Scheiß aufs Bügeln: Heide Lutoschs „Kinder haben“
Ein Jammerbuch? Nein! Heide Lutoschs Essay „Kinder haben“ ist mehr als Klage. So polemisch, pauschal dieses Buch mitunter ist, zielt es auf Erkenntnisgewinn
„Silo“: Repression auf vielen Ebenen
Momente des Lichts trotz düsterer Dystopie: Dobrila Kontić über das faszinierende Konstrukt der Sci-Fi-Serie „Silo“
Enno Poppes „Prozession“: Was man findet, wenn man aufgibt
Enno Poppes grandioses neues Album „Prozession“ geht zurück auf das erste pandemiebedingte Lockdown-Jahr
Olga Tokarczuks „Empusion“: Eine feministische Variation des „Zauberberg“
In ihrem Roman „Empusion“ rückt die 61-jährige Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk den „Zauberberg“ meisterhaft in eine weiblich-feministische Perspektive
„Goldhammer“ porträtiert rechten Influencer Marcel Goldammer: Ich sind viele
Pablo Ben Yakov und André Krummel porträtieren mit „Goldhammer“ erneut eine umstrittene Figur: Marcel Goldammer, schwuler Sexarbeiter im Ruhestand, der in Israel zum Judentum konvertiert ist und nun für die AfD in Berlin-Neukölln kandidiert
„Blue Skies“ von T.C. Boyle: Ein fast heiteres Katastrophenszenario
Der Klimawandel-Roman „Blue Skies“ von Kultautor T.C. Boyle ist trotz dystopischer Ausgangslage kein dystopisches Buch. Eine Leseempfehlung
Anders als Kritiker behaupten, spielt der Schwarzwald-Tatort auf der Höhe der Zeit
Die Pandemie und die drohende Klimakrise haben einer ganzen Generation viel Hoffnung geraubt. Der Schwarzwald-Tatort nimmt sich der Generation Z an – und überzeugt
Männer mit Fischen oder die Vermessung der Welt
Großwildjagd für Reiche, Angeln für die Mittelklasse: Der Bildband „Ein Mann, ein Fisch“ zeigt Angler, die ihren Fang präsentieren. Unser Autor fragt sich, was die Faszination solcher Bilder ausmacht
„Tage im Mai“: Ein wütender Corona-Roman von Marlene Streeruwitz
Marlene Streeruwitz gehört zu den streitbarsten Gegenwartsautorinnen im deutschsprachigen Roman. Covid-19 markierte eine Zäsur im Leben, Denken und Schreiben der Autorin. „Tage im Mai“ ist ein Dialogroman, der diese Krise verhandelt
Auf Friedensmission: Christopher Blattmans „Warum wir Kriege führen“
Der renommierte Konfliktforscher präsentiert in seinem Buch „Warum wir Kriege führen und wie wir sie beenden können“ Vorschläge zur Lösung von Krise und Konflikt. Nicht alle sind empirisch belegt, dafür aber originell und diskussionswürdig
„Beau Is Afraid“ mit Joaquin Phoenix: Ganz schön entsetzlich
Für seine Filme „Hereditary“ und „Midsommar“ wurde Ari Aster als Begründer eines neuen Horrorkinos mit psychologischer Tiefe gefeiert. Mit „Beau Is Afraid“ wagt er eine Abkehr vom bewährten Rezept und betritt stilistisch neues Terrain
Hito Steyerls „Animal Spirits“: Das Metaverse ist Käse
Die Videokünstlerin Hito Steyerl steht seit Jahren für herausfordernde Installationskunst. Eine Arbeit, die sie im vergangenen Jahr aus Protest von der Documenta zurückzog. Eine Untersuchung des Metaverse
Hans-Eckhardt Wenzel: Mann des Widerspruchs
Andreas Dresen nennt ihn einen „Typ mit Eiern“: Vielleicht erobert der Liedermacher Hans-Eckhardt Wenzel dank des großartigen dokumentarischen Porträts von Regisseur Lew Hohmann jetzt (endlich) auch den Westen
Bernhard Hommels Buch gegen die Identitätspolitik: Angststörungen therapieren?
