Die schlechtesten Filme des Jahres 2023

Kino + Film 2023 war ein verhältnismäßig guter Film-Jahrgang. Aber es gab wieder zu viele schlechte bis sehr schlechte Filme. Hier ist mein subjektiver Jahresrückblick.

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10. THE KILLER

USA, von David Fincher, mit Michael Fassbender, Charles Parnell, Arliss Howard, Kelly O´Malley und Tilda Swinton. Auf Netflix.

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Es tut mir leid, aber die Erwartungshaltung an einen neuen Film von David Fincher, den Schöpfer von SEVEN und FIGHT CLUB, sind so hoch, dass dieses Ergebnis nur enttäuschen kann.
Michael Fassbender ist ein Klasse-Schauspieler und spielt seine Rolle im Rahmen der Möglichkeiten entsprechend gut und ist dabei sichtbar unterfordert. Der Szenenaufbau ist sehr sorgfältig und die Optik durchaus professionell. Erzählerisch ist das alles aber so langweilig und lahm, dass es schon ärgerlich ist. Besonders die bebilderten Monologe des Auftragskillers klingen wie Textbausteine aus Kalenderspruch-Weisheiten oder Glückskeks-Botschaften und sind wirklich ermüdend. Der Film hat nur meine volle Aufmerksamkeit, wenn es nicht die sich ständig wiederholenden Monologe des Killers zu hören gibt. Der inzwischen 61jährige Regisseur David Fincher sollte sich nach zahlreichen Erfolgen lieber zur Ruhe setzen als uns nochmal mit so etwas zu peinigen.

9. FAMILY SWITCH

USA, von McG, mit Jennifer Garner, Ed Helms, Emma Myers, Brady Noon, Matthias Schweighöfer und Rita Moreno. Auf Netflix

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An einem Tag einer besonderen Planetenkonstellation nötigt der junge Wyatt seine Familie ins Weltraumobservatorium, um die Planeten genau inspizieren können. Weihnachten steht bevor und die Familie außer Wyatt hat eigentlich etwas Anderes vor. Der Blitz schlägt in das Fernrohr ein. Sohn und Vater sowie Tochter und Mutter tauschen jeweils die Körper. Die Tochter mit dem Körper der Mutter muss am Arbeitsplatz nun eine wichtige Präsentation vorführen und die Mutter im Körper der Tochter muss an einem wichtigen Fußballturnier teilnehmen.
Körpertausch-Komödien gibt es bereits seit 40 Jahren und die Wenigsten sind wirklich gut. Mutter-Darstellerin Jennifer Garner spielte 2004 selbst mal die Jugendliche in "30 über Nacht".
Nach einer halben Stunde geht mir alles so auf die Nerven und ist kaum zu ertragen, dass ich den Rest im Schnelldurchlauf schaue und nur die Szenen mit Matthias Schweighöfer als exzentrischem deutschen Hundeliebhaber Rolf genau und sogar mehrfach ansehe. Und ich kann es selbst kam glauben, das zu schreiben, aber die deutsche Berufs-Nervensäge Matthias Schweighöfer macht tatsächlich die beste Figur im Film. Als Wahrsagerin sehen wir die 91jährige Film- und Theaterlegende und Oscar-Preisträgerin Rita Moreno (WEST SIDE STORY).

8. THE POPE´S EXORCIST

USA, von Julius Avery, mit Russel Crowe, Alex Essoe, Daniel Zovatto, Peter deSouza-Feighoney, Laurel Marsden, Cornell John, Ryan O´Grady und Franco Nero

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Pater Gabriele Amorth, den es tatsächlich gab, ist als Exorzist tätig und wird zu einem mutmaßlich von einem Dämon besessenen Jungen nach Spanien gerufen, um die Vorfälle gemeinsam mit dem einheimischen Pater Tomas zu prüfen und zu handeln. Es kommen die üblichen Exorzisten-Klischees wie perverse Sprüche mit tiefer Stimme, fliegende Gegenstände und ein kotzendes Kind. Alles schon gesehen und alles viel besser ...
Die Darsteller*in von Sohn und Tochter bringen eine wirklich ansehnliche Leistung und reißen den Film gemeinsam mit Italo-Altstar Franco Nero als Pabst aus dem Gröbsten und Schlimmsten heraus. Im April startete das mit schwachem Erfolg in den deutschen Kinos und ist ein halbes Jahr danach bereits auf Netflix zu sehen.

