Klimaschutz ist Antifaschismus – und umgekehrt

Kolumne Die Rechten sagen, Migration sei „unökologisch“. Der Mensch sei wie ein Baum: Er habe Wurzeln und solle bleiben, wo er geboren ist. Klimaschutz wird nur auf eine Weise durchsetzbar sein – auf eine antifaschistische
Ausgabe 04/2024
Die Argumentation der Rechten ist krude und entbehrt jeder Logik – auch bezüglich der Themen Migration und Klimaschutz
Die Argumentation der Rechten ist krude und entbehrt jeder Logik – auch bezüglich der Themen Migration und Klimaschutz

Foto: Imago/Westend61

Forst und Wüste

Svenja Beller ist freie Journalistin und Buchautorin. Für den Freitagschreibt sie die Kolumne „Forst und Wüste“ über Klimapolitik, Umweltschutz und was sonst noch alles schief geht.

Das ganze Land ist geschockt, weil nun „rauskam“, dass die AfD so wirklich rassistisch ist. Das ist natürlich eigentlich gar nicht überraschend, die Nazipartei hatte das schon mal durchblicken lassen. Das hat für sie auch ökologische Gründe: Einwanderung ist aus Sicht der AfD nämlich unökologisch, damit schließt sie sich den Nationalsozialisten an. Wir erinnern uns an die Formel „Blut und Boden“, womit die Einheit von Bauern und Land gemeint war, was als Ideal für die gesamte Gesellschaft gelten sollte.

Es gibt einen Nazislogan, der heute gerne mal auf T-Shirts gedruckt wird: „Bäume haben Wurzeln, Menschen auch“. Alle sollen also da wohnen bleiben, wo sie umweltmäßig hingehören – warum der nächstbeste Vergleich für uns Menschen ausgerechnet Bäume sein sollen und nicht etwa irgendeine schicke Tierart, bleibt unklar.

Bäume also, die will die AfD schützen, die metaphorischen wie die tatsächlichen Gewächse. Und deswegen sind die Nazis auch gegen Klimaschutz und Energiewende, denn für Windräder werde der deutsche Wald zerstört. Diese Behauptung ist schlicht falsch, laut einer im Fachmagazin Nature veröffentlichten Studie wuchs die Waldfläche in Deutschland zuletzt sogar: Zwischen 2016 und 2018 breitete sie sich um sieben Prozent mehr aus als im Vergleichszeitraum 2004 bis 2015.

Windräder und Ahrtal

Windräder sind den Rechtsextremen dennoch irgendwie unheimlich, der AfD-Abgeordnete Stephan Brandner (der übrigens 2019 erstmals in der Geschichte des Bundestages wegen antisemitischer Äußerungen als Vorsitzender eines Bundestagsausschusses abgesetzt worden war) teilte anlässlich der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 seine Sorge, dass solche extremen Wetterereignisse dadurch ausgelöst werden, dass Windräder den Wind aus der Luft nehmen.

Die AfD hat es sich zur Aufgabe gemacht, gegen Windmühlen zu kämpfen. Gegen Klimaschutz sowieso. Dem Weltklimarat will sie nicht trauen: Der verschweige uns zum Beispiel „die positive Wirkung des CO2 auf das Pflanzenwachstum und damit auf die Welternährung. Je mehr es davon in der Atmosphäre gibt, umso kräftiger fällt das Pflanzenwachstum aus“, schreibt die Partei in ihrem Grundsatzprogramm.

Ich schreibe das hier explizit nicht, um mich zu belustigen, sondern um deutlich zu machen: Klimaschutz bedeutet Antifaschismus – und umgekehrt. Ließen wir die Nazis machen, dann könnten wir bald einer „Remigration reloaded“ zusehen, wenn die Klimakatastrophe Millionen Menschen zur Flucht zwingen würde. Und das können die Faschos ja nicht wollen – wegen der schönen Bäume und der Wurzeln und so.

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