk von Tag zu Tag mehr. Unser Kolumnist sucht deshalb eine neue Social-Media-Heimat. Hilfreich findet er dabei den Podcast „Haken dran“
Ausgabe 01/2024
Was kommt nach Twitter? Threads, Bluesky – oder doch Mastodon?
Was kommt nach Twitter? Threads, Bluesky – oder doch Mastodon?

Foto: David Ramos/GettyImages

Benjamin Knödler studierte Philosophie und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und sammelte nebenbei erste journalistische Erfahrungen. Als Product Owner Digital überlegt er, was der Freitag braucht, um auch im Netz möglichst viel Anklang zu finden. Daneben schreibt er weiterhin Texte – über Mieten, Stadtentwicklung und Podcasts.

Fangen wir mal mit einem kleinen Politikum an: Wie stehen Sie zu Neujahrsvorsätzen? Daran sollen sich ja die Geister scheiden. Ich für meinen Teil bin zwar immer groß im Planen, an der Umsetzung hapert es indes, was mich allerdings nicht daran hindert, es weiter wacker zu probieren. Mein Vorsatz für dieses Jahr: ein neues Social-Media-Zuhause finden. Threads, Bluesky, Mastodon – was soll es werden?

Über viele Jahre war Twitter die Plattform meiner Wahl. Nicht, dass ich viel geschrieben hätte, aber es war das beste Netzwerk, um mitzulesen. Das ist vorbei. Denn 2023 war auch das Jahr, in dem Elon Musk Twitter endgültig zu Grabe getragen hat. Analog zur katastrophalen Weltlage ist auch die Plattform, auf der man sich darüber jahrelang ausgetauscht hat, zu einem digitalen Unort geworden. Nur wie geht es jetzt weiter?

Eine gute Nachricht gibt es im Zusammenhang mit dieser äußerst unerfreulichen Entwicklung: Die Podcast-Szene hat geliefert. Seit über einem Jahr gibt es das Format Haken dran – inzwischen in einer zweiten Staffel. Angefangen hat alles mit Trauerarbeit. Gavin Karlmeier – Digitalberater und „Internet-Typ“ – und der Digitalexperte und Journalist Dennis Horn haben im November 2022, kurz nach der Twitter-Übernahme durch Elon Musk, damit begonnen, den Wandel der Plattform zu begleiten, die für sie lange die digitale Heimat war. Jeden Tag zehn Minuten, das war der Plan. Am Ende ging es eigentlich immer länger.

Es gab und gibt ja auch einiges zu besprechen. Und auch wenn sich die Ereignisse bei X, wie Twitter inzwischen offiziell heißt, in schöner Regelmäßigkeit überschlagen, sind selbst viele der alten Folgen noch hörenswert. Einerseits als Chronik des Irrsinns (man denke an goldene Haken oder den Beinahe-Cagefight zwischen Elon Musk und Mark Zuckerberg), andererseits aber auch, weil es in Haken dran eben nicht nur um Twitter geht, sondern um soziale Netzwerke im Allgemeinen. Da ist man schnell bei größeren gesellschaftlichen Themen, vom Umgang mit Fake News bis zu der Frage, was es bedeutet, dass Meta nicht so sehr auf Nachrichten setzt, oder wie der Werbeboykott großer Marken auf X zu bewerten ist.

Ich als Podcast-Kolumnist freue mich außerdem, dass Haken dran wunderbar Indie-Podcast-kultig ist. Das beginnt bei den Wortwitz-Titeln („Das Orakel von Selfie“). Es geht weiter beim selbst eingesungenen Jingle für die Rubrik „Funktionen und Emotionen“, bei der diskutiert wird, was neue Funktionen von Twitter, Instagram und Co. auslösen. Und es endet bei der Community, den „Hakis“, die inzwischen auf einem eigenen Discord-Channel diskutiert.

Elon Musk kommt weiterhin vor

217 Folgen hatte die erste Staffel, die mit dem Abschied von Dennis Horn im September 2023 endete. Als Audiochef von 1LIVE hat er keine Zeit mehr zum Podcasten. Seit Dezember macht Gavin Karlmeier weiter – inzwischen dreimal pro Woche, mit wechselnden Gästen wie Nicole Diekmann, Lorenz Meyer oder Holger Klein. Aus der Trauerarbeit ist ein hörenswertes „Social-Media-Update“ geworden. Weil es nicht nur äußerst informativ, sondern zuweilen auch sehr unterhaltsam ist. Etwa wenn Nicole Diekmann oder Holger Klein mit Karlmeier über die nervigen Marotten diverser Plattform-User sprechen. Und als Threads im Dezember auch in Deutschland an den Start ging, lieferte Haken dran eine Reihe spannender Einordnungen. Elon Musk kommt natürlich weiterhin vor. Neulich ging es um sein Bestreben, in den USA eine eigene Universität zu gründen – eine beunruhigende Entwicklung, von der ich ohne den Podcast vermutlich nicht so viel mitbekommen hätte.

Was meinen Vorsatz fürs neue Jahr angeht, bin ich noch zu keiner abschließenden Entscheidung gekommen. Was ich schon sagen kann: Mit dem richtigen Podcast lohnt sich die Suche.

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Geschrieben von

Benjamin Knödler

Product Owner Digital, Redakteur

Benjamin Knödler studierte Philosophie und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). Neben seinem Studium arbeitete er als Chefredakteur der Studierendenzeitung UnAufgefordert, als freier Journalist, bei Correctiv und beim Freitag. Am Hegelplatz ist er schließlich geblieben, war dort Community- und Online-Redakteur. Inzwischen überlegt er sich als Product Owner Digital, was der Freitag braucht, um auch im Netz viele Leser:innen zu begeistern. Daneben schreibt er auch weiterhin Texte – über Mieten, Stadtentwicklung und Podcasts. Er ist außerdem Co-Autor zweier Jugendbücher: Young Rebels (2020) und Whistleblower Rebels (2024) sind im Hanser Verlag erschienen.

Benjamin Knödler

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