7. SAW X

USA, von Kevin Greutert, mit Tobin Bell, Shawnee Smith und Anderen

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Der totkranke John Kramer alias Jigsaw hat Hoffnung, mit einer neuen Behandlungsmethode im Experimentalstadium von seinem Gehirntumor geheilt werden zu können. Die Klinik und das Personal sind eine Inszenierung. Er wird unbehandelt zurückgelassen und fianziell betrogen. Das schreit nach Rache und so werden alle Beteiligten unfreiwilling zu den Jigsaw-Festspielen eingeladen.
Die Geschichte des hoffnungsvollen Totkranken und der gefälschten medizinischen Behandlung sind sehr interessant erzählt. Wer die SAW-Filme wegen der inovativen Folter- und Tötungsmethoden schätzt, kommt auf ihre*seine Kosten. Die Spiele sind durchaus kompetent gestaltet. Prüfungen wie Bein Absägen sowie den eigenen Kopf aufsägen, um das eigene Gehirn auszulöffeln, sind dann doch sehr sadistisch und dienen nur dem Selbstzweck. Das Gesicht mit Heizstrahlern zu grillen, ist nur sadistisch und abstoßend. Wenn es weniger mit der Handlungsentwicklung zu tun hat sondern purer Selbstzweck ist, widert mich so etwas nur noch an.
Immerhin gibt es zwei, drei originelle Wendungen. Doch insgesamt wird hier eine erfolgreiche Filmreihe weiter ausgebaut und es geht nur noch darum, Gewinne zu maximieren.
Zeitlich spielt SAW X zwischen dem Original SAW (2004) und SAW II (2005). Hauptdarsteller und Hauptdarstellerin sind also 18, 19 Jahre älter als in den beiden Filmen, die vor und nach SAW X spielen. Tobin Bell sah bereits bei seinen frühesten SAW-Rollen verwittert aus, bei Shawnee Smith als Assistentin Amanda fällt der Altersunterschied sehr deutlich auf. Außerdem spielt Shawnee Smith sehr schlecht. Ich sah SAW und SAW II nicht unmittelbar vor dem Kinobesuch, erinnere mich aber noch. Die Filme in der Reihenfolge der Zeitlinie zu sehen, macht sicher einen sehr unglaubwürdigen Eindruck.
Die nächsten Teile sind schon in Planung. Da werden noch jede Menge Nebenfiguren und ihre Taten und Schicksale ergiebig ausgebreitet werden können.


6. HERCULE POIROT - A HAUNTING IN VENICE

USA, von Kenneth Branagh, mit Kenneth Branagh, Tina Fey, Kelly Reilly, Ricardo Scamarcio, Jamie Dornan und Michelle Yeoh

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Kenneth Branagh´s dritte Regiearbeit mit sich selbst als belgischem Meisterdetektiv Hercule Poirot ist ungefähr auf einem Niveau mit seiner Neuverfilmung von MORD IM ORIENT EXPRESS und weniger schlecht als seine digital verunstaltete Neuverfilmung von TOD AUF DEM NIL. Anstatt alle Schauplätze und Kulissen durch aufdringliche digitale visuelle Effekte darzustellen wird im echten Stadtbild von Venedig und ich echten Kulissen gedreht, was gut zur Geltung kommt und immerhin für etwas Atmosphäre sorgt.
Meisterdetektiv Hercule Poirot ist mittlerweile im Ruhestand und lebt in der Lagunenstadt Venedig. Er wird von einer Bekannten gebeten, an einer Geisterbeschwörung teilzunehmen, um herauszufinden, ob diese echt oder gefälscht ist. Als Medium Joyce Reynolds kann die asiatische Actionfilm-Ikone und diesjährige Oscarpreisträgerin Michelle Yeoh als Einzige schauspielerisch überzeugen, die früh ums Leben kommt. Alle Personen, Personenkonstellationen , Zusammenhänge und Handlungsverläufe sind derart uninteressant erzählt und präsentiert, dass ich mich wirklich langweile. Und Rückblenden werden wie immer in seinen Poirot-Filmen in schwarz-weiß gezeigt. Einfallsloser geht es nicht. Kenneth Branagh ist einfach ein schlechter Regisseur.