Psychologe Bernhard Hommel will vermeintliche Irrtümer der Identitätspolitik entlarven und ihnen mit den Methoden seines Fachs Kontra geben. Dabei steht er dem Gegenstand seiner Untersuchung allerdings alles andere als objektiv gegenüber
Jörg Fausers Briefe an seine Eltern: „Man hängt halt so an dem, was man hat“
Wunderbarer Trotzkopf: Ein Band mit Briefen an die Eltern beschließt die dritte Werkausgabe, die Jörg Fauser – Ausnahmeschriftsteller der westdeutschen Nachkriegsliteratur – gewidmet ist. Porträt eines akribischen Arbeiters
„Diesseits der Mauer“ von Katja Hoyer: War die DDR gar nicht so übel?
Ilko-Sascha Kowalczuk hat Katja Hoyers hoch gelobte Studie „Diesseits der Mauer“ gelesen. Dass man Alltag und Diktatur voneinander trennen könnte, hält er für einen großen Trugschluss. Historiker sollten analysieren, nicht nacherzählen
Alva Notos „Kinder der Sonne“: Der Algorithmus füllt die Lücken
Vielen ist Alva Noto alias Carsten Nicolai durch die Filmmusik für „The Revenant“ bekannt. Hinreißend schön klingt nun auch seine Theatermusik zu Maxim Gorkis „Kinder der Sonne“
„Music“ von Angela Schanelec: Bilder und Wahrheit
„Music“ heißt der neue Film von Regisseurin Angela Schanelec. In ihm erzählt die für ihre fordernden Filme bekannte Regisseurin, wie ein moderner Ödipus überleben könnte
Şeyda Kurts „Hass“: Ist Hass politisch?
Bestellerautorin Şeyda Kurt widmet sich in ihrem neuen Buch dem Hass und „der Macht eines widerständigen Gefühls“. Sie schreibt über jene, die sich mit seiner Hilfe aus der Ohnmacht befreien. Julia Schramm kommt vieles darin bekannt vor
„Poker Face“ von Rian Johnson: Die USA in Miniaturen
Retro-TV vom Feinsten: „Poker Face“ ist eine Hommage an Columbo, mit einer großartigen Natasha Lyonne als menschlichem Lügen-Detektor „on the road“ und einem angenehm entspannten „Fall der Woche“-Erzählrhythmus
„Boys Club“: Hörenswerter Podcast zum Machtmissbrauch bei Axel Springer
Der Podcast „Boys Club“ nimmt sich viel Zeit, um die Machtstrukturen bei Axel Springer offenzulegen. Interviews geben Einblicke in die emotionalen Nöte, die Überforderung, die Grauzonen im Fall Julian Reichelt
19. Gallery Weekend in Berlin: Wo zur Hölle sind wir jetzt?
Beim 19. Gallery Weekend war Berlin als Kunststadt wieder wer. Die Kunst war politisch und die Post Internet Art ist zurück. Doch etwas trübte die Stimmung
Anti-Heimat-Literatur: Wer geht, kommt nicht unbedingt an
Wer „assu“ geht, empfindet großen Schmerz. Wer drinnen lebt, denselben: Die Flucht aus Osteuropa wird in der neueren österreichischen Lyrik sensibel beschrieben. Eine mentale Annäherung
Franzobels „Die Viehmännin“: Des Teufels Anna
Franzobels „Die Viehmännin“ scheint den Märchen der Gebrüder Grimm entsprungen. In ihm leuchtet der Autor die Abgründe der österreichischen Gegenreformation aus. Denn die Wahrheit des Geistes hat stets mit der Ökonomie des Fleisches zu tun