5. THANKSGIVING

USA, von Eli Roth, mit Neil Verlaque, Patrick Dempsey, Rick Hoffmann, Jalen Thomas Brooks, Milo Manheim und Gina Gershon

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Der einzige Grund, warum Eli Roth immer noch Regie bei Filmen führt, ist wahrscheinlich, dass er sich vor etwa 20 Jahren bei Kultfilmer Quentin Tarantino einschleimte, ein paar Jahre an seinem Wirtstier hing, zwei Nebenrollen in dessen Filmen DEATH PROOF und INGLOURIOUS BASTERDS mitwirkte und einen der markanten falschen Trailer im GRINDHOUSE-Doppel von Tarantino und Robert Rodrigues drehte: THANKSGIVING ist mit drei Minuten Laufzeit sein einziger richtig guter Film. Und aus diesem Trailer von 2007 machte Regisseur Eli Roth ohne Beteiligung von Tarantino nun nach vielen Jahren einen eigenen Film, dessen Idee und Handlung wirklich nicht für einen abendfüllenden Film taugt.

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Die Kombination von Feiertagen oder besondern Kunsumtagen mit einer Serienkillergeschichte hat im US-Genrekino eine große und lange Tradition. Wir sahen schon Serienmörder an Weihnachten, am Valentinstag, auch an Ostern - da bin ich nicht sicher. Jetzt kommt eben der Erndedankfest-Mörder.
An Thanksgiving kommt es bei einer Rabattaktion in einem Supermarkt zu einem tödlichen Inferno, bei dem die Kundschaft sich um die kaum vorhandenen Schnäppchen streitet und dabei gegenseitig umbringt oder tödliche Unfälle verursacht. Eine der Getöteten ist Familienmutter Amanda (Gina Gershon, SHOWGIRLS, BOUND). Nach diesem sehr interessanten Auftakt mit Elementen von Konsum- und Gesellschaftskritik möpselt der Film total ab. und es wird echt lahm. Ein Jahr später tötet ein Serienmörder mit Maske - wie originell ... - die Beteiligten vom Vorjahr und arrangiert mit ihren Leichen ein makaberes THANKSGIVING-Essen.
Eli Roth ist einfach ein Regisseur mit sehr bescheidenen filmischen und erzählerischen Fähigkeiten. Es gelingt ihm nie, Mitgefühl oder Interesse für das Schicksal der beteiligten Personen zu erzeugen; die einzige Ausnahme ist eben Amanda. Besonders die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind sind uninteressante und austauschbare Filmfiguren, die sich teilweise zum Verwechseln ähnlich sehn und deren Schicksale mir völlig egal sind.
Immerhin sind die Tötungsmethoden teilweise originell und sehr heftig dargestellt. Allerdings finde ich Tötungen wie das Gratinieren eines lebenden Menschen im Backofen unnötig sadistisch und überflüssig.

4. SCREAM 6

USA, von Matt Battinelli-Olpin und Tyler Gillett, mit Melissa Barrera, Jenny Ortega, Hayden Panettiere, Sasmin Savoy Brown, Mason Gooding, Dermot Mulroney und Courteney Cox

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Dem verstorbenen Meisterregisseur Wes Craven (NIGHTMARE ON ELM STREET) gelang es einst eine sehr clevere Dekonstuktion und Analyse von Stilmitteln und Klischees des Serienkiller-Kinos, aus denen er eine selbstironische Filmhandlung kreierte. In der direkten Fortsetzung schuf Craven eine sehr intelligente Film-im-Film-Handlung, die im Umfeld der Filmproduktion über die Woodsborow-Morde spielt. SCREAM 3 und ein später vierter Teil, den Craven noch selbst zu Lebzeiten drehte, fielen in der Qualität schon deutlich ab, sind aber sehenswert. 2022 sollte noch mehr Geld verdient werden und die Geschichte um den Serienmörder "Ghostface" und seine Nachahmer*innen sollte von anderen Auftragsregisseuren engdültig zum unvermeidlichen Franchise ausgebaut werden. Von den Persönlichkeiten der ersten und frühen SCREAM-Filmen ist bei Teil 6 2023 nur noch Courtney Cox als Reporterin und Buchautorin dabei, die wie üblich mal eine Faust ins Gesicht bekommt. David Arquette als Sheriff wurde letztes Jahr in Teil 5 umgebracht und Neve Campbell als erstem Verfolgungsopfer Sidney Prescott war es dann nach einem Gastauftritt in SCREAM 5 endgültig zu blöde.
SCREAM 6 macht nicht nur den Fehler, frühere Persönlichkeiten gegen uninteressante und austauschbare Darsteller*innen auszutauschen. SCREAM 6 macht den noch größeren Fehler, den Mikrokosmos der Kleinstadt Woddsborow zu verlassen und ins große New York zu wechseln. Das Ergebnis ist arm an Überraschungen und einfach nur noch ermüdend.

Die Teile 7 und 8 sind in Vorbereitung. Dass die beiden Hauptdarstellerinnen der Teile 5 und 6 nach fragwürdigen Kommentaren über den Israel-Palestina-Krieg gefeuert wurden, macht mehr Schlagzeilen als eine mögliche Weiterentwicklung der Handlung.

3. INDIANA JONES UND DAS RAD DES SCHICKSALS

USA, von James Mangold, mit Harrison Ford, Phoebe Waller-Bridge, Mads Mikkelsen, Ethann Isidore, Boyd Holbrook, Oliver Richter, Toby Jones, Thomas Kretschmann, Shaunett Wilson sowie John Rhys-Davies und Karen Allen

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Nein, der Vergleich mit den früheren INDIANA-JONES-Filmen ist nicht unfair und nicht ungerecht. Denn dieser Film wurde genau für die Zielgruppe der INDIANA-JONES-Fans produziert und die Vergleiche sind zwangsläufig.
Sofort enttäuscht der Film mit dem Fehlen eines klassichen Indiana-Jones-Gags, nämlich dem Übergang vom Paramount-Motiv zum Bild eines Berges. Auch das Fehlen der Vorspanntitel enttäuscht.
Die lange Auseinandersetzung des digital verjüngten Indiana Jones und seines Kumpels Basil Shaw ist insgesamt spannend und gelungen, wobei der jüngere Indiana Jones optisch nicht überzeugt und die alte Stimme des alten Harrison Ford in der Originalfassung bzw. des alten deutschen Synchronsprechers Wolfgang Pampel irritieren. Die Einführung des alten Indiana Jones in Unterhose an seinem letzten Arbeitstag ist dann auch der traurige und entwürdigende Anfang einer traurigen und entwürdigenden Handlung. Indy hat scheinbar ein Alkoholproblem und gönnt sich auf nüchternen Magen einen Whiskey zum Frühstück. Wir sehen im Regal klein aber erkennbar ein Schwarz-Weiß-Foto von Indy´s Sohn Henry Jones III alias Mutt neben dem Foto des Vaters und aufmerksames Publikum weiß bescheid, lange bevor die kurze Geschichte von Mutt in einem kurzen Dialog erklärt wird. Die Ehe mit Marion steht kurz vor der Scheidung. Die Tochter von Basil Shaw und Patentochter von Indy, von der wir noch nie etwas gesehen, gehört oder gelesen hatten, taucht nach vielen Jahren ohne Kontakt auf, weil sie seine Hilfe braucht und das Verhältnis und die Chemie der Beiden stimmt nie richtig. Zwei wirklich interessante Filmfiguren wie der von Thomas Kretschmann gespielte Nazi-Offizier und die afroamerikanische Geheimdienstagentin scheiden früh aus der Handlung aus.
Entwürdigend ist auch, dass dem tattergreisigen Indiana Jones immer noch selbstmörderische Stunts wie die Sprünge zwischen den Fahrzeugen oder ein Absprung aus einem Flugzeug zugemutet wurden. So etwas wurde im 2008er KRISTALLSCHÄDEL, den ich im Gegensatz zu den meisten Anderen übrigens sehr mochte, teilweise von Mutt erledigt und das funktionierte gut.
Viele Handlungselemente und Filmfiguren wirken auf mich wie Imitationen aus früheren INDIANA-JONES-FILMEN, ohne annähernd deren Qualität zu erreichen. Krabbelnde Insekten und eine Hängebrücke gab es schon bedeutend besser.
Das große Problem ist aber die Regie. James Mangold ist kein schlechter Regisseur, aber er ist kein Steven Spielberg. Er ist ein mittelmäßiger Auftragsregisseur. Steven Spielberg schafft es wie kaum ein anderer Regisseur im Hollywood-Blockbuster-Kino, aus einer Handlung und einer Szene das Maximum von Emotionenen heraus zu holen, von Romantik bis Ekel, von Glück bis Todesangst, von Humor und Klamauk bis Staunen. Und das schafft James Mangold nicht annähnernd.
Nach dem Verkauf von LUCAS FILM an den Disney-Konzern zog sich George Lucas aus dem aktiven Filmgeschäft zurück. Steven Spielberg zog sich nach seiner Mitwirkung am Entwicklungsstadium als Regisseur zurück. Beide tauchen im Abspann als Exetutive Producers auf. Der Rückzug von Steven Spielberg als Regisseur wäre auch für Hauptdarsteller Harrison Ford die richtige Zeit gewesen, sich zu verabschieden.
Wir treffen den ehemaligen Wüstenbewohner Sallah (John Rhys-Davis) in zwei Szenen wieder, der nun in New York lebt und an jedem Tag die Wüste und das Meer des Orients vermisst. Das ist so traurig.
Der dänische Weltstar Mads Mikkelsen - kürzlich mit dem Europäischen Filmpreis für seinen neuen dänischen Film ausgezeichnet - ist einer der besten aktiven Schauspieler des Universums. Seine Darstellung als Nazi macht auf mich den Eindruck, als habe er keine Lust auf die Rolle und spiele sie wegen der Gage, von der Mikkelsen in Dänemark ein halbes Jahr Theater spielen oder zum Selbstkostenpreis in zwei dänischen Filmen mitspielen kann. Wahrscheinlich sollte er wie in fast allen seinen Hollywood-Rollen eine Variation seines Le Chiffre in James Bond 007 spielen und so sieht es aus. Und das nehme ich ihm nicht übel.
In der Abschlussszene treffen wir Karen Allen als Marion Ravenwood wieder, was das Filmende immerhin etwas versöhnlich gestaltet.
Der allererste Indiana-Jones-Film JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES kostete inflationsbereinigt übrigens 20 Millionen $ und sieht immer noch sehr gut aus. Der Zweite INDIANA JONES UND DER TEMPEL DES TODES kostete inflationsbereinigt 28 Millionen § und sieht immer noch sehr gut aus. INDIANA JONES UND DAS RAD DES SCHICKSALS kostete 300 Millionen $ und sieht vergleichsweise gar nicht gut aus.
Möge Indiana Jones nun in Frieden ruhen.


2. HAMMERHARTE JUNGS

Deutschland, von Granz Henman, mit diversen Darstellern*innen, deren Namen ich herauszusuchen, ich mir nicht die Mühe mache, sowie Axel Stein und Diana Amft. Zu sehen auf Netflix.

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In dieser sehr späten Neuverfilmung der früheren Filme von 2001 und 2003 ist die einzige originelle Idee, dass nicht nur der Penis mit dem Jungen spricht sondern auch die Vagina mit dem Mädchen. Die Jugendlichen sind älter; sie ist mindestens 18 und fährt Auto. Negativ fällt dabei auf, dass die Darstellerin der Jugendlichen bereits 27 und der Darsteller des "Jungen" 26 ist. Bei der Besetzung wird sorgfältig auf ethnische Vielfalt gesetzt. Beim unsympathischen Schülerinnen-Trio, das sie als Schulschlampe mobbt, sind eine Latina und eine Asiatin. Neu sind seit 2003 Mobiltelefone, Internet und andere technische Möglichkeiten, ohne aus negativen Folgen solcher Techniken und Netzwerke ein bestimmendes Handlungselement zu machen.
Axel Stein (Red Bull in HARTE JUNGS und KNALLHARTE JUNGS) spielt seinen Vater und Diana Amft (KNALLHARTE JUNGS) spielt ihre Mutter. Bezüge zu den früheren Rollen gibt es nicht.

HAMMERHARTE JUNGS ist eine echte Qual, die ich mir in mehreren Teilen zwischen 20 und 30 Minuten antun musste - na ja, ich musste gar nicht - und absolut unerträglich. Zum Glück läuft das da auf Netflix und es wird keine Kinoleinwand damit kontaminiert.

1. EXPENDABLES 4 alias EXPEND4BLES

USA, von Scott Vaugh, mit Jason Statham, Silvester Stallone, Dolph Lundgren, Megan Fox, 50 Cent, Randy Couture, Iko Uwais, Tony Jaa und Andy Garcia

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Die 4 in den Filmtitel EXPENDABLES aufzunehmen, ist die erste von drei pfiffigen Ideen. Kurz nach Filmbeginn sehen wir die erste Szene der inzwischen 37jährigen Megan Fox im kurzen dunkelroten Kleid, in dem sie aussieht wie eine Prosituierte. Die dritte originelle Idee ist der beim Glücksspiel verlorene EXPENDABLES-Ring, der in einer Bar an einen Dildo angesteckt ist.
Achtung Spoiler !!! Die Expendables werden auf eine neue Mission geschickt. Nach einer halben Stunde Laufzeit scheidet Barney Ross (Stallone) durch eine tödliche Flugzeugexplosion aus der Handlung aus. Immerhin ist Stallone der Erinder der EXPENDABLES-Reihe und sein Name steht als zweiter auf dem Filmplakat. Zehn Minuten vor Schluss taucht er wieder auf und sein Tod war vorgetäuscht. Ach ja, in der Gruppe scheint es ein*e Verräter*in zu geben und nach einiger Zeit ist aus dem Weltall zu erkennen, wer das ist.
Megan Fox läuft während des Einsatzes die meiste Zeit im bauchfreien Sport-BH herum. Auf der einen Seite ist es sehr fragwürdig, wie sexualisiert Megan Fox seit Jahren in Filmrollen inszeniert wird. Auf der anderen Seite ist sie eine total unfähige Schauspielerin und gut auszusehen, ist das Einzige, was sie überhaupt kann.
Die Produktionskosten von etwa 100 Millionen Dollar scheinen überwiegend in die Gagen investiert worden zu sein. Die visuellen Effekte wurden nach Teil 3 wieder in Bulgarien produziert und sehen schlecht und primitiv aus. In mehreren Szenen sind die Ränder von eingefügten Personen oder Objekten deutlich zu sehen. In einer Szene fliehen die Expendables in einem offenen Motorboot vom Frachter, der gleich explodieren wird, und im Fahrtwind bewegen sich nicht einmal die Haare. Für solche Effekte würden sie sich sogar beim Billig-Heimvideo-Studio ASYLUM schämen.
Am schlimmsten neben den schlampigen Effekten ist aber der Umgang mit den asiatischen Actionfilm-Ikonen Iko Uwais (THE RAID + THE RAID 2) und Tony Jaa (ONG BAK), die ausgezeichete Kampfsportler sind und fast nur herumquatschen, ohne zeigen zu dürfen, was sie können.
Dieses Machwerk ist eine einzige Unverschämtheit.

Und sonst ...

Weitere Kandidaten für die Flop10 der schlechesten Filme 2023 sind natürlich AVENGERS & Co., der neue EXORZIST von David Gorden Green, der sich in den letzten Jahren bereits an der HALLOWEEN-Reihe vergangen hatte, sowie MANTA MANTA - ZWOTER TEIL und der aktuelle Schundfilm von Til Schweiger. Aber ich bin kein akkreditierter Filmkritiker und bekomme meine Kinokarten weder bezahlt noch kann ich sie von der Steuer absetzen. Daher bin nicht mehr bereit, Geld dafür zu bezahlen und warte das Netflix-Zeitfenster oder die Sendung auf PROSIEBEN/SAT.1 ab.

Meine persönlichen Kino-Tiefpunkte

Das japanische Filmfestival NIPPON CONNECTION in Frankfurt war in diesem Jahr nicht besonders gut. Der Vorverkauf war zu Zeiten, die auf der Internetseite veröffentlicht waren, nicht besetzt und das war eher kompliziert. Im heißen Juni war bei Temperaturen von über 30°C im Frankfurter Eldorado-Kino die Klimaanlage ausgefallen und wir ertrugen die Filme bei subtropischen Innentemperaturen. Danach hatte ich solche Kreislaufprobleme, dass ich sogar Eintrittskarten verfallen ließ und mich lieber in meinem Schwimmverein aufhielt.

Dario Argento war Gast im Frankfurter Filmmuseum und ich verpasste ihn, weil ich dachte, er sei eine Woche später da. Selbst schuld.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Martin Betzwieser

Personifizierter Ärger über Meinungsmanipulation, Kino- und Kabarattliebhaber

Martin Betzwieser